als die Tage wie Jahre
vergingen, konnten wir
es kaum erwarten
seit die Jahre wie Tage
vergehen, würden wir
lieber noch zuwarten
Leben
UnterKörperSprache
aus dem Bauch heraus
würde ich sagen:
in den Schoß gefallen
ist mir nichts –
ich musste mir für alles
den Arsch aufreißen
Zeit für ein Loko-Motiv
wer das Leben in vollen Zügen
genießen will, sollte seine Bahnen
nicht in ausgefahrenen Gleisen ziehen
du stellst die Weichen
und gibst das Signal
Einsicht, angesichts des Todes
im Gedenken an Anke und Claudia
(auf dass Ihr beide nun eine wirklich glückliche Zeit habt)
dass im Angesicht des Todes
der Tod wünschenswerter als
das Leben erscheint, gehört zu
den Absurditäten des Lebens
halten oder lassen?
für Anke
Du sagst:
„Ich will jetzt noch nicht gehen.“
Ich antworte:
„Du gehst jetzt auch noch nicht.“
Du sagst:
„Wenn es jetzt eben so weit ist.“
Und ich frage mich:
Wenn es jetzt eben so weit ist
(doch ist es wirklich schon soweit?):
was hilft Dir dann mehr –
halten oder lassen?
an der Bushaltestelle
da ist (immer wieder)
die Angst, den Anschluss
zu verpassen: das führt (immer wieder)
zu langen (überlangen) Wartezeiten, die
mich tatsächlich den Anschluss
an das Leben verpassen
lassen
wenigstens finde ich so
Zeit zum Denken und Dichten
über das Warten
und das Leben
davon
mit einem blauen Auge
kommst du
davon
das kommt
davon
dass du
so blauäugig bist
am Ende aber
geht das Spiel
auf
und davon
was anfangen
was anfangen
mit meinem Leben?
statt immer wieder
mich dies zu fragen:
vielleicht sollte ich
einfach anfangen
zu leben?
aber wie, wenn ich
von Anfang an
den Anfang
verpasst habe?
60 Jahre alt – und noch immer gleich ratlos wie zu Beginn … Ob das im nächsten Lebensjahrzent besser wird?
was wir sind
wir sind geworden, was
man von uns erwartet hat:
wir sind, was man ist
man hatte von uns erwartet, dass
wir werden, was man wird: wir wurden, was
man von uns erwartete, dass wir es würden
was man so nicht erwarten kann:
dass wir sind, was wir sind
Finten
was, wenn das Leben
vielleicht nur eine Finte
des Todes wäre?
und was, wenn dieser Gedanke
nur eine Finte des Lebens wäre, um
den Tod hinters Licht zu führen?
Ansichtssache
„So schnell
stirbt es sich nicht“,
pflegte mein Arzt
zu sagen.
„Korrekt“, bestätigt
die Schildkröte.
„Einspruch“, protestiert
die Eintagsfliege.
„Schnell
wäre mir lieber, aber bitte
nicht so bald“,
denke ich.
mitten im Tod
Media vita in morte sumus.
mitten im Leben
sind wir im Tod –
so heißt es
schöner wäre dies:
mitten im Tod
lasst uns im Leben sein