nein, ich will nicht
mich entscheiden müssen
zwischen wir hier und sie dort
(das verlange bitte niemand von mir)
(wie sollte ich es erfüllen können?)
nein, ich will nicht
mich entscheiden müssen
zwischen Mensch hier und Mensch dort
Krieg
toccata e fuga
toccata – eine geschlagene
ist die Welt, wir improvisieren
Leben, in seinen Tasten
spüren wir Schlag
um Schlag
e fuga – und Flucht
allenthalben, die flüchtige
Hoffnung, noch flüchten
zu können, wo die Welt
aus den Fugen, nur noch fliehen
aus dieser Welt –
doch wohin?
Von Petra Pawlofsky dankenswerterweise reblogged auf ihrem wunderbaren Blog „DA SEIN IM NETZ": https://ppawlo.com/2023/12/01/lyrifants-toccata-e-fuga-und-mein-bild-wohin-nur/
eine Frage der Perspektive?
Putins Krieg: böse sei er,
unnötig und völkerrechtswidrig –
ja, gewiss: Krieg ist eben
Krieg!
unser Krieg aber: gut sei er,
notwendig und legitim –
wie das? Krieg ist doch
Krieg!
ein Reim auf Krieg?
Krieg reimt auf Sieg:
dabei wären Tod, Leid und Qual
die Reimwörter der Wahl
Krieg reimt nicht auf Frieden:
denn Frieden ist ein Wort, das
wird im Krieg gemieden
Krieg reimt auf Gewinn:
doch nur in einem Sinn,
von dem ich lieber schwieg‘
von Krieg und Kriegen
vom Krieg
kriegen sie nie genug –
immer weiter kriegen sie, um
immer mehr zu kriegen
vom Krieg
„Scheinreferendum“
ein Scheinkommentar scheinmeinerseits
darf ich unseren scheindemokratischen
Scheinmedien und Scheinpolitiker:innen,
denen wir dieses scheinheilige Scheinwort
von den „Scheinreferenden“ verdanken,
eine scheinkritische Scheinfrage stellen:
darf ich in dieser schweren Zeit, in der
die Meinungsfreiheit einen Krieg wert ist,
auch eine Meinung haben, die nicht passt?
oder ist das dann auch nur
eine Scheinmeinung?
Errorabwehr
Achtung! Lugalarm!
wo Ohrtürmer Stechtücken
als Erdschummeln tarnen und
Kartoffelschläfer Honigminen
unter Eintagsliegen verstecken:
da möge man gerade noch einmal
mit einem Heuschrecken
davonkommen
Mittsommernacht
mitten in
einem Sommer
aus Nacht
macht sie für kurze Zeit
alles wieder hell:
die Mittsommernacht
in unstimmiger Zeit
verstimmt
ist meine Lyra
in unstimmiger Zeit
die Dichterin
verstummt
auf einmal
soll alles falsch
gewesen sein? –
dann verstehe ich aber nicht:
mit dem (angeblich) Falschen
hatten wir doch
viele Jahre
Frieden
dagegen haben wir jetzt
mit dem (angeblich) Richtigen
schon drei Monate
Krieg
(markierung einer wende)
nach Ernst Jandl

unschwer erkennbar
schwere Waffen
machen den Krieg
schwerlich leichter
dafür den Frieden
leichthin schwerer