traurig bin ich,
schau ich aus mir hinaus:
nur Leid, nur Tod
und Krieg und Not –
die Unvernunft hat jetzt die Oberhand;
alles gar scheint außer Rand und Band:
laut spricht nur sie, die Sprache der Gewalt –
kein Raum für Poesie
traurig bin ich,
schau ich in mich herein:
nur Ach, nur Weh
und keine Idee –
die Hilflosigkeit hat jetzt die Oberhand;
gibt es doch nur noch Wand um Wand:
laut spricht nur sie, die Sprache der Angst –
kein Raum für Poesie
Angst
alles neu …
alles neu
macht der Mai:
neue Regierung
neuer Kanzler
neuer Papst
nur meine Gänsehaut
ist noch die alte
die Welt da draußen
die Welt da draußen
macht mir Angst:
nichts als Grausen
Sausen Brausen
ohne Pausen …
die Zeit der Flausen ist vorbei.
die stillen Klausen sind entzwei.
und zum Schmausen
gibt es nur noch Brei …
kalte Füße
kalte Füße
kann ich nicht bekommen
von Natur aus
habe ich schon immer
kalte Füße
Hoffnung
für Anke
zwischen Hoffen und Hoffen
ein Funken Hoffnung
und noch viel mehr
Angst
im Fall der Fälle
von Fall zu Fall
hoffnungsloser
im freien
auf jeden Fall
im schlimmsten
gesetzt
für alle Fälle
ein klarer
ganz mein Fall
Tage in diesen Tagen
drin bleiben
Abstand halten
funktionieren
telefonieren
Angst haben
funktionieren
improvisieren
jonglieren
Angst haben
Nachrichten hören
recherchieren
Angst haben
funktionieren
Mails lesen
Mails schreiben
kreativ werden
alternative Lösungen finden
funktionieren
improvisieren
drin bleiben
Abstand halten
Angst haben
Die Locken des Knallfroschkönigs
sei kein Frosch,
quak ich mir zu, wenn
sich der Frosch in meinem Hals
zu groß aufbläst: Zeit für ein
frosch-forsches Wort, das
dem Frosch im Brunnen
zeigt, wo’s langgeht
zum Meer
Ängste
meine Angst
kann ich lernen
zu öffnen
die Ängste der anderen
aber vermag ich nicht
zu schließen
Post für mich
Wann
gebe ich es auf,
das Päckchen, das ich mit mir
herumtrage, und schicke
mich in das
Leben?
Spukgeschichten
endlich habe ich
alle guten Geister
verlassen, endlich
sehen sie mich,
die Gespenster,
die Geister, die mich
gerufen haben,
endlich malt
mich der Teufel
an die Wand
Die zweite Haut (9)
Ihr emsigen Bienen, summt
mir ein honigsüßes Kleidchen
aus euren schwirrenden Pelzleibern
und euren sirrenden Hautflügeln.
Umsummt und umbrummt mich,
bestäubt und betäubt mich: Nackt
bin ich unter meinem Bienenkleid.
Ihr werdet mich doch nicht stechen?
Link zum Bild: Maggie Taylor, Girl with a Bee Dress
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut