Schreibwerkstatt: Lyrik – “Ode auf was auch immer”

Nach einer Einstimmung mit Schillers Ode “An die Freude” und Pablo Nerudas Oden auf eine Katze und auf einen Stuhl (bei denen ich abgelenkt war, weil gerade ein schöner Band mit Gedichten von Rose Ausländer meine ganze Aufmerksamkeit gefesselt hatte) sollten wir nun eine Ode schreiben, den Gegenstand durften wir frei wählen (das war eigentlich der heikelste Punkt, allein auf die Wahl des Gegenstandes hätte ich mehrere Tage verwenden können 🙂 ). Es waren ganz tolle Oden, die da von den Teilnehmerinnen zusammenkamen: eine Ode auf das Problem, auf die Tür, auf die Wanderstiefel, auf die Worte, auf die Schrift… Ich verrat Euch erst mal nicht, worauf ich meine Ode gedichtet habe – lest selbst:

Alles sagst du – oder nichts:
Pause oder Seelenbrause,
ein Innehalt, ein Sprungbrett oft,
ein Zögern nur, ganz unverhofft.
Des Schweigens Zeichen, des Denkens Weichen
setzt du, stellst du in aller Schlichtheit
mit deiner Nichtheit.
Du findest Platz in jeder Ecke,
als Bruch, als Band, als Zeilenhecke.
Du bist die Krone, bist die Summe,
bist der Leise, bist der Stumme:
Punkt, Komma, Ruf- und Fragezeichen
vermögen nicht das Wasser dir zu reichen.
Und dafür, dafür lieb ich dich –
Gedankenstrich.

Ein herzliches Dankeschön an Jutta und die nette Frauenrunde für diesen inspierenden und entspannten Workshop! Der ein oder andere Gedanke wird mit Sicherheit noch nachwirken…

Schreibwerkstatt: Lyrik – “Ein peinliches Gedicht”

Wir hatten auch über Peinlichkeit diskutiert, woraus die Aufgabe entstand, ein “peinliches Gedicht” zu schreiben (oder ein Gedicht über Peinlichkeit oder über peinliche Gedichte). Mir war relativ schnell klar, dass das mit dem Schreiben eines peinlichen Gedichts nichts wird, da zur Peinlichkeit gerade die Unfreiwilligkeit dazugehört. Und so habe ich mich an einem Gedicht über das peinliche Gedicht versucht. Die erste Fingerübung:

Was ist
ein peinliches Gedicht?

Du sprichst
von deiner Pein
allein –
allein
die Pein
– ist sie auch dein –
ist kein Gedicht.

Nicht?
Schade!

Aber das war nur ein Spaß am Rande. Dann habe ich noch mal richtig nachgedacht, was für mich die Peinlichkeit von peinlichen Gedichten ausmacht – und daraus ist dann (heute gegen Morgen) dieser Text entstanden:

Seelenstriptease ohne Filter,
dichterische Nabelschau.
Rechtschreibfehler, schiefe Bilder,
Rhythmus lau und Reime mau.
Larmoyanz und Arroganz,
Penetranz und Ignoranz.
Nimmt kein Ende, bleibt banal,
infantil und a-sozial.
Nimmt sich wichtig, ist ein Wicht –
schau: Das ist ein peinliches Gedicht.

Schreibwerkstatt: Lyrik – “Frühlingsgedicht” und ein anderes Problem

Bei meinem zweiten Text geht es um das Problem des letzten Wortes. Vielleicht mögt Ihr mitdiskutieren?

Version 1

Erst im Herbst
weiß ich, was
Frühling ist.

 

Version 2

Erst im Herbst
weiß ich, was
Frühling war.

 

Version 3 [das war der Lösungsvorschlag der Gruppe]

Erst im Herbst
weiß ich, was
Frühling ist
oder war.

Schreibwerkstatt: Lyrik – “Frühlingsgedicht” / Problem: Zeilenbruch

Ihr Lieben, ich habe Blut geleckt und bin heute und morgen bei der “Schreibwerkstatt: Lyrik” der vhs Mainz, geleitet von Jutta Schubert. Im theoretischen Part haben wir heute Abend ein wenig über den Zeilenbruch sinniert, was in mir, als es um die erste Aufgabe ging (nämlich ein “Frühlingsgedicht” zu schreiben), sogleich ‘gearbeitet’ hat. Und so ist ein Gedichtchen entstanden, für das mir nun mehrere Möglichkeiten des Zeilenbruchs im Kopf herumspuken – und ich seh das Gedicht vor lauter Umbrüchen nicht mehr. Welche Version findet Ihr am überzeugensten und warum?

Version 1

Und wieder
ist es Frühling.
Draußen.
Drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

 

Version 2

Und wieder
ist es Frühling,
draußen – drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

 

Version 3

Und wieder
ist es Frühling.
Draußen. Drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

 

Version 4

Und wieder
ist es Frühling.
Draußen.

Drinnen
ist’s Spätwinter
noch.

Prosa in Rosa (7)

Sie hatte nun immer, wenn sie in den Park ging, eine gut mit Wasser gefüllte pinkfarbene Metallgießkanne bei sich; und in ihren blassrosa Rucksack hatte sie ihre alten rosaroten Schlittschuhe gepackt, dazu ein Kältespray. Denn sie hielt sich gern an Gesetze, so auch an die Regel, die immer auf den Parkschildern zu lesen ist:

“Rasen betreten verboten!”