rechts abbiegen, um
Krisen und Probleme
links liegen zu lassen –
ein Weg, der geradewegs
in eine Sackgasse führt:
wo niemand mehr weiß, wo
rechts und links ist
nein, die Liebe wird nicht alt
nein, die Liebe wird nicht alt –
nur die Gefühle werden kalt und krank
und sterben gar, vielleicht, und auch
das Herz wird langsam schwach
und schlägt nicht mehr so froh wie einst
nein, die Liebe wird nicht alt –
nur den Sinnen schwindet ihre Kraft
und die Nerven büßen ihre Stärke ein, es kann
auch sein, dass der Verstand sich neu sortiert
und die Vernunft beginnt zu schielen
nein, die Liebe wird nicht alt –
nur scheint, was einst so tief vertraut,
nun plötzlich überraschend fremd,
und was für immer fremd sein sollte,
wird vertrautes Ritual, wird zur täglichen Routine
nein, die Liebe wird nicht alt –
nur wir Liebenden, wir ganz gewiss
für Dich, mein Liebster, für 35 gemeinsame Jahre
eine Frage an Einstein
wie lang ist das Leben,
wenn wir es beginnen!
wie kurz ist das Leben,
wenn wir an seinem Ende stehn!
wie aber ist das Leben bemessen,
während wir gerade dabei sind zu leben?
mit würde
würde ich mich
meiner würde
würdig zeigen,
würde ich noch heute
die würde des menschen
– weder würdevoll noch würdelos –
in den würdegriff nehmen:
werde was würde
rapsodie in gelb
gelb das feld
so weit das auge
reicht von blau
zu grün lacht
gelb um gelb
der raps
gelb der raps
so gelb das gelbe
lacht von weit
zu auge reicht
grün um blau
das feld
feld das gelb
so aug das weite
blaut von reich
zu lach grünt
raps um raps
das gelb
raps das gelb
so raps der raps
reicht von grün
zu blau lacht
feld um feld
das aug
zum tod von SAID
Dies sein letztes Gedicht, veröffentlicht heute posthum auf FAZ.net:
in manchen nächten
suchen platanen nach einem gott
der schweigen kann
die dunkelheit zieht sich zurück
der mond ruft die zikaden
die unbelehrbaren beten
auf eine geste des triumphs verzichten sieSAID (27. Mai 1947 in Teheran – 15. Mai 2021 in München)
und in den kommenden tagen
suchen die liebenden nach dem dichter
der singen kann
sei nacht zu mir
ich ruf zurück die vögel
die ferne mutterlandschaft schweigt
auf eine geste der trauer verzichte ich
wahr ist geworden sein wort:
wo ich sterbe
ist meine fremde
Faltungen, lyrisch
inspiriert von Jürgen Küsters Faltungen-Projekt auf Buchalovs Blog
ich schreib mir eine Fal
te ins Gedicht
und falz mir keine einfäl
lt, schreib ich mir glatt die Sorgfalt
aus dem Gesicht und falte sie auf
eine Spalte Papier
#ich zeige Faltung!
und schreib mir eine Fal
te ins Gedicht
zwiefältig, vielfaltig
fall mein Vers auf
kalten Asphalt
abwegig
gern bin ich
unterwegs
im Unwegsamen
und Ausweglosen
nur auf Umwegen
geradewegs
geh ich meiner Wege
vollkommen abwegig
Echo
nachts
suche ich Wörter, die
das heimliche Lächeln
der stillen Dinge ent-
decken
morgens
finde ich Dinge, die
auf den stummen Gruß
der Wörter leise ant-
worten
Mai
so lass ich meine Wörter
tanzen in den Mai tanzen
lass ich die Wörter im Mai
tanzen meine Wörter und
ich den Mai über sehe ich
die Wörter tanzen und mich –
dem Sommer entgegen
Hanami (3)
die Kirschen blühen –
rosa der Himmel, solang
die Kirschen blühen