nicht wann, nicht wo,
weder warum noch wozu
wird was wie entschieden
die entscheidende Frage ist doch:
wer entscheidet,
wer entscheidet?
Gedankenspiele: Unsortiertes
political correctness?

der entscheidende Machtfaktor
warum liegt Macht (so scheint es)
immer in den Händen der Falschen?
vermutlich weil die Richtigen niemals
für Macht über Leichen gehen würden
„Behalte den Flug im Gedächtnis“
„Behalte den Flug im Gedächtnis. / Der Vogel ist sterblich.“
Schlussverse aus „Mein Herz ist bedrückt“ von Forugh Farrochsad
Zur Erinnerung an den Tod von Jina Mahsa Amini heute vor einem Jahr und im Gedenken an die vielen, die im Widerstand gegen das iranische Mullah-Regime ihr Leben gelassen haben
wie aber
die Erinnerung
an das Fliegen wachhalten
im immer abgeriegelten Käfig?
nur noch die toten Vögel
wissen davon zu singen
das Wort zum Tag
schwere Unwetter
sind das eine
das andere ist
leichtfertige Uneinsichtigkeit
die Probleme abwiegeln
ist das eine
das andere sind
versiegelte Böden
kalte Füße
kalte Füße
kann ich nicht bekommen
von Natur aus
habe ich schon immer
kalte Füße
September
die Tage können richtig warm noch werden,
doch die Nächte bleiben kühl.
morgens ziehn schon kleine Nebelherden,
und in dir wächst dieses Gefühl:
bald kehrt wieder ein Dezember.
aber noch – noch ist es September!
im Zug
weil ich beim Zugfahren jetzt immer an Albrecht Selges Roman „Fliegen“ denken muss
vorbei
fliegen Welt
und Zeit
die Gedanken
fliegen
dahin
und auch ich
hebe ab und
fliege
Erinnerung
woran ich mich gut erinnern kann:
damals
erschien mir meine Erinnerung
verlässlich. oder täuscht mich da
jetzt
meine Erinnerung?
(miss)Glück
wenn’s dir glückt,
ist’s Glück
doch sei getrost:
wenn’s dir missglückt,
ist’s kein Unglück
im Blick des Elefanten
gestern, beim Besuch im Zoo,
führte mich mein Weg zum Schluss
dorthin, wohin ich immer muss:
zu den Elefanten – sowieso!
und als ich da saß, gedankenschwer,
da spürt’ ich plötzlich, intensiv,
einen Blick auf mir – ganz tief:
er kam von einer Elefantin her.
so Blick in Blick, vollends versunken,
verblieben wir geraume Zeit,
bis mir schien – bei meinem Eid! – ,
als habe mit dem Rüssel sie gewunken.
nicht glauben konnt’ ich, was da geschah:
hat dieses Tier – mir gar nicht nah –
aus der Ferne schon erkannt,
dass in mir wohnt ein Elefant?
ungeheuerlich
die größten Ungeheuer sind
solche, die uns auf den ersten Blick
noch ganz geheuer erscheinen