Das schlecht temperierte Exil

Ein kleines Gedicht zu Deinen 40 Jahren Exil in Deutschland (ganz ohne Bach und ohne Klavier)

Du kamst aus voller Wärme
in eisige Kälte: Ankunft in Berlin (West)
bei minus 20 Grad.

Inzwischen sind die Winter hier
(wie auch die Sommer)
deutlich wärmer geworden.

Doch wie viel Liebe ich auch versuche
Dir zu geben: Im Exil wird’s leider
nie so richtig warm.

Fundworte/Wortfunde: a


immer und überall
suche ich, finden mich
schöne Wörter

ich suche
nach allen Seiten
und finde

schöne Wörter
allenthalben

Meine lieben Leser:innen, Ihr habt es gemerkt: Dies ist der Auftakt zu einem durch und durch lyrifantischen Adventskalender! An jedem der nun anstehenden 24 Tage öffnet sich auf meinem Blog ein kleines Gedicht über ein schönes Wort! Habt viel Freude damit, aber vor allem: Habt eine wunderschöne Adventszeit!

wie Wörter schmecken

ganz eigen und unverwechselbar
(und eigentlich: unbeschreiblich)
ist er, dieser Geschmack von Wörtern
(dort, wo sie dir auf der Zunge liegen):
stets schmeckt ein Wort nach Wort –
wobei: (nimm dir das Wort aus dem Mund
und schmeck es nach) ein jedes Wort
hat seinen eig’nen Wortgeschmack:
ob wöß, ob wouer, ob wolzig, worzig
oder wotter – Wörter schmecken
(ich meine es wortwörtlich:)
worthaft-wortig

Ein Beitragsvorschlag zu Christines Buch

Wurmsegen

Gang uz, nesso, möcht ich singen:
Gang uz, Wurm, und nimm bitte
all deine vermaledeiten Würmchen mit:
uz fonna marge in die Adern,
uz aus den Köpfen und den Herzen,
uz aus unserer schönen Welt
ins Wohinauchimmer: uz, uz, uz!
drei Vaterunser (fürchte ich)
werden nicht helfen

ach! – wo nur
ist dieser Zauberspruch, der
alles wieder heile macht?

Das althochdeutsche Vorbild findet ihr hier: https://de.m.wikisource.org/wiki/Pro_Nessia