auf fliegende Blätter gesetzte Wörter
sind noch keine geflügelten Worte –
und geflügelte Worte taugen
nicht per se zum Höhenflug
was kümmert‘s mich?
ich schreib mein Wort, gänzlich ungefiedert
und so gar nicht abgefedert, wohin ich will –
und lass im besten Fall es
fliegen
Wort
wenn ein Wort fällt
wenn ein Wort fällt, fang es
auf, ja, ergreife das Wort: fall
dem Wort ins Wort – und, bitte!
lass kein Wort einfach fallen
ich halte Wort
ich halte mein Wort
(wenn ich denn das Wort bekomme)
und ich würde auch
Dein Wort halten
(wenn Du es mir denn gäbest):
ich halte immer Wort, denn ich bin
(auch wenn ich das Wort gerade nicht habe)
eine notorische Worthalterin
das letzte Wort
ein letztes Wort noch: das letzte Wort
ist hoffentlich noch nicht gesprochen
(und ich hoffe sehr, dies ist nicht
mein letztes Wort, denn das letzte Wort
will ich überhaupt nicht haben)
Eingemachtes
leg ein gutes Wort ein
für haltbare Lyrik:
Verse (ausgekocht
und aufgeweckt)
aus der Konserve
als stille Reserve
ein Gedicht ist ein Ballett
die Wörter tanzen
sobald ich dichte:
ein Gedicht
ist ein Ballett
und besser könnt’ ich
ihren Tanz nicht choreografieren
als mit den Wörtern selbst
zu tanzen
Rückbesinnung
rück nur das Wort ein
wenig beiseite und schon
hast du – hinterrückworts –
eine gute Aussicht auf
Sinn
Nachtverse
wo Wörter träumen,
erwachen Gedichte
Wort und Antwort
ein Wort kennt eine Sehnsucht nur:
nichts mehr wünscht es als Antwort:
sei’s ein Widerwort, ein Fürwort, ein Vor-
oder Nachwort, ein Würzwort, ein Beiwort
oder auch nur ein Füllwort, notfalls reicht
ein Unwort –
nur eben ein Wort, ein anderes Wort
hell und dunkel
kann das Wort
seine eigene Hand
vor Augen nicht
mehr sehen –
dann ist es dunkel
oder zu hell
im eigenen Wort
Gast nur bin ich
im eigenen Wort:
und doch ist es
mein einziges
Zuhause
ein Wort, ein Satz
ein Wort macht
noch keinen Satz, denkst du?
täusch dich nicht!
macht ein Wort
einen Satz, entsteht – vielleicht –
Poesie