die Tage können richtig warm noch werden,
doch die Nächte bleiben kühl.
morgens ziehn schon kleine Nebelherden,
und in dir wächst dieses Gefühl:
bald kehrt wieder ein Dezember.
aber noch – noch ist es September!
Gedankenspiele: Unsortiertes
im Zug
weil ich beim Zugfahren jetzt immer an Albrecht Selges Roman „Fliegen“ denken muss
vorbei
fliegen Welt
und Zeit
die Gedanken
fliegen
dahin
und auch ich
hebe ab und
fliege
Erinnerung
woran ich mich gut erinnern kann:
damals
erschien mir meine Erinnerung
verlässlich. oder täuscht mich da
jetzt
meine Erinnerung?
(miss)Glück
wenn’s dir glückt,
ist’s Glück
doch sei getrost:
wenn’s dir missglückt,
ist’s kein Unglück
im Blick des Elefanten
gestern, beim Besuch im Zoo,
führte mich mein Weg zum Schluss
dorthin, wohin ich immer muss:
zu den Elefanten – sowieso!
und als ich da saß, gedankenschwer,
da spürt’ ich plötzlich, intensiv,
einen Blick auf mir – ganz tief:
er kam von einer Elefantin her.
so Blick in Blick, vollends versunken,
verblieben wir geraume Zeit,
bis mir schien – bei meinem Eid! – ,
als habe mit dem Rüssel sie gewunken.
nicht glauben konnt’ ich, was da geschah:
hat dieses Tier – mir gar nicht nah –
aus der Ferne schon erkannt,
dass in mir wohnt ein Elefant?
ungeheuerlich
die größten Ungeheuer sind
solche, die uns auf den ersten Blick
noch ganz geheuer erscheinen
Verschnaufpause
gnädig ist uns dieser Sommer – gönnt
er uns (und sich) doch immer wieder
eine kurze Verschnaufpause
und wir, die wir in Dachwohnungen leben
(wie es sie in heißen Städten gibt),
wir, Sommer, wir danken es dir
Mittsommer
jetzt
werden die Tage
wieder kürzer
und
wieder länger
werden die Nächte
und
bald ist wieder
Mittwinter
an der Bushaltestelle
da ist (immer wieder)
die Angst, den Anschluss
zu verpassen: das führt (immer wieder)
zu langen (überlangen) Wartezeiten, die
mich tatsächlich den Anschluss
an das Leben verpassen
lassen
wenigstens finde ich so
Zeit zum Denken und Dichten
über das Warten
und das Leben
Ordnung und Unordnung

Unordnung
ist doch nur
eine Form von
Ordnung
und Ordnung
ist nichts weiter als
eine Form von
Unordnung
was wir sind
wir sind geworden, was
man von uns erwartet hat:
wir sind, was man ist
man hatte von uns erwartet, dass
wir werden, was man wird: wir wurden, was
man von uns erwartete, dass wir es würden
was man so nicht erwarten kann:
dass wir sind, was wir sind
Finten
was, wenn das Leben
vielleicht nur eine Finte
des Todes wäre?
und was, wenn dieser Gedanke
nur eine Finte des Lebens wäre, um
den Tod hinters Licht zu führen?