Fingerübungen
und abends
und abends
zähle ich die Schafe –
bis ich einschlafe
und nachts
hüten sie meine Träume –
bis ich erwache
und tagsüber
zähle ich die Träume
und hüte die Schafe –
bis es Abend wird
Lyrifants Falkenlied
der Falke ist entflogen.
allein ich steh hier an der Zinne.
niemanden hör ich singen
von Falken noch von Zinnen.
der Falke ist entflogen.
allein ich steh hier an der Zinne.
so sing ich vor mich hin
von Falken und von Zinnen.
den Falken seh ich fliegen
einsam von meiner Zinne aus.
wer wird einst noch singen
von Falken und von Zinnen?
da kam ein Gedicht geflogen
“da kam ein Gedicht geflogen” – dieser Vers (gefunden bei Buchalov) hat es mir angetan und mich zu diesem neoromantischen Liedlein inspiriert
ich stand allein
am Wegesrand,
dacht’ mir die Welt
als blaues Land:
da kam ein Gedicht geflogen
ich fand mich
an des Meeres Strand,
entwarf mich selbst
als blaues Band:
da ist das Gedicht aufgeflogen
verschwand ins Blau
– leer meine Hand – ,
bleibt nur der Himmel mir
als blaues Pfand:
da war das Gedicht für immer entflogen
fehlt nur noch der Sommer
Lyrifants Gruß zu Weihnachten
Hier sei dir geschwind entdeckt,
was im Geschenkanhänger steckt:
ein großes Päckchen guten Mutes
für diese schwere, dunkle Zeit,
dazu lamettaweise Gutes
und Fantasie, in der es schneit,
dazu noch eine Scherbe Glück
und dieser Fahrschein in die Zeit zurück,
als wir noch unbeschwert in Scharen
zur Weihnachtszeit zusammen waren.
Mit diesem Weihnachtsgedicht, das Lyrifant in diesem Jahr in kleinen Geschenkanhängern (Ihr seht es im Bild) oder als PowerPoint-Präsentation an all seine Lieben geschickt hat, sei Euch für Eure Treue, mit der Ihr diesem Blog folgt, ganz herzlich gedankt. Und ich wünsche Euch ein wunderschönes Weihnachtsfest (im Kreis Eurer Lieben, so dies möglich ist) und einen geruhsamen (immerhin: böllerfreien) Jahreswechsel! Kommt bitte alle gut durch diese schwere Zeit und bleibt gesund und heiter!
verlogene Welt
wir schwindeln,
bis uns schwindlig ist
wir schummeln,
bis uns schummrig wird
wir mogeln,
bis wir ganz mugelig sind
und wir flunkern uns ganz flink
von Flunsch zu Flansch
das heißt: es wird betrogen und gelogen,
bis ein jeder Balken gebogen
Hölderlin-Mantra – Variation 2
Montiert aus den Hölderlin-Versen meines Hölderlin-Mantras.
Und Gefahr bleibet.
Wo aber wächst,
Was ihr Gewaltigen mir gönnt?
Das ist: die Hoffnung!
Lieber! Was aber wäre reifem Dichter
Das Rettende? –
Nur einen Herbst
(Ohne einen Sommer auch)
Leben zu Gesange
Stiften!
Hölderlin-Mantra – Variation 1
Gerdas wunderbare Legebilder haben mich zu gleichsam lyrischen “Legebildern” inspiriert. Das Wort-Material stammt aus meinem Hölderlin-Mantra.
Das Legen der Hölderlin-Wörter zu Lyrifant-Worten war viel schöner, als mit dem Automatengedichtautomaten die Hölderlinverse zu ‘wolfen’ – außerdem ist “Hölderlin wolfen” auch Hölderlin gegenüber keine nette Geste, und wirklich Sinnvolles kommt dabei auch nicht heraus. Also schrieb ich die Wörter auf kleine Klebezettelchen und begann sie neu zu arrangieren. Dieses Neu-Anordnen aller Hölderlin-Wörter zu neuen Texten hatte etwas ungeheuer Meditatives, was ich heute sehr genossen habe: So war ich ganz bei Hölderlin und ganz bei mir.
Einen Sommer wächst Hoffnung auch
Und einen Herbst.
Was aber mir bleibet,
Lieber! ist Gefahr.
Was wäre das Leben ohne die Dichter?
Ihr Gewaltigen,
Nur reifem Gesange
Gönnt zu stiften
Das Rettende –
Aber wo?
Weihnachts-Elfchen
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 23
Schnee
knirscht leis
im Herzen mein
summt das alte Lied
weihnachtsfroh
Ein friedvolles Weihnachtsfest, ein paar stille und erholsame Tage und ein kurz- und langglückreiches Neues Jahr wünsche ich Euch allen – und ich danke Euch für die Beständigkeit, mit der Ihr meinen Blog besucht. Eure Anteilnahme an meinen Texten ist immer wieder eine große Freude für mich und eine stete Quelle der Inspiration!
Mustermuster
inspiriert von Ules Muster-Bild zu #inktober
es gibt kein Muster
für Lebenswege –
und es gibt keinen
Musterlebensweg
strick dir einfach was zusammen
zu einem bunten Lebensmustermix
hab keine Angst vor
Laufmaschen: lass
laufen, lauf mit
und entdecke
immer wieder
ein neues Muster
Summer’s Rain Song
Epilog zu Summer in the city
nun lässt uns dieser Sommer
doch noch im Regen stehen!
was ist das nur für ein Schlingel
mit seinen Gewittern im Anzug:
gießt Tropfen auf den heißen Stein,
jagt uns Schauer um Schauer
über den Rücken, macht uns nass
bis auf die Haut und sich einfach
aus dem Staub – doch sicher
werden wir ihm das wohl rasch verzeihn,
denn auf jeden Regenguss folgt bald
schon wieder Sonnenschein