solange
niemand
das Leben,
solange
hat auch
der Tod
sich nicht
überlebt
solange
niemand
das Leben,
solange
hat auch
der Tod
sich nicht
überlebt
Ich möchte aus alten Gewohnheiten
ausbrechen, vielleicht doch noch
auswandern, mir nicht nur Schönes
ausmalen, sondern überallhin
ausfliegen, nach allen Seiten
ausschwärmen, jeden Abend
ausgehen, jeden Morgen richtig
ausschlafen, nichts mehr
aussitzen, vor allem aber nie mehr
aussetzen, keine Torheit
auslassen, jede Menge Unsinn
aushecken, mir immer wieder Neues
ausdenken, viel Freude und Glück
aussäen, einfach alles
ausreizen, mich gänzlich
austoben, das Leben voll
auskosten, mich ganz und gar
ausleben und
aus.
*Für alle, die diesen wunderbaren Film “The Bucket List” (deutscher Titel: “Das Beste kommt zum Schluss”) und von daher diesen Ausdruck nicht kennen: Die ‘Löffel-Liste’ ist die Liste der Dinge, die man unbedingt noch machen will, bevor man ‘den Löffel abgibt’.
hab immer und überall
ein ernstes Wörtchen
mitzureden
kein Sterbenswörtchen aber
sag ich zum
Leben
Das Wort ist mein Atem, mein Herz. Es hält
mich in der Welt,
es hält mich
am Leben.
So, und damit würde ich diesen kleinen Zyklus erst einmal beeinden.
Wann
gebe ich es auf,
das Päckchen, das ich mit mir
herumtrage, und schicke
mich in das
Leben?
Das Leben ist
ein Kommen
und Gehen.
Doch bevor ich
verkomme,
will ich lieber
vergehen.
Was aber
bekomme ich,
wenn ich Selbstmord
begehe?
Und was
entgeht mir,
wenn ich dem Leben
entkomme?
am Anfang,
was des Anfangs ist,
und zum Schluss,
was an das Ende gehört.
für das Dazwischen
gibt es keine feste Regel:
der Weg deines Lebens
entsteht auf dem Weg
deines Lebens –
gewiss ist nur dies:
am Anfang,
was des Anfangs ist,
und zum Schluss,
was an das Ende gehört.
Meine Haut
ist die Leinwand,
auf die das Leben
seine Landschaften
malt.
Link zum Bild (darf leider nicht gezeigt werden): Huang Yan, Chinese Landscape Tattoo No. 9
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut
Wo
ist der Ort,
an den ich gehöre?
Hier.
Wann
ist die Zeit,
auf die ich warte?
Jetzt.
Wer
ist der Mensch,
zu dem ich werden möchte?
Ich.
Und mit diesen weihnachtlich-besinnlichen Versen wünsche ich all meinen treuen Leserinnen und Lesern ein paar stille und friedliche Weihnachtstage und ein gutes Neues Jahr. Habt Dank für Eure stete Begleitung, Euren Zu- und Widerspruch, wovon dieser Blog lebt.
Süß, sagt der Verliebte.
Bitter, sagt der Enttäuschte.
Sauer, sagt der Vergrämte.
Scharf, sagt der Mutige.
Herb, sagt der Nüchterne.
Nach Leben, würde ich sagen.
Nach Leben eben:
mal süß, mal sauer,
mal bitter, mal herb,
und ab und zu auch scharf.
Manchmal möchte ich einfach nur
unbehelligt bleiben.
Dafür nehme ich gern
etwas Dunkelheit in Kauf.
Ein inverses Tanka von Walther von der Vogelweide
Owê, war sint verswunden
alliu mîniu jâr?
ist mîn leben getroumet
oder ist ez wâr?
iemer mê ouwê!
Walther von der Vogelweide wäre nicht Walther von der Vogelweide, würde er sich an Regeln halten. Und so ist sein Tanka nicht nach dem traditionellen Muster 5-7-5 7-7 gebaut, sondern invers: 7-5-7 5-5. Die Verse sind dem Eingang seiner sog. ‘Elegie’ (L. 124,1) entnommen, kombiniert mit dem Refrain, wobei ich nur ein wenig eingreifen musste, um die erforderliche Silbenzahl zu erhalten. Hier meine Übersetzung, die die Form zu bewahren sucht:
Ach, wohin sind verschwunden
all meine Jahre?
Ist mir mein Leben geträumtoder ist es wahr?
Ach, für immer ach!Diese Tanka-Variation eröffnet eine kleine Dreierreihe, für die ich Verse gewählt habe, die mich immer schon angesprungen, umgehauen und eingenommen haben.