kann das Wort
seine eigene Hand
vor Augen nicht
mehr sehen –
dann ist es dunkel
oder zu hell
Leben, Überleben
Ruhe in Frieden
für Claudia (18.7.2021)
und Anke (28.6.2023)
wenn denn der Tod
gar nicht so grausam
wäre, wie wir immer denken,
ja, wenn er tatsächlich nur
ein Synonym für Ruhe
und Frieden wäre: dann
fiele die Trauer leichter,
ja, dann wäre der Tod
vielleicht sogar
willkommen
fantische Totengedenken
Elefanten
trauern um ihre Toten
Lyrifanten
singen für sie
mein Trauerhaus. ein Traum
für alle, die schon gegangen sind und noch gehen werden
die Trauer hat
(so träume ich)
ein richtig großes Haus
mit vielen schönen Zimmern
aus jedem Fenster
(so träum ich mir)
schaut glücklich lachend ihr heraus:
wie wundert euch mein Wimmern
aus seiner Mitte
(so träum ich fort)
ein kleiner Garten führt hinaus:
wie sanft und licht sein grünes Schimmern
in diesem Raum
(verspricht mein Traum)
hat meine Trauer einen Ort,
wo ich an euch mich kann erinnern –
von Zeit zu Zeit
in Ewigkeit
Einsicht, angesichts des Todes
im Gedenken an Anke und Claudia
(auf dass Ihr beide nun eine wirklich glückliche Zeit habt)
dass im Angesicht des Todes
der Tod wünschenswerter als
das Leben erscheint, gehört zu
den Absurditäten des Lebens
ultimative Drohung
Tod, lass es dir gesagt sein:
wenn ich dich – lebend – irgendwo
erwische, bring ich dich um
halten oder lassen?
für Anke
Du sagst:
„Ich will jetzt noch nicht gehen.“
Ich antworte:
„Du gehst jetzt auch noch nicht.“
Du sagst:
„Wenn es jetzt eben so weit ist.“
Und ich frage mich:
Wenn es jetzt eben so weit ist
(doch ist es wirklich schon soweit?):
was hilft Dir dann mehr –
halten oder lassen?
Hoffnung
für Anke
zwischen Hoffen und Hoffen
ein Funken Hoffnung
und noch viel mehr
Angst
böses Erwachen
ein aufgewecktes Kind
war ich. und doch war ich
nie wach genug, um nicht
mein Leben zu verschlafen
jetzt, da ich erwacht, bin
dennoch nur noch müde ich –
todmüde, wenn nicht gar:
lebensmüde
Schafzeit
Ich sehne mich so
Herman Van Veen, Bis jemand mich hört
Nach einem positiven Geräusch…
es wär an der Zeit
für ein Schaf oder zwei:
mit der Hand übers dichte Fell
und mit der Nase tief hinein –
und ihr Blöken könnte
beruhigend wirken …
und vielleicht gelingt mir mit dem Schaf
mal wieder ein ganz tiefer Schlaf
Kirschblütenfest

die alten Bäume
singen wieder – himmelwärts –
Lieder, rosarot
was ist denn das?
ich kann nichts mehr lupfen,
ich kann nicht mehr hupfen,
es hört einfach nicht auf,
mich an der Nase zu zupfen,
mich stets unsanft zu stupfen,
überall Schleim hin zu tupfen
und mich erbarmungslos zu rupfen:
ich glaub, ich hab den Dauer-Schnupfen