umarmen möcht ich Dich

umarmen möcht ich Dich
umhalsen umbauchen umbeinen
ummunden auch

abküssen könnt ich Dich
auf und ab und aufküssen
von Fuß bis Kopf

herzen möcht ich Dich
und leiben und körpern
geisten und seelen

einkuscheln möcht ich
mich in Dich und uns
aus und hinauskuscheln

beiliegen will ich Dir
beileben und beilieben
nicht neben nicht mit
nur um und in

Lied wider die Kontinuität

Immer wieder lote ich aus, wie viel ich mit wie wenig Wort sagen kann. Besondere Beachtung finden dabei immer wieder Wörter, die zwar unverzichtbar sind, aber sonst nicht im Vordergrund stehen. An die Qualität meines Erstversuches – Das Lied vom Scheitern – komme ich leider nicht wieder ran, aber es bleibt spannend!

und und und
und und und und
aber
und doch
aber aber
doch doch
und aber doch

na und?

In Sturm und Frieden

Heute Abend war ich wieder einmal bei einem wunderschönen Konzert der fantastischen Capella Moguntina – und der Titel ihres neuen Herbstprogramms “In Sturm und Frieden” (nach einem Zyklus von Gabriel Rheinberger) hat mich inspiriert zu folgendem Liebesgedicht.

In Sturm und Frieden
Bist Du bei mir.
Trägst mich durch Sturm.
Schenkst Frieden mir.

Bringst mich auf Sturm.
Nimmst mir den Frieden.
Nimmst mich im Sturm.
Bringst mir den Frieden.

Läufst mit mir Sturm.
Schließt für mich Frieden.
Hältst mich im Sturm.
Lässt mich in Frieden.

Läutest Sturm
In meinen Frieden.
Findest Frieden
In meinem Sturm.

In Sturm und Frieden
Bist Du bei mir.
Bist Sturm, bist Frieden
mir.

Tier und Mensch

Tier, ich seh dich an
und denke: Ich bin
ein Mensch, und du
bist ein Tier. Du
siehst mich an, doch
was denkst du?

Denkst du: Ich bin
ein Tier, und du
bist ein Mensch?
Wohl kaum. Oder
denkst du: Du bist
ein menschliches
Tier, und ich ein
Tier? Wohl kaum.

Tier, ich weiß, du
denkst, doch was
du denkst, kann
ich nicht denken.
Ich spüre, du siehst
mich an, doch was
du siehst, wenn du
mich siehst, kann
ich nicht sehen.

Tier, du bist ein Tier,
ich bin ein Mensch,
bin ein menschliches
Tier und dir so fern
wie Tier von Tier,
wie Mensch von Mensch,
wie Mensch von Tier.

Eckenlied

gern denk ich um
die Ecke und gern auch eine Ecke weiter
um ein paar Ecken weit und weiter
denk ich mich aus
meiner Ecke mit meinen Ecken und Kanten
in alle Ecken und Enden
lass mich nicht in jede Ecke stellen, ecke
an und schreib in jede Ecke
ein Gedicht

Im Oktober 2019 habe ich aus diesem Gedicht ein kleines Buchobjekt gemacht. Schau mal hier vorbei.

Märchenwald

Es war einmal, seufzen
die Bäume. Und wenn
sie nicht gestorben sind,
flüstert der Wind. Dann
leben sie noch heute,
singen die Blätter. Von
wegen, kichert die alte
Hexe. Einmal sterben sie
alle. Ach wie gut, dass
sie nicht weiß, wer
an ihrem Häuschen
geknuspert hat. Jetzt
erzähl doch keine
Märchen! lacht der
Wald.