sag, o Mensch, sag, liebst du ihn,
den süßen kleinen Pinguin?
doch selten werden Pinguine,
seltener als Linguine
am hohen Piz Buin –
ach, der arme Pinguin,
bist du, o Mensch, doch sein Ruin!
sag, o Mensch, sag, liebst du ihn,
den süßen kleinen Pinguin?
doch selten werden Pinguine,
seltener als Linguine
am hohen Piz Buin –
ach, der arme Pinguin,
bist du, o Mensch, doch sein Ruin!
Waffen
mehr Waffen
noch mehr Waffen
und noch mehr Waffen
noch sehr viel mehr Waffen
und noch sehr viel mehr Waffen
doch kein Ende des Krieges
Das Original:
Joseph Freiherr von Eichendorff, Schläft ein Lied in allen Dingen (1835)
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort
(1) Schläft ein Lied …, selbstbewusst-destruktiv
schlaf ein Lied ich aus den Dingen,
die ich träume fort und fort,
und die Welt heb ich ins Singen,
treff genau ins Zauberwort
(2) Schläft ein Lied …, arrogant-pragmatisch
wach bin ich und zähl die Namen,
die ich finde da und dort,
pass die Welt in meinen Rahmen,
brauch dafür kein Zauberwort
(3) Schläft ein Lied …, resignativ-verzweifelt
schläft kein Lied mehr in den Dingen,
die da träumen nimmerfort,
keine Welt hebt an zu singen,
tot ist just das Zauberwort
Auf das Statement unseres Vizekanzlers und Bundesministers für Wirtschaft und Klima zu den Ostermärschen kann ich nur bekennen:
pfui, ich bin ein Pazi!
ewiggestrig, aus der Zeit gefallen,
immergrün hinter den Ohren,
im Herzen eine Träumerin,
unverbesserlich
Menschen
können Menschen
so Unmenschliches
tun, dass wir Menschen
den Glauben an die Menschheit
verlieren
die weißen Birken weisen
dir den Weg: weg vom Haus
zum Wannsee hin – hinaus!
du weißt: hier schreitest du
durch ein gemaltes Bild –
mal in Natur und mal aus Farbe
die weißen Birken weisen
dir den Weg: ins Grün, ins Blau
zum Wannsee hin – werd still und schau!
Max Liebermann selbst hat vor allem die umgekehrte Perspektive gemalt, zum Haus hin, aus verständlichem Grund: https://liebermann-villa.de/ausstellungen/die-idee-vom-haus-im-gruenen/ und https://liebermann-villa.de/ausstellungen/max-liebermann-der-birkenweg/
wie können wir hier lachen, leben,
glücklich sein, wenn andernorts
geweint, gestorben und gelitten wird?
wie konnten wir hier lachen, leben,
glücklich sein, wo doch andernorts
geweint, gestorben und gelitten wurde?
wie konnten und wie können wir hier lachen, leben,
glücklich sein, wo doch auch hier
geweint, gestorben und gelitten wird und wurde?
wie können wir hier nicht lachen, leben,
glücklich sein, auch wenn hier und andernorts
geweint, gestorben und gelitten wird?
wie können wir?
gegangen sind wir diesen schweren Weg
von Alpha bis Omikron (und das war wohl
erst die Beta-Version): was bisher zählte,
ist kaum noch wert ein My, kein Iota
trennt uns nun vom großen Krieg
und die Politik? – Pi mal Daumen
ist offenbar das neue A und O:
von Alpha bis zum bitteren Omega
Wer hat, dem wird
noch mehr gegeben –
und wer nichts hat, der
bezahlt mit seinem Leben.
dunkelt Abend über Blatt und Land / taucht /
aus blauem Dunst / nur / diese eine Frage /
die ein jedes Lied / sich fragt / die Frage /
der Fragen / die ein jedes Wort / sich /
fragt / und dich und mich
willst du sie wissen / fang / ein Blatt / und warte /
ab / bis / funkelt Abend über Blatt und Land /
bis / haucht / aus blauem Dunst /
der letzte Vers / die Frage /
der Fragen
Dies ist mein letzter Fang. Alles begann mit einem ganz harmlosen Gedicht zu Jahresbeginn und Ules Frage dazu. Auf einen (ganz anderen) Impuls von Ule hin entstand dann schon bald ein erster Text. Da erkannte ich recht unmittelbar das Potential zu Mehr – wenn das nicht eine zündende Idee für einen poetologisch ausgerichteten Gedichtzyklus war! Nach den ersten (eher improvisierten) Texten kristallisierte sich in meinem Kopf bald das Bild von einem Netz an möglichen Verflechtungen heraus – und damit war die Leitschnur für die Architektur des fangVerse-Zyklus geboren. So entstanden in rascher Folge nun diese 17 fangVerse – und heute, zum 17., seien sie zu einem Ende geführt.
Es ist eine alte Geschichte.
Sie erzählen.
Wir erzählen.
Wir erzählen unsere Geschichte.
Sie erzählen ihre Geschichte.
Sie erzählen eine andere Geschichte als wir.
Wir erzählen eine andere Geschichte als sie.
Wir erzählen die Geschichte anders als sie.
Sie erzählen die Geschichte anders als wir.
Sie erzählen, dass wir falsch erzählen.
Wir erzählen, dass sie falsch erzählen.
Wir erzählen, was sie nicht erzählen.
Sie erzählen, was wir nicht erzählen.
Sie erzählen.
Wir erzählen.
Geschichten. Immer wieder:
Geschichten. Und dennoch:
Eine gemeinsame Geschichte.