Geschichte und Gegenwart

immer wieder
blinde Flecken
taube Stellen
stumme Zeugen

immer wieder
stummer Schmerz
blinde Wut
taubes Gefühl

immer wieder
taube Ohren
stummer Schrei
blinde Gewalt

und immer wieder
blind für Not und Elend
taub gegen alle Vernunft
stumm vor Entsetzen

Mich hat das blind-taub-stumm-Motiv noch nicht ganz losgelassen. Dies hier ist noch eine ganz andere Variante…

Geschlossene Gesellschaft

„Geschlossene Gesellschaft!“
Ja, wir feiern Party, unentwegt.
Aber ihr seid nicht eingeladen.
Denn wir wollen unseren Kuchen mit niemandem teilen,
schon gar nicht mit euch.

„Bitte nicht stören!“
Ja, wir wollen unter uns bleiben.
Wir wollen ganz ungestört unseren dreckigen Geschäften nachgehen,
und wir verdienen am meisten an euch,
wenn ihr draußen bleibt.

„Wir müssen draußen bleiben.“
Hier ist kein Raum für Humanität.

Zentriert

Mit dem folgenden Gedicht werde ich mich wahrscheinlich ein bisschen unbeliebt machen. Aber ich gebe zu: Ich mag es nicht, wenn Gedichte regelmäßig (ohne Rücksicht auf ihren Inhalt) zentriert formatiert werden (und dies geschieht nicht nur in der Blog-Welt, sondern auch in wissenschaftlichen Arbeiten und sogar in dem ein oder anderen Lyrikband). Nur: Wozu macht man das? Ich verstehe es nicht und habe nun meine Meinung zu diesem Form-Problem in ein kleines polemisches und natürlich zentriert formatiertes Gedicht gegossen.

Ein zentriert formatiertes Gedicht,
das jedoch kein
Zentrum
hat, ist nicht mehr als
ein zentriert formatiertes Gedicht.