von meiner Sehnsucht

morgens streife ich die Spinnweben
von meiner Sehnsucht, vergeblich
suche ich nach den Spinnen, nur
nachts kann ich sie weben hören

bald werde ich Moose und Flechten
von ihr entfernen müssen, vielleicht
kann ich die Pilze finden, die früher
auf ihr bis in die Himmel wuchsen

abends stelle ich ihr etwas Wasser hin –
ich weiß, das kann die eifrigen Spinnen
nicht vertreiben, es schützt auch kaum
vor Moosen und Flechten

vielleicht aber lässt es
alte Pilze gedeihen

Heile Welt

Pack mich in Watte. Lull mich ein.
Wiege mich in Sicherheit.
Schirm mich ab von allem Bösen.
Streu mir Sand in die Augen.
Besser noch: Steck meinen Kopf in den Sand.
Schließ mich ein in mein Wolkenkuckucksheim.
Verschanz mich in meinem Elfenbeinturm.
Lock mich hinter den Ofen. Halte mich schön warm.
Bette mich auf Wolken. Deck mich zu
mit Märchen aus einer besseren Welt.
Gaukle mir ein Stück heile Welt vor.
Lüg mir in die Tasche. Und schenk
mir unreinen Wein ein.

Auch wenn Du weg bist

Auch wenn Du weg bist,
spüre ich Dein Auge
auf meiner Haut,
lese ich Dein Lächeln
aus meiner Hand.

Auch wenn Du weg bist,
höre ich Deinen Mund
an meinem Haar,
trinke ich Deine Stimme
von meinem Kopf
bis zu meinem Fuß.

Auch wenn Du weg bist,
schmecke ich Dein Herz
neben meinem Herzen,
atme ich Deinen Atem
in meinem Atem.

Auch wenn Du weg bist,
bist Du da.