die Welt da draußen
macht mir Angst:
nichts als Grausen
Sausen Brausen
ohne Pausen …
die Zeit der Flausen ist vorbei.
die stillen Klausen sind entzwei.
und zum Schmausen
gibt es nur noch Brei …
Angst
kalte Füße
kalte Füße
kann ich nicht bekommen
von Natur aus
habe ich schon immer
kalte Füße
Hoffnung
für Anke
zwischen Hoffen und Hoffen
ein Funken Hoffnung
und noch viel mehr
Angst
im Fall der Fälle
von Fall zu Fall
hoffnungsloser
im freien
auf jeden Fall
im schlimmsten
gesetzt
für alle Fälle
ein klarer
ganz mein Fall
Tage in diesen Tagen
drin bleiben
Abstand halten
funktionieren
telefonieren
Angst haben
funktionieren
improvisieren
jonglieren
Angst haben
Nachrichten hören
recherchieren
Angst haben
funktionieren
Mails lesen
Mails schreiben
kreativ werden
alternative Lösungen finden
funktionieren
improvisieren
drin bleiben
Abstand halten
Angst haben
Die Locken des Knallfroschkönigs
sei kein Frosch,
quak ich mir zu, wenn
sich der Frosch in meinem Hals
zu groß aufbläst: Zeit für ein
frosch-forsches Wort, das
dem Frosch im Brunnen
zeigt, wo’s langgeht
zum Meer
Ängste
meine Angst
kann ich lernen
zu öffnen
die Ängste der anderen
aber vermag ich nicht
zu schließen
Post für mich
Wann
gebe ich es auf,
das Päckchen, das ich mit mir
herumtrage, und schicke
mich in das
Leben?
Spukgeschichten
endlich habe ich
alle guten Geister
verlassen, endlich
sehen sie mich,
die Gespenster,
die Geister, die mich
gerufen haben,
endlich malt
mich der Teufel
an die Wand
Die zweite Haut (9)
Ihr emsigen Bienen, summt
mir ein honigsüßes Kleidchen
aus euren schwirrenden Pelzleibern
und euren sirrenden Hautflügeln.
Umsummt und umbrummt mich,
bestäubt und betäubt mich: Nackt
bin ich unter meinem Bienenkleid.
Ihr werdet mich doch nicht stechen?
Link zum Bild: Maggie Taylor, Girl with a Bee Dress
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut
#frapalymo 22-nov-16: Rotes Elfchen
Der zweiundzwanzigste Impuls – „schreibt ein rotes elfchen“ – fiel mir nicht so leicht wie das “blaue tanka”. Das mag daran liegen, dass ich kein so gutes Verhältnis zur Farbe Rot habe (wohlgemerkt als Farbe, nicht politisch 🙂 ). Und wohl auch daran, dass ich mit Elfchen nicht so gut kann: Sie sind zwar schön kurz, und ich habe auch nichts gegen strenge Formvorgaben, aber ich glaube, mich stört, dass sich das Elfchen der üblichen Syntax widersetzt… Und so habe ich also Versuch um Versuch geschrieben und geschrieben (von Rotwein, von Liebe und Hass, von Kirschen, vom Mohn, vom linken Herzen, vom Rotfuchs usw.) – aber alles nicht wirklich vorzeigbar. Aber dann standen plötzlich diese Zeilen im Raum:
Rotes Elfchen
Angst
Nachtrotes Ungeheuer
Schläft in mir
Ich wecke sie nicht:
Morgenröte
Die nackte Angst
Die Angst
nagt neckisch
an meinem Nacken,
nuckelt voller Nücken
an den Nocken
meines Genicks.
Sie neigt den Kopf
und nickt mir zu.
Ja, sie vernascht mich –
nackt,
wie ich bin,
nackt,
wie sie ist.