ein aufgewecktes Kind
war ich. und doch war ich
nie wach genug, um nicht
mein Leben zu verschlafen
jetzt, da ich erwacht, bin
dennoch nur noch müde ich –
todmüde, wenn nicht gar:
lebensmüde
Depression
Schafzeit
Ich sehne mich so
Herman Van Veen, Bis jemand mich hört
Nach einem positiven Geräusch…
es wär an der Zeit
für ein Schaf oder zwei:
mit der Hand übers dichte Fell
und mit der Nase tief hinein –
und ihr Blöken könnte
beruhigend wirken …
und vielleicht gelingt mir mit dem Schaf
mal wieder ein ganz tiefer Schlaf
Leere
Kein Wort singt in mir.
Kein Wort klingt in mir.
Kein Wort schwingt in mir.
Kein Wort kann Wurzeln schlagen
in meiner Seele.
Grundlos traurig bin ich.
Wortlos blicke ich in
bodenlose Leere.
Von meiner Seele löst sich ein
lautloser Schrei.
Licht und Schatten
Wo Licht ist,
ist auch Schatten.
Das heißt doch auch:
Wo Schatten ist,
ist auch Licht.
alles über
für C.
die Ansprüche überhöht
die Erwartungen übermächtig
der Kalender überfüllt
der Geist überlastet
die Seele überladen
der Mensch überfordert
vom Glück übersprungen
vom Wohl übergangen
vom Feind überboten
vom Freund überflügelt
vom Leben überholt
den Erfolg überbewertet
die Arbeit überdosiert
der Mensch überarbeitet
schließlich völlig übermüdet
immer überreizt
Urlaub überfällig
du überreif für die Insel
die Übergriffe nehmen überhand:
gerade nur so überleben
des Lebens überdrüssig
du hast es alles
über
Schwere Nächte, leichte Tage?
– Eine Variation zu “Schwere Tage, schwere Nächte” –
Schwer
lastet die Nacht
noch auf dem Morgen,
doch schon
hastet der Tag
dem Abend entgegen –
scheinbar leicht.
Schwere Tage, schwere Nächte
– Eine (schwere) Variation zu “Leichte und schwere Tage” –
Ein schwerer Tag
wird leichter
bei dunkler Nacht.
Eine schwere Nacht
wird leichter
bei hellem Tag.
Leichte und schwere Tage
– Eine (leichte) Variation zu “Leichte Tage” und “Schwere Tage” –
Nimm die
schweren Tage
leichter
und gib den
leichten Tagen
mehr Gewicht.
Schwere Tage
Manchmal ist früh morgens
der Tag schon so schwer,
dass bis spät abends
die Nacht in mir bleibt.
Dem Grau die Farben entlocken
Dieses Gedicht ist inspiriert von dem wundervollen Bild von Silvia Springorum “Dem Grau die Farben entlocken“.
Dem Grau die Farben entlocken.
Dem Dunkel das Licht entspinnen.
Dem Kalt die Wärme entwinden.
Der Stille das Wort abringen.
Der Angst die Hoffnung abtrotzen.
ausgebrannt
für eine liebe Kollegin
früh für’s Leben entbrannt
immer für alles gebrannt
nichts und nie angebrannt
oft die Finger verbrannt
den Kopf bald abgebrannt
der Seele für immer eingebrannt
ausgebrannt
warum nicht
rechtzeitig durchgebrannt?
Nachtschattengewächse
Die Nacht wirft
ihren Schatten
in den Tag.
Der Tag wächst
in den Schatten
der Nacht,
Tag für Tag.