jetzt
werden die Tage
wieder kürzer
und
wieder länger
werden die Nächte
und
bald ist wieder
Mittwinter
Gedicht
halten oder lassen?
für Anke
Du sagst:
„Ich will jetzt noch nicht gehen.“
Ich antworte:
„Du gehst jetzt auch noch nicht.“
Du sagst:
„Wenn es jetzt eben so weit ist.“
Und ich frage mich:
Wenn es jetzt eben so weit ist
(doch ist es wirklich schon soweit?):
was hilft Dir dann mehr –
halten oder lassen?
Hoffnung
für Anke
zwischen Hoffen und Hoffen
ein Funken Hoffnung
und noch viel mehr
Angst
das wunderbarste Wunder
so lange
kennen wir uns
jetzt schon:
und noch immer
bist Du für mich
das wunderbarste Wunder
an der Bushaltestelle
da ist (immer wieder)
die Angst, den Anschluss
zu verpassen: das führt (immer wieder)
zu langen (überlangen) Wartezeiten, die
mich tatsächlich den Anschluss
an das Leben verpassen
lassen
wenigstens finde ich so
Zeit zum Denken und Dichten
über das Warten
und das Leben
Ordnung und Unordnung
Unordnung
ist doch nur
eine Form von
Ordnung
und Ordnung
ist nichts weiter als
eine Form von
Unordnung
schön
schön aufgeschrieben
werden alle Wörter
ausgesprochen schön
böses Erwachen
ein aufgewecktes Kind
war ich. und doch war ich
nie wach genug, um nicht
mein Leben zu verschlafen
jetzt, da ich erwacht, bin
dennoch nur noch müde ich –
todmüde, wenn nicht gar:
lebensmüde
Schafzeit
Ich sehne mich so
Herman Van Veen, Bis jemand mich hört
Nach einem positiven Geräusch…
es wär an der Zeit
für ein Schaf oder zwei:
mit der Hand übers dichte Fell
und mit der Nase tief hinein –
und ihr Blöken könnte
beruhigend wirken …
und vielleicht gelingt mir mit dem Schaf
mal wieder ein ganz tiefer Schlaf
Walpurgismorgen
die alte Echse
der kleinen Hexe
malt grüne Kleckse
auf die Gewächse
(nein, es ist keine Hexerei:
heut ist nur der erste Mai)
wie geht‘s?
es geht so, aber
es läuft nicht.
so steht‘s.
und der Kummer
sitzt tief.
davon
mit einem blauen Auge
kommst du
davon
das kommt
davon
dass du
so blauäugig bist
am Ende aber
geht das Spiel
auf
und davon