Es war immer mein Traum:
Ein schöner Magnolienbaum
in meinem Garten
vor meinem Haus.
Nun hab ich kein Haus
und hab keinen Garten.
Bleibt nur der Traum
vom Magnolienbaum.
Es war immer mein Traum:
Ein schöner Magnolienbaum
in meinem Garten
vor meinem Haus.
Nun hab ich kein Haus
und hab keinen Garten.
Bleibt nur der Traum
vom Magnolienbaum.
Aus Magnolien
ein duftiger Pavillon:
morgen nur ein Baum.
gedichtweise
sing’ ich
gedichtweisen
bring’ ich
ins gedichtweiße
dring’ ich
gedichtweise
bin ich
gedichtweiß(was)
vielleicht
gedichtwaise
auch nur
Nach reiflicher Überlegung hatte sie es endlich gekauft: das schicke Smartphone in Roségold. Und einen ganzen Nachmittag lang hatte sie nun fleißig die Telefonnummern von Apotheken und Ärzten aus der näheren Umgebung in ihr Handy-Telefonbuch eingegeben. Denn nun konnte sie immer sofort tätig werden, wenn es wieder hieß:
“Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Ihren Apotheker.”
Eine Seerenade mit seedativer Wirkung für Seehnsüchtige
Ein Seekind
bin ich, dem
Sehnsucht sich
in seine Seele
immer nur als
Seehnsucht
schreibt
mir Seegel in die Seele,
dem Seehen, dem Seegen
entgegen: am See, am See nur
findet meine verseehrte Seele
Seeligkeit.
Die Uhren ticken Sommerzeit.
Der Frühling schießt aus allen Knospen.
Doch mich kann er nicht treffen, denn
mir hat der Winter zu seinem Abschied
eine hippe Grippe mit Infekt vermacht:
Der Virus tanzt auf der Bazille Pirouetten,
ich hab hier mein ganz eig’nes Mandelblütenfest.
Und so üb ich mich im positiven Denken:
Der Frühling kann mir nichts, ich bin ja ganz immun,
gut geschützt sitz ich hier unter meiner Käseglocke,
ohne Käse zwar, dafür mit Erkältungstee,
Milch mit Honig, Wärmekissen und Vitamin C.
Lasst uns schniefen, lasst uns husten,
bis die Bronchien krachen: Es ist Sommerzeit!
Den Frühlingsanfang hab ich jetzt verschlafen,
mein Urlaub ist gelaufen, doch Winters Ende
lasst uns feiern, wie es ihm gebührt:
Hatschi!
Ihr kleines Hündchen hatte sie inzwischen gegen einen mittelgroßen indischen Elefanten in Pink eingetauscht. Er ist nicht zu übersehen, leicht zu halten und sehr gelehrig. Vor allem aber begleitet er sie nun immer und überallhin, auch dorthin, wo am Eingang steht:
“Hunde müssen draußen bleiben.”
Erkaltet
Ist die Dichterei,
Ist die Dichterin
Erkältet.
Ohne ihre rosaroten Klebe-Etiketten ging sie nicht mehr ins Theater oder in die Oper. Sie wollte doch aushelfen können, wenn da wieder stand:
„Für Gaderobe keine Haftung.“
Das Wort ist meine Höhle.
Ich schlüpfe hinein, bevor
mir die Welt auf
den Kopf
fällt.
Auf Fernreisen hatte sie nun immer im Portemonnaie ein kleines Musterbüchlein bei sich, das eine Auswahl ihrer Lieblingspapiere (noch dazu in ihren Lieblingsfarben) enthielt wie etwa handgeschöpftes Bütten in Wild- und Heckenrose, Elefantenhaut in Sandstein, Seiden- und Japanpapiere in Lachs, Flamingo und Schwein. Denn sie wollte gewappnet sein für den Fall, dass man sie an der Grenze aufforderte:
“Ihre Papiere, bitte!”
In ihrer Handtasche führte sie nun immer auch eine kleine verschließbare rosarote Schachtel mit sich mit. Sie hatte darin viele rosa Zettelchen gesammelt, auf denen große und kleine, erfüllbare und unerfüllbare Wünsche notiert waren, auf dass sie nie mehr in Verlegenheit geriete, wenn man sie an der Ladentheke oder im Café fragen würde:
“Haben Sie noch einen Wunsch?”