traurig bin ich,
schau ich aus mir hinaus:
nur Leid, nur Tod
und Krieg und Not –
die Unvernunft hat jetzt die Oberhand;
alles gar scheint außer Rand und Band:
laut spricht nur sie, die Sprache der Gewalt –
kein Raum für Poesie
traurig bin ich,
schau ich in mich herein:
nur Ach, nur Weh
und keine Idee –
die Hilflosigkeit hat jetzt die Oberhand;
gibt es doch nur noch Wand um Wand:
laut spricht nur sie, die Sprache der Angst –
kein Raum für Poesie
Sehr schön und berührend, dein Gedicht, liebe Sabine. Ich bin auch nur noch traurig und verstört, und es will mir nicht gelingen, irgendetwas dagegenzusetzen. Ich versuche es dennoch täglich von Neuem, so wie Kinder, die einen Sandwall gegen die Flut bauen.
Danke, liebe Gerda – und wie machst Du es mit dem Versuchen? Was machst Du? Gibt es irgendeine Strategie, damit umzugehen? (Ich frage, weil ich da echt auf der Suche bin).
Trauer und Ratlosigkeit fühle ich auch bei jedem Blick in die Welt. Du fasst diese Gefühle in poetische Worte. Mir hilft nur der Garten zu vorübergehendem Vergessen oder Lektüre, die mich fortträgt. Ein winziger Funken Hoffnung dahinter, der ohne Grund weitergibt.
Der Funke muss größer werden – wenn ich mir zur Zeit einen Brand wünschen dürfte, dann einen Flächenbrand der Hoffnungsfunken und der Vernunft! Aber ich fürchte, es werden andere Flächenbrände werden … im Nahen Osten wohl auf jeden Fall … (es ist so furchtbar: durch die Angriffe auf das Evin-Gefängnis richtet die iranische Regierung jetzt noch ganz viele Menschen hin – und erledigt damit die Ausschaltung der linken Opposition, an der der Shah-Sohn ja ebenfalls Interesse hat … (Er ist noch nicht mal da, aber die Tötungsmaschinerie läuft schon).
liebe Sabine, du hast den zeitgeist sehr treffend in worte gefasst. mir ergeht es genauso. nur die gärten fangen meine traurigkeit und auch mutlosigkeit auf.
und noch etwas gibt es, das hält: gedichte
mit lieben grüßen
gabriele
Liebe Gabriele, vielleicht sollte ich über einen Garten nachdenken – ja, Gedichte helfen tatsächlich doch noch …
Meine Versuche, auch wenn sie sich kitschig und naiv anhören: Frieden im eigenen Inneren finden/aufbauen, Liebe und Freundlichkeit in die Welt tragen und hoffen, dass diejenigen, die merken, dass sie sie empfangen, weitertragen. Im Großen kann man als einzelner Mensch wohl nicht wirklich etwas ändern.
Nein, das ist nicht naiv oder kitschig – irgendwie müssen wir ja diesem Wahnsinn etwas Positives entgegensetzen!