plötzlich ein laut vernehmbares „Krah“
von ganz weit oben: ein Blick in den Himmel –
und ja! da ziehen sie wieder, die Krähen!
Leben, Überleben
Begegnung
Begegnung ist vermutlich
unsere einzige Chance, aus
einem Gegen ein Entgegen
entstehen zu lassen
Symphonie in Grün
für Myriade
ganz grün muss mir heute
Mutter Grün gewesen sein:
nichts – so sagt sie – sei
jemals das Gleiche in Grün
und mir wird ganz grün
vor Augen. doch leider
ist für diese Symphonie
in Grün meine Sprache
noch viel zu grün
Kurzglückfragmente (31)
noch bevor das Schiff in die Havel einbiegt:
unvermittelt (dem eifrigen Wind sei Dank)
ihren schweren erdigen Geruch
schon in der Nase
Kurzglückfragmente (30)
der Wildnis ganz nah im Grüngürtel um die Ecke:
wohliges Schnauf-Schmatz-Grunzen
unbeirrt schmausender Wildschweine
noch immer
für Claudia
noch immer
dauert mich
Dein früher Tod
noch immer
trauert schwer
mein Herz
noch immer
kauert tief
in mir die Not
noch immer
lauert überall
der Schmerz
die Welt da draußen
die Welt da draußen
macht mir Angst:
nichts als Grausen
Sausen Brausen
ohne Pausen …
die Zeit der Flausen ist vorbei.
die stillen Klausen sind entzwei.
und zum Schmausen
gibt es nur noch Brei …
missglückter Suizidversuch
ich hänge
am Leben
ein Luftbild
ach, könnte ich an solchen Tagen, die
mich mit steifer Brise ganz in Atem halten,
nur einmal kurz die Luft anhalten
und sie bitten, mich in ihrem Luftzug
mitzunehmen – ganz weit fort!
und vielleicht könnte ich mir
dort aus der Puste wieder
etwas Atem holen
verloren
was haben wir nicht schon alles verloren:
Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld,
den Glauben, die Geduld, den Mut,
unsere Unschuld, unsere Liebesmüh,
Freunde (an den Tod und an das Leben),
den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau,
den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn,
Haare auch, manchmal ein paar Kilos,
das Bein, den Arm, unser Herz,
ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden,
Sicherheit und Gewissheit,
ja, die Sprache und nun auch noch
uns
wir sind verloren,
alles haben wir verloren,
wir haben nichts mehr zu verlieren:
was habe ich dann hier noch
verloren
blaues Wunder?
es wird uns grauen: wenn wir am Ende
in dieser braunen Scheiße sitzen werden –
was, bitte, habt ihr nicht verstanden
an dieser Rede vom „blauen Wunder“?
ich habe Angst
ich habe Angst
vor diesen selbsternannten Putinverstehern
(die uns Pazifisten „Putinversteher“ schimpfen)
und die nun so zahllos die Talkshows bevölkern
und ganz genau wissen, was dieser Putin will
und was nicht, auf dass sie endlich kriegen, was
sie wollen: und das ist Krieg – und die nur eines
nicht tun: und das ist Verstehen
ich habe Angst