stille Tage
nur mit mir
ohne Dich
aber wo kehre ich
ein, wenn nicht
bei Dir?
die Leinen los!
die Leinen los! schon löst sich das Schiff
vom festen Ufer, ich löse mein Haar und
überlasse mich dem Wind, dem Kurs
auf Neuland, der Strömung
des trägen Flusses –
die Leinen los! des Lebens Rätsel löse
ich so nicht, aber gelöst blicke ich
in das Schaukeln der Wellen wie
der Sonne und überlasse mich
dem sanften Wasser –
und lasse
die Leinen los
Errorabwehr
Achtung! Lugalarm!
wo Ohrtürmer Stechtücken
als Erdschummeln tarnen und
Kartoffelschläfer Honigminen
unter Eintagsliegen verstecken:
da möge man gerade noch einmal
mit einem Heuschrecken
davonkommen
auf Wolken
wenn die Sorgen dich umwölken:
lass nur verwölken die schweren Gedanken
die leichten aber lass umwolken dich
auf dass sie dir den Himmel aufwolken
Inseln
wenn du dich inseleinsam
fühlst und mutterinselallein:
warum nicht ein wenig herum-
inseln, davoninseln, dahininseln
zu neuen Versteck- und Entdeckinseln?
zu neuen Ufern
wenn die Gedanken wieder ausufern:
einfach immer weiter entlangufern
mal hinüber-, mal herüberufern
dich allmählich wieder einufern
und schließlich neu anufern
Herdenfragen
sag mir: ab wann sind wir eine Herde?
ab zwei, ab drei?
wenn’s blökt, wenn’s muht?
nur wenn ein Leithammel dabei?
wenn alle denken: nur wir sind gut?
und muss es zwingend einen Hirten geben?
sag mir: was macht es aus, das Herdenleben?
wer weiß?
wer weiß
schon, wie ich heiß?
na, und wenn
schon, dann
Emma wie Möve –
oder war es
Anna wie Blume?
egal, wer weiß
schon, wie ich heiß?
na, und wenn
schon, dann ist‘s auch
egal – vielleicht war‘s
Nikolaus oder –
Haus?
egal, was weiß
ich, wie ich heiß?
es müsste schon
wer weiß was für ein Name
sein, schön und leicht
zu vergessen – ist er‘s?
wer weiß?
happy birthday to you
für Claudia
happy?
birthday?
not happy!
no birthday!
so let me just sing:
to you!
to you!
Moorpoesie
(ein zweiter Versuch)
dem Moor lauschen:
sein Schweigen ist hörbar
im Quaken der Frösche
hab nah das Ohr am Moor:
Froschworte fang zu hören
das Schweigen der Poesie
das schönste Gedicht

das schönste Gedicht
schreibt der See: in sanften Wellen
fängt ein er das Licht des Augenblicks
über der Ewigkeit Tiefe
Kippfigur
schau ich von außen zu mir
hinein, sehe ich mich, wie ich
von innen zu mir heraus schaue
und mich sehe, wie ich von außen
zur mir herein schaue und
mich sehe, wie ich zu mir
hinaus schaue