Schläft ein Lied … (Drei unromantische Variationen)

Das Original:
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort

Joseph Freiherr von Eichendorff,  Schläft ein Lied in allen Dingen (1835)

(1) Schläft ein Lied …, selbstbewusst-destruktiv
schlaf ein Lied ich aus den Dingen,
die ich träume fort und fort,
und die Welt heb ich ins Singen,
treff genau ins Zauberwort

(2) Schläft ein Lied …, arrogant-pragmatisch
wach bin ich und zähl die Namen,
die ich finde da und dort,
pass die Welt in meinen Rahmen,
brauch dafür kein Zauberwort

(3) Schläft ein Lied …, resignativ-verzweifelt
schläft kein Lied mehr in den Dingen,
die da träumen nimmerfort,
keine Welt hebt an zu singen,
tot ist just das Zauberwort

da kam ein Gedicht geflogen

“da kam ein Gedicht geflogen” – dieser Vers (gefunden bei Buchalov) hat es mir angetan und mich zu diesem neoromantischen Liedlein inspiriert

ich stand allein
am Wegesrand,
dacht’ mir die Welt
als blaues Land:
da kam ein Gedicht geflogen

ich fand mich
an des Meeres Strand,
entwarf mich selbst
als blaues Band:
da ist das Gedicht aufgeflogen

verschwand ins Blau
– leer meine Hand – ,
bleibt nur der Himmel mir
als blaues Pfand:
da war das Gedicht für immer entflogen

Von den Blumen in meinem Garten

für Anke zum Dank für die schöne Idee, dass es vielleicht Menschen gibt, für die Nelke ein Dichter und Mörike eine Blume ist

Was hab ich so feine Blumen
in meinem kleinen Garten:
Die Mörike blüht blau,
wenn lau der Frühling naht.
Die Günderode windet sich
und findet sich stets nah am Wasser.
Das Brentano wuchert überall,
mit einem Knall erwacht der Tieck.
Die Arnim halten sich zurück
im Blüheglück, sie warten, bis
die Schlegel knospen zart.
Bald ist’s vorbei: Der Sommer macht
in voller Pracht, dass nur noch Heine
aus allen Ritzen lacht.