nordwärts
zieht es mich
ins polargrüne Licht
über nachtweißem Land
und winterschwarzem Meer
mit Dir
nordwärts
ziehe ich mit Dir
mich neu einzunorden
lichtwärts landwärts meerwärts
hin zu Dir
polwärts
nordwärts
zieht es mich
ins polargrüne Licht
über nachtweißem Land
und winterschwarzem Meer
mit Dir
nordwärts
ziehe ich mit Dir
mich neu einzunorden
lichtwärts landwärts meerwärts
hin zu Dir
polwärts
unter einem Dach
lach und wein ich
mit Dir
mach ich uns
ein kleines Nest:
unter einer Decke
stecke ich
mit Dir
recke mich und necke Dich
ganz fest:
unter einer Haut
ganz traut sind wir
stecken in einer Haut
lachen und weinen uns
laut aus unsrer Haut:
gut. nur unter einen Hut
kriegen wir uns nicht.
mein Herz
hab ich für Dich
schön heimelig gemacht:
zwei Zimmer, Küche, Bad, Balkon,
mit Himmelbett und Schreibetisch
und einer Laube für uns zwei
Du trittst ein, und ja, Du freust Dich,
und doch, ganz insgeheim, vermisst Du
den großen Garten Deiner Kindertage
und die Veranda rings ums Haus, und
Dir fehlt die Wärme, nicht nur des
Korsi
Liebe
ist das Wort
aus Deinen Augen:
es macht mich
hell
Liebe
ist das Wort
aus Deinen Händen:
es macht mich
warm
Liebe
ist das Wort
aus Deinem Mund:
es macht mich
ganz
für Dich, mein Liebster, zum 19. Hochzeitstag
ach, Liebster, wenn
ich es doch nur könnte:
heimlich
schriebe ich
Dir in Dein Herz
ein kleines
Heimlicht
mit anderen Worten
kann ich es nicht sagen,
das eine Wort
anders gesagt oder
mit anderen Worten: es gibt
kein anderes Wort für
Dich
– auch wenn ich für Dich
tausendundeinen Namen habe –
mit anderen Worten
kann ich es nicht sagen,
dieses eine Wort:
ich liebe Dich
Nachruf auf Charles Aznavourian
Je vous parle d’un temps,
von einer Zeit, die nun für immer ist
Vergangenheit, von Künstlerglück, das
nie mehr kommt zurück:
La bohème, la bohème
Ça voulait dire on est heureux.
Je vous parle d’un homme,
von einem Menschen, der klein war, arm und
fremd, einem Menschen, der wurde groß und reich
zwar, doch heimisch nie:
La bohème, la bohème
Ça ne veut plus rien dire du tout.
Je vous parle d’une voix,
von einer Stimme, die nun für immer ist
verklungen, die war von dieser tiefen Traurigkeit, die
glücklich machen kann. Verstummt sie ist für immer,
wie ungern lass ich sie doch gehn.
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=A314PVRSQIM&w=560&h=315]
*armenisch: ‘mach’s gut’ (ich hoffe, dass es richtig ist, denn ich kann leider kein Wort Armenisch).
Auch wenn Du es nicht weißt –
Du spürst es:
Elend und Anderland
sind ein und dasselbe Wort.
Und Exil ist Umhergeirr,
im Aus.
Auch wenn Du es nicht weißt –
Du ahnst es doch:
Wer fremd ist,
ist einer von Fort-von
und nicht von Hin-zu
oder gar von Inmitten.
Du hast geglaubt:
Asyl, das sei
ein Unraub-Raum, wo
niemand Dir von Dir was nimmt.
Und jetzt denkst Du, dass
Flucht und Fluch Verwandte sind –
sie sind es nicht im Gegensatz zu uns
(was wir nur vergessen haben),
sind In- und Ausland doch dasselbe.
augen mag ich Dich,
sobald ich Deine Stimme ohre:
darf ich Dich behanden?
nasen tu ich Dich gern,
noch lieber zunge und herze
ich Dich, auf dass Du
mir mundest
in Schnee und Eis
hab ich gesessen einst
bei Nacht und Nebel
hast Du mich gefunden
mit Blitz und Donner
hast Du mein Herz gerührt
Sturm und Hagel
können mir nichts mehr anhaben
Wind und Wetter
trotzen wir
in Licht und Sonne
bin ich bei Dir
ein Nachklang auf Sophie Paulchens “wind und wetter”-frapalywo, die ich leider mal wieder komplett verschwitzt habe, und ein Vorklang auf den Tag morgen (für Dich, mein Liebster)
der Liebenden Nase
riecht Wasser schon dort,
wo noch Wüste ist
der Liebenden Zunge
schmeckt Honig noch dort,
wo schon Galle fließt
der Liebenden Ohr
hört Hymnen auch dort,
wo Stille herrscht
der Liebenden Auge
sieht den Morgen schon dort,
wo noch Nacht ist
der Liebenden Haut
spürt die Sonne noch dort,
wo schon Schnee fällt
der Liebenden Sinne
nehmen, immer und überall,
nichts als die Liebe wahr
schau mir in die Augen, Liebster
und lass dich fallen
mein Zwerchfell fängt dich auf
solltest du mein Herz verfehlen
ach, nun schütteln wir uns vor Lachen
und du rutschst mir bis in die Zehenspitzen
doch sorg Dich nicht, denn meine Venen
werden dich wieder nach oben pumpen
aber vergiss nicht, im Herzen auszusteigen
sonst steigst du mir noch in den Kopf
dort gibt es keinen Ausweg mehr, denn
zu den Ohren kommst du mir nicht heraus
musst nun für immer in mir bleiben
es sei denn, ich spreche Dich
aus