früher
dachte ich:
später
wird alles
besser
später
dachte ich:
früher
war alles
besser
früher oder später
werde ich wissen:
jetzt
ist es
gut
früher
dachte ich:
später
wird alles
besser
später
dachte ich:
früher
war alles
besser
früher oder später
werde ich wissen:
jetzt
ist es
gut
mühsam klaube ich
Brosamen zusammen:
jeden Brösel, jeden Krümel
nur: so wird kein Brot
eine Krümelmuse gibt es nicht, die
vielleicht ein paar Musenkussbrösel
für mich übrig hätte
nicht einmal kleine Brötchen
kriege ich gebacken
vielleicht sollte ich mich endgültig
verkrümeln
Was so eine SWR2-Matinee zum Thema “Brot” für lyrische Folgen haben kann …
was täte ich, wenn
ein freundlicher Engel
mir seine Flügel liehe?
erst würde ich
– völlig hilflos –
am Boden herumrudern, dann
– etwas zaghaft vielleicht –
in die Höhe flattern; und wenn
es mir tatsächlich gelänge,
mich in die Lüfte zu schwingen,
dann würde ich wohl bald
– im Sturzflug –
wieder zu Boden sausen; denn woher
sollte ich wissen, wie das geht:
fliegen?
ob der Engel wohl auch
so freundlich wäre, mir
Flugstunden zu geben?
muss ich heute doch noch –
so frag ich mich: habeck’s
oder habeck’s nicht begriffen?
erst so einen Baerbock schießen,
dann die Wunden lindnern –
wer glaubt, man könne da noch
unbescholzen davonkommen?
vielleicht ein Beitrag (wenn er denn für passend befunden wird) für das Projekt „Zündstoff Hoffnung“ von Petra Pawlofsky
wo viel gezündelt
wird, braucht es wohl
Hoffnung, die zündet
was aber tun, wo sogar
Hoffnung verbrennt?
Wasser auf die Mühlen?
was braucht es, um
neuen Zunder zu geben,
ohne in Brand zu stecken?
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 17
man solle sich was Gutes tun:
also briet ich mir einen Apfel
mit Marzipan und Rumrosinen –
zimtzuckersüß
jetzt will ich euch was Gutes tun:
also dicht ich euch einen Apfel
aus Metrikspan mit Reimrosinen –
wortwundersüß
Habt einen schönen 2. Adventsabend!
(für die Leser:innen von Lyrifants Adventskalender 2023 muss es natürlich heißen:
Habt einen schönen 3. Advent!)
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 4
tief im Schnee
kann ich nur sein
auf den Höhen –
hier in den Tiefen aber
bleibt mir nur mein altes
Hoch auf den Schnee
spontane Gedanken beim Hören des Wetterberichts
es ist gewiss nicht immer ganz leicht
mit mir
ohne mich
wäre es vielleicht doch etwas leichter
es ist gewiss nicht immer ganz leicht
mit Dir
ohne Dich
wäre es aber sicherlich noch viel schwerer
zum 22. Hochzeitstag ❤
bitte, macht sie nicht zum Sündenbock –
die Ungeimpften, die so vehement Beschimpften
und Verunglimpften
keinen Blumenstock gewinnt ihr damit. verbockt
hat es allein die herrschende Klasse,
die sich an uns versündigt, indem sie zockt
und sich verzockt – außer bei der eigenen Kasse
wer hat den größten (Sünden-)Bock geschossen?
man hat ganz konsequent Klinik um Klinik geschlossen
und systematisch Pfleger*in um Pfleger*in verdrossen
(und dies in Zeiten einer Pandemie!) –
die Jagd auf Sündenböcke: nur Hysterie
bitte, macht sie nicht zum Sündenbock –
die Ungeimpften, die so vehement Beschimpften
und Verunglimpften
versündigt euch nicht
an den Werten der Demokratie
(auch nicht in Zeiten einer Pandemie!)
benennt den Bock! beendet den Wahn!
es geht nicht um Sünde, es geht um Profit –
und wer sündenbockt, läuft einfach nur mit!
Nur, damit das klar ist: Ich bin keine Impfgegnerin oder Impfskeptikerin – im Gegenteil! Und ich habe auch wirklich Null Verständnis für Verschwörungstheorien. Aber was hier gerade abgeht, halte ich für sehr gefährlich. So geht es nicht, denke ich.
Ules feine Punkt-Reflexionen haben in mir einen (hihi!) Punkt angesprochen, über den ich schon länger nachdenke. Immer wieder hab ich mir überlegt, dass es schön wäre, ein Gedicht über den Punkt zu schreiben; aber noch schöner, wenn dies gleichzeitig eine heimliche Hommage an den Strichpunkt würde; denn gäbe es ihn nicht, müsste man ihn glatt erfinden! Findet Ihr nicht auch? Und eine neue lyrische Gattung gleich mit 😉
das ist der Punkt.
auf dem Punkt. wird er zum Doppelpunkt:
Punkt. für Punkt. wird er zum Strich –
das ist der neuralgische Punkt!
kein Punkt. mehr ein Strichpunkt;
ein wunder Punkt, ein Wunder
ohne Punkt. und Komma, kommst du
nur bis zu einem gewissen Punkt.
das ist ein schwacher Punkt.
niemals auf den Punkt. genau
am toten Punkt . erst dort ist
der springende Punkt. . .
das Pünktchen . auf dem i
(vielleicht ein strittiger Punkt?)
ich stand spät nachts an einer Zinne:
singen hört ich ihn,
haben will ich ihn.
er schenk mir seine Minne – oder geh!
Ross und Boden ich sogleich gewinne:
fordern hört ich sie,
haben will mich sie.
von mir gibt’s keine Minne – ich geh!
Auch das nicht wirklich eine Übersetzung. Deshalb hier wieder das Original:
Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne,
dô hôrt ich einen rîter vil wol singen
in Kürenberges wîse al ûz der menigîn.
er muoz mir diu lant rûmen, alder ich geniete mich sîn.Nu brinc mir her vil balde mîn ros, mîn isengewant,
wan ich muoz einer vrouwen rûmen diu lant,
diu wil mich des betwingen, daz ich ir holt sî.
si muoz der mîner minne iemer dárbènde sîn.
„in Lyrifants wîse“ (wie es Davina nennen würde)
hab ‘nen Falken aufgezogen:
erst gehegt, dann gepflegt,
sehr verwöhnt, sehr verschönt –
trotzdem ist er mir entflogen
hab ihn später fliegen sehen:
sehr gehegt, sehr gepflegt,
mehr verwöhnt, mehr verschönt –
ach, mögen Liebende zusammen gehen!
Eher eine freie Nachdichtung denn eine Übersetzung, lautet der mittelhochdeutsche Text dann doch ein wenig anders:
Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete, als ich in wolte hân,
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe und vlouc in ándèriu lant.Sît sach ich den valken schône vliegen,
er vuorte an sînem vuoze sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere alrôt guldîn.
got sende sî zesamene, die gelíeb wéllen gerne sîn!