Spuren / von Duft / Strukturen / von Luft /
aus diesen Tinkturen / entstehen Figuren /
Spuren / von luftigen Kreaturen / Strukturen /
von duftigen Naturen / für meiner Skripturen /
Gruft
fangVerse (1) – tanzBlatt
Ule hatte gefragt, ob ich verraten würde, was das Blatt aus meinem Neujahrsgedicht einfangen würde – und hier ist der erste Fang, inspiriert durch Ules Tanzbild
mein Blatt tanzt / im Wind / tanzen die Wörter /
ungeschrieben / schneeflockengleich / weiß auf weiß /
tanze ich / in den Wind / über das Blatt / tanzen wir /
die Wörter / die Flocken / und ich
ein weißes Blatt Papier
vor mir liegt das neue Jahr
wie ein weißes Blatt Papier:
ich probiere das ein oder andere Wort –
entschließe mich dann aber doch,
das Blatt in den Wind zu hängen
und einfach nur abzuwarten,
was es mir einfangen wird
zwischen den Jahren
diese stillen Tage
zwischen den Jahren:
ganze Jahre scheinen zu ruhen
zwischen diesen Tagen
kein Weihnachtsgedicht
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 24
kein Weihnachtsgedicht
mag ich von der Seele
mir schreiben
ein “kein Weihnachtsgedicht”
möge vom Leibe
mir bleiben
mein “nein, kein Weihnachtsgedicht”
mochte nun doch aus Leib und Seele
mir treiben
dennoch: kein Weihnachtsgedicht
möchte ich schreiben –
nur gute Wünsche, ungereimt
Ihr Lieben,
die Ihr mir hier auch in diesem Jahr Eure wohlwollende Aufmerksamkeit geschenkt habt (durch Euer Mit-Lesen und Mit-Denken, wenn nicht gar Mit-Dichten), Euch sage ich DANKE und wünsche Euch friedvolle Weihnachtstage und einen geruhsamen Jahreswechsel. Und für 2022 wünsche ich Euch Gesundheit (vor allem), Geduld (in Tonnen), Schokolade (mindestens genauso viel), Frohsinn und Zuversicht (unendlich) und Freude (trotzdem!) …
Herzlich, Sabine alias Lyrifant
und nun
von nun an:
nur noch nun
von jetzt auf gleich:
nur noch jetzt –
und gleich (jetzt gleich)
und im Nu
beim Du mit jedem Augenblick
und nun?
nun
und nun
und nun
und nun
im Traum gefragt
zerstört die Erfüllung
den Traum?
oder
zerstört der Traum
seine Erfüllung?
früher oder später
früher
dachte ich:
später
wird alles
besser
später
dachte ich:
früher
war alles
besser
früher oder später
werde ich wissen:
jetzt
ist es
gut
Gedichtkrümel. Ein Krümelgedicht
mühsam klaube ich
Brosamen zusammen:
jeden Brösel, jeden Krümel
nur: so wird kein Brot
eine Krümelmuse gibt es nicht, die
vielleicht ein paar Musenkussbrösel
für mich übrig hätte
nicht einmal kleine Brötchen
kriege ich gebacken
vielleicht sollte ich mich endgültig
verkrümeln
Was so eine SWR2-Matinee zum Thema “Brot” für lyrische Folgen haben kann …
Frage an einen Engel
was täte ich, wenn
ein freundlicher Engel
mir seine Flügel liehe?
erst würde ich
– völlig hilflos –
am Boden herumrudern, dann
– etwas zaghaft vielleicht –
in die Höhe flattern; und wenn
es mir tatsächlich gelänge,
mich in die Lüfte zu schwingen,
dann würde ich wohl bald
– im Sturzflug –
wieder zu Boden sausen; denn woher
sollte ich wissen, wie das geht:
fliegen?
ob der Engel wohl auch
so freundlich wäre, mir
Flugstunden zu geben?
ein bisschen södern
muss ich heute doch noch –
so frag ich mich: habeck’s
oder habeck’s nicht begriffen?
erst so einen Baerbock schießen,
dann die Wunden lindnern –
wer glaubt, man könne da noch
unbescholzen davonkommen?
Zündstoff Hoffnung
vielleicht ein Beitrag (wenn er denn für passend befunden wird) für das Projekt „Zündstoff Hoffnung“ von Petra Pawlofsky
wo viel gezündelt
wird, braucht es wohl
Hoffnung, die zündet
was aber tun, wo sogar
Hoffnung verbrennt?
Wasser auf die Mühlen?
was braucht es, um
neuen Zunder zu geben,
ohne in Brand zu stecken?