Media vita in morte sumus.
mitten im Leben
sind wir im Tod –
so heißt es
schöner wäre dies:
mitten im Tod
lasst uns im Leben sein
Media vita in morte sumus.
mitten im Leben
sind wir im Tod –
so heißt es
schöner wäre dies:
mitten im Tod
lasst uns im Leben sein
wenn ich an uns denke, bist du
meine Mutter und ich deine Tochter:
die Tochter meiner Mutter
wenn du an uns denkst, bin ich
deine Tochter und du meine Mutter:
die Mutter deiner Tochter
wozu noch? wozu?
alles geht zu. zu um zu.
ich bleibe wo? wo bin ich noch?
kein wohin mehr, kein wozu.
wozu noch? wozu?
an manchen Tagen
bleiben die Wörter stur
in ihren Ecken hocken
kein Reim
kann sie locken, sie
bocken und zicken
und mir bleibt nur
zu nicken und
zocken
einst
werden bessere Tage
kommen, gewiss – allerdings
werden diese besseren Tage
gewiss schlechter sein als
die schlechteren Tage
von einst
morgens streife ich die Spinnweben
von meiner Sehnsucht, vergeblich
suche ich nach den Spinnen, nur
nachts kann ich sie weben hören
bald werde ich Moose und Flechten
von ihr entfernen müssen, vielleicht
kann ich die Pilze finden, die früher
auf ihr bis in die Himmel wuchsen
abends stelle ich ihr etwas Wasser hin –
ich weiß, das kann die eifrigen Spinnen
nicht vertreiben, es schützt auch kaum
vor Moosen und Flechten
vielleicht aber lässt es
alte Pilze gedeihen
Putins Krieg: böse sei er,
unnötig und völkerrechtswidrig –
ja, gewiss: Krieg ist eben
Krieg!
unser Krieg aber: gut sei er,
notwendig und legitim –
wie das? Krieg ist doch
Krieg!
wir sollten es einmal besser haben
als sie, so wollten und wollen sie es
wir haben es heute wirklich besser
als sie, so schmollen sie nun
wir dächten wohl, wir seien etwas Besseres
als sie, so grollen sie uns
wir aber wollten doch nur ihren Wunsch erfüllen
und ihnen damit unseren Dank zollen
wenn ich schreib ein Gedicht
über nichts: ist das dann
ein Genicht?
wenn ich schreib über nichts
ein Gedicht: ist das dann
dichts?
wenn ich schreib ein Gedicht
über nichts: ist das dann
eines Nichtgedichts
Nichtsgedicht oder
eines Dichtgenichts
Dichtsgenicht oder
ein Gedichtnichts
über ein Gedichtsnicht oder gar
ein Genichtdichts, genichtsdicht?
wenn wir uns die Klinke
in die Hand geben,
klinken wir uns dann
ein oder aus?
Krieg reimt auf Sieg:
dabei wären Tod, Leid und Qual
die Reimwörter der Wahl
Krieg reimt nicht auf Frieden:
denn Frieden ist ein Wort, das
wird im Krieg gemieden
Krieg reimt auf Gewinn:
doch nur in einem Sinn,
von dem ich lieber schwieg‘
kein Komet, kein Schnee –
ja, noch nicht mal ein Ballon!
oh, in was für einer drögen
Gegend wohn ich hier?
da helfen nur noch Drogen …
vielleicht seh ich dann auch
mal ’nen Komet, ein bisschen Schnee –
und mit etwas Glück bei einem Tee
einen Ballon, groß wie drei Kanapee