so klar der See, so klar der Weg, so klar.
der großen Schwester Schatten bricht dein Licht.
dein felsig’ Fels lässt keinen Raum für Schilf.
dein steinig’ Weg führt uns bergauf zum See:
so will ich denken: wegklar, berghoch, seetief.
so will ich sein und werden: still, ganz still.
tiefschwarze Nacht, kein Mond, kein Licht:
so steh’ nun ich an meiner Sehnsucht See,
gerufen durch ein Buch, ein Bild, waldstill.
blick’ nun in Tannennacht: da fällt so tief
ein Stern herab in Birke, Lärche, Schilf –
und grüne Tiefe macht den Wunsch mir klar.
dein Kind bin ich, du aller Seen See,
von Kind an lieb’ ich dich, du See, ganz tief.
in deiner Seele Grund seh’ ich schwanklar.
find’ Frieden hier, dem Blässhuhn gleich im Schilf.
in seel’ger Weite wird mir alles still:
wie gern bad’ ich in deiner Wellen Licht.
Ein See-Projekt der ganz persönlichen Art: sechs Seen, sechs Strophen – eine SEEstine.
seeaus, hinaus:
ein blauer Seegen,
von Wellen geschenkt
seeaus, hinaus:
zu weißen Seegeln,
von Träumen gesetzt
seeaus, hinaus:
nur du,
nur See –
und Seeligkeit
und
von jeher spricht der Sund:
und
Foto: Steinsundet (2019) – © Lyrifant
Damit ist meine kleine Nordwortlichter-Reihe an ein Ende gekommen. Ein kleines Büchlein ist daraus natürlich auch geworden. Ihr seht es auf meiner Seite Editionen, dort gibt es auch eine Bildergalerie zum Durchblättern.
Worte
zu Stein geworden wie die, die sie sprachen einst, bevor
das Morgenlicht sie berührte: nachts kannst du sie
lautlos murmeln
hören
Foto: Gesteinsformationen zwischen Trondheim und Kristiansund (2019) – © Lyrifant
in den Texturen aus Nebelgewebe
erkennst du Nebelelfen im Elfennebel
– oder sind es Nebelfeen im Feennebel? –
sei‘s drum! sie schenken dir Nebeltexte:
Texturen aus Nebelgewebe
Foto: Nebel über den Sieben Schwestern (2019) – © Lyrifant
in den Wellen das Leben lesen:
im Wellen-Lesen die Wellen leben:
im Wellen-Leben die Wellen lesen:
in den Wellen: Wellen, Wellen
Foto: Vesterålen, Wellen (2019) – © Lyrifant
Schärenmären
erzählen von Schärenbären:
wie sie einander erzählen Schärenbärenmären, die
uns erklären die Sphären von Himmel, Erde
und Meer
Foto: Vesterålen, Schärenlandschaft (2019) – © Lyrifant
wo Windsinn zu Sonnenworten, wo
Sonnenworte auf Erdverse: dort findest du
Himmelsbilder,
geschrieben von Sonne, Wind und Erde,
der Nacht zum Gedicht
Foto: Nordlicht, Finnmark (2019) – © Lyrifant
mach dir deinen Reim auf Eis
– leisweis, eisweiß –
von Eisschollen zu Eistrollen
– eisalt, eiskalt –
mach dir deinen Reim auf Eis, aus Eis
Foto: Eisschollen vor Kirkennes (2019) – © Lyrifant
wo es wolkt über Wogen, wo es wogt unter Wolken, dort hörst du
– hörst du? – Wolkenworte im Wogenton, Wogenworte im Wolkenton
Foto: Am Nordkap (2019) – © Lyrifant