Elefantasie

schau ins Grau –
und du siehst Rosarot:
geborgen, wer dem
sanften Pendeln von Rüsseln
und dem Fächeln der Ohren
zu lauschen versteht, ja:
glücklich, wer zu hören
vermag, wie sie beginnen
zu singen, nahezu unbemerkt
und doch so groß

Ihr könnt Euch denken, was ich gerade gelesen habe: Elefanten aus der von mir so geliebten Reihe “Naturkunden” vom Verlag Matthes & Seitz

Prosa in Rosa (10)

Sie hatte sich verschiedene Listen besorgt: Einkaufs-, Telefon-, Teilnehmer- und Gästelisten, Zug- und Busfahrpläne, Speise- und Getränkekarten, Kassenzettel und anderes mehr. Mit einem eigens dafür gekauften Lineal und einem nigelnagelneuen Filzstift in frischem Rosa begann sie nun, einzelne Posten sorgfältig von diesen Listen zu streichen. Und unter die Listen schrieb sie mit Textmarker in Neonpink:

“Vorsicht! Frisch gestrichen!”

Prosa in Rosa (9)

Sehr lange hatte sie nun an einem Gerät gebastelt, das es ihr ermöglichte, für jeden Baustoff die ihm eigenen Strukturen zu ermitteln und diese in Form eines rosa Netzes auf ihn zu projizieren. Damit konnte sie nun ganz erleichtert in jedes Amt gehen und musste nicht mehr fürchten, des Ungehorsams bezichtigt zu werden; denn nun war es für sie endlich möglich, der Aufforderung an den diversen Türen tatsächlich Folge zu leisten:

„Bitte einzeln eintreten!“

Prosa in Rosa (8)

Aus den Tiefen ihrer Schubladen hatte sie nun doch wieder ihr Kirschblüten-Briefpapier hervorgekramt und schrieb nun viele lange Briefe, in denen sie umfassend Antwort gab auf die großen philosophischen Fragen der Menschheit nach dem Woher, Wohin und Warum – und sie erklärte die Welt in jedem Brief ein wenig anders (denn nichts erfreute ihr Herz mehr als Variation). Nun konnte die nächste Einladung kommen, und sie war vorbereitet auf diesen einen obligatorischen Satz:

“Um Antwort wird gebeten.”

Prosa in Rosa (7)

Sie hatte nun immer, wenn sie in den Park ging, eine gut mit Wasser gefüllte pinkfarbene Metallgießkanne bei sich; und in ihren blassrosa Rucksack hatte sie ihre alten rosaroten Schlittschuhe gepackt, dazu ein Kältespray. Denn sie hielt sich gern an Gesetze, so auch an die Regel, die immer auf den Parkschildern zu lesen ist:

“Rasen betreten verboten!”

Prosa in Rosa (6)

Nach reiflicher Überlegung hatte sie es endlich gekauft: das schicke Smartphone in Roségold. Und einen ganzen Nachmittag lang hatte sie nun fleißig die Telefonnummern von Apotheken und Ärzten aus der näheren Umgebung in ihr Handy-Telefonbuch eingegeben. Denn nun konnte sie immer sofort tätig werden, wenn es wieder hieß:

“Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Ihren Apotheker.”