deine Wörter, große, kleine,
leichte, schwere, zarte, harte,
rare wie geläufige, schöne,
wunderschöne, alte, neue –
alle schenkst du mir, mein Schatz!
und ich gebe dir dafür mein Wort,
das eine, das meine, das ich nur hab,
und schreib dir ein Gedicht
Wort
poesie in reinform
das unwortbare
ins wortlose
wort fassen:
schweigen
singen
wortwörtlich
ein jedes Wort
beim Wort nehmen:
dann gibt ein Wort
das andere
Poesie pur
Wort für Wort
über Wort unter
Wort an Wort
in Wort aus
Wort
fangVerse (4) – blätterRegen
Regen / Regen / auf Wegen / auf Stegen /
ein Segen / es klopfen / die Tropfen /
sie rinnen / gerrinnen / zu Worten /
verrinnen / zerrinnen / laufen über /
das Blatt / gewinnen / Wege / rege /
und Stege / blattüber / blattunter /
es pladdert / es plätschert / es platscht /
es blättert / mein Wort / zu Wegen /
zu Stegen / es klatscht das Blatt /
dem Regen / entgegen / das Wort /
ein Segen / querblattein
fangVerse (3) – nachtsBlatt
nachts / fängt an / was Blatts ist /
umfängt mein Blatt / was Nachts ist /
fängt ein / was zufällt nur / nachtfinster /
verfängt sich denn / nachtrands / blattrands /
ein Stern
nachts / ist ein Stern nur ein Wort / taghell /
nur am Rande / umsternt / umnachtet /
fallen mir die Lieder zu
fangVerse (1) – tanzBlatt
Ule hatte gefragt, ob ich verraten würde, was das Blatt aus meinem Neujahrsgedicht einfangen würde – und hier ist der erste Fang, inspiriert durch Ules Tanzbild
mein Blatt tanzt / im Wind / tanzen die Wörter /
ungeschrieben / schneeflockengleich / weiß auf weiß /
tanze ich / in den Wind / über das Blatt / tanzen wir /
die Wörter / die Flocken / und ich
wo seid ihr, Wörter?
wo seid ihr, Wörter?
ich vermute, ihr haltet euch
auf Abstand und bleibt lieber
zu Hause. Schluss mit Party.
ihr fehlt mir, Wörter!
denn was mache ich, ich arme
Poetin, wenn ich nicht mehr
von euch infiziert werde?
nur geliehen
nur geliehen
hab ich alle meine Wörter:
kein einziges Wort
mein eigenes Wort –
ach! könnt ich eines nur
entwenden! eins nur
von Grund auf neu
erfinden! was aber
hilft’s, wenn ich mit mir
Wörter stehlen kann?
Niemandswörter sind sie doch –
und wie ich’s auch dreh und wende:
am Ende
bleibt mir nichts als dass ich
alle meine Wörter sende
wohin auch immer
zurück
Wittgensteinchen (2)
dichte, obgleich (oder weil) du weißt:
auch das noch so treffende Wort
kann seinen Sinn verfehlen
Wittgensteinchen (1)
auch wenn sich dir
das ein oder andere Wittgensteinchen
in den Weg legt: heb es auf, gehe weiter
und dichte
nichts weiter
wo das Wort
einfach nur
nach Wort schmeckt
(ganz wörtlich)
und der Gedankenstrich
nach Gedanke riecht
und Strich –
dort lass dich nieder
und schreibe ein Gedicht, das
nichts weiter ist als
ein Gedicht