Liebe
ist Natur.
Ehe
ist Kunst.
Liebe
ist Natur.
Ehe
ist Kunst.
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und organisieren eure Massenabschiebung,
ohne uns die Hände schmutzig zu machen.
geschrieben gestern, am 4. April 2016 (unterwegs)
wir weinten mit
Paris
wir weinen nun mit
Brüssel
wir weinten auch mit
New York
Madrid
London
und Moskau
und wir weinen nun auch mit
Ankara
und Istanbul
lasst uns auch weinen mit
Aleppo
Asadabad
Bagdad
Basra
Beirut
Damaskus
Erbil
Falludscha
Haditha
Homs
Iskandarija
Kabul
Kandahar
Kano
Kerbela
Kobane
Madagali
Maiduguri
Mogadishu
Mossul
Potiskum
Suruç
Takrit
Tel Tamer
Zabarmari
und all den anderen
allzu rasch wieder vergessenen
Opfern von Terror und Krieg
Die Angst brütet blutend
ihre kotigen Kinder aus.
Die Verzweiflung nimmt
sie in ihre nasse Obhut.
Der Mut blieb zurück
in den bitter tränenden
Maschen des Grenzzauns.
Im dreckigen Schlamm
versinkt die dünne Spur
der Hoffnung.
Du gibst meinem Ach
ein festes Dach
und findest für mein Och
ein passendes Loch.
Du nähst für mein altes Leid
ein schönes buntes neues Kleid
und zauberst noch aus jeder Lück’
rasch ein kleines Stückchen Glück.
Du machst aus einem Auf-dem-Boden-Liegen
ein flottes In-den-Himmel-Fliegen
und holst aus einem dummen Blablabla
heraus ein fröhlich’ Lalala.
Du führst ein laues Lau
mir ganz ins lichtblaue Blau
und formst für mich aus Prosa
ein rosarotes Rosa.
Du windest aus der Pflicht
sogar noch etwas Licht
und verwandelst meinen tiefen dunklen Schmerz
in einen leichten hellen Scherz.
Du rundest ab mein Ich
mit Deinem von mir geliebten Dich.
“Herzlich Willkommen!”
rufen wir euch zu
und machen euch zur neuen Währung in der EU.
Wer vollmundig
Brandanschläge gegen Asylheime verurteilt,
aber nur halbherzig
das Herz hat, die Brandstifter zu verfolgen –
Wer doppelzüngig
die Willkommenskultur feiert
und dabei engstirnig
die Stirn hat, die Grenzen zu schließen –
Wer pausbäckig und rotwangig
Europas Werte verteidigt
und großmäulig und breitbeinig
ein Integrationspflichtgesetz einfordert,
aber hochnäsig
über die Schutzsuchenden die Nase rümpft
und dickköpfig
nur Obergrenzen im Kopf hat –
der tritt leichtfüßig
des Menschen Recht mit Füßen,
der wirkt eigenhändig
der neuen Rechten in die Hände,
der läuft blauäugig
dem Abgrund ins Auge.
Dünnhäutig, wie ich bin,
habe ich nun
nur noch eine Bitte:
Bleibt feinfühlig,
hellhörig und
weitsichtig.
Nicht eigens dafür geschrieben, aber sicher auch ein Beitrag, der gut in das Projekt “Gegen das Vergessen” passt. Die anderen Beiträge zu diesem Projekt habe ich verlinkt unter meinem ersten Beitrag “gegen das vergessen”.
Welche Freude! Welches Glück!
Du bist bei mir, bist wieder zurück!
Aus meinen Tränen Lieb’ ich pflück’,
ans Herze mein ich fest Dich drück’,
Du meine Freude! Du mein Glück!
Gestern
hab ich geweint
vor Schmerz,
weil ich Dich habe
lange nicht
sehen können.
Heute
hab ich geweint
vor Glück,
weil ich Dich habe
kurz
sehen können.
An Tagen und in Nächten,
die Du nicht bei mir sein kannst,
die ich nicht bei Dir sein kann,
spinne ich Worte
zu einem Faden aus Klängen, die
mich an Dich erinnern,
zu einem Faden, an dem
ich mich halten kann,
webe ich Worte
zu einem Tuch aus Bildern, die
mich Dir nahe zeigen,
zu einem Tuch, mit dem
ich Dir winken kann,
knüpfe ich Worte
zu einem Teppich aus Geschichten, die
mir von Dir erzählen,
zu einem Teppich, auf dem
ich zu Dir fliegen kann.
Du bist mein
Ein und Alles.
Du bist
der Körper meiner Welt,
die Seele meines Lebens.
Du bist
die Sonne meiner Tage,
der Mond meiner Nächte,
der Stern auf meinem Weg.
Du bist
die Erde, auf der ich stehe,
die Luft, die ich atme,
das Wasser, aus dem ich trinke,
das Feuer, das mich wärmt.
Du bist
das Auge, mit dem ich sehe,
das Ohr, mit dem ich höre,
die Nase, mit der ich rieche,
die Zunge, mit der ich schmecke,
die Haut, mit der ich fühle.
Du bist
der Frühling, in dem ich erblühe,
der Sommer, in dem ich reife,
der Herbst, in dem ich Früchte trage,
der Winter, in dem ich zur Ruhe komme.
Du bist
der Gedanke, den ich denke,
die Rede, die ich rede,
die Tat, die ich tue.
Du bist
das Fleisch auf meinen Rippen,
das Blut in meinen Adern.
Du bist mein
Ein und Alles.
Ein – vorläufig – letztes Gedicht aus dieser Serie…
Geblendet hat mich einst
der hellsichtige Blitz Deines Lächelns.
Blind blicke ich nun
in die trübnebligen Augen Deiner Träume.
Betäubt hat mich einst
der lautstarke Sturm Deiner Begeisterung.
Taub lausche ich nun
in die stumpf donnernden Ohren Deiner Sorgen.
Gelähmt hat mich einst
der rege überlaufende Regen Deiner Lebensfreude.
Lahm tappe ich nun
in die matt verschneiten Hände Deiner Ängste.
Verstummen ließ mich einst
die wortlos singende Sonne Deiner Liebe.
Stumm spreche ich nun
in den tonlos wolkigen Mund Deines Schweigens.