Ein Hölderlin-Mantra für diese Zeit

Vier Hölderlin-Worte sind es, die mir in dieser “dürftigen” Zeit gerade viel helfen. Sie haben in diesen Tagen ganz neue Bedeutungsdimensionen für mich gewonnen und sind mir gleichsam zu meinem täglichen Mantra geworden:

Lieber! was wäre das Leben ohne Hoffung?
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir […].
Was bleibet aber, stiften die Dichter.

Die Verse stammen – in dieser Reihenfolge – aus dem Hyperion (1797/98), der Hymne Patmos (1803), der Ode An die Parzen (1799) und der Hymne Andenken (1803).

Tage in diesen Tagen

drin bleiben
Abstand halten
funktionieren
telefonieren
Angst haben
funktionieren
improvisieren
jonglieren
Angst haben
Nachrichten hören
recherchieren
Angst haben
funktionieren
Mails lesen
Mails schreiben
kreativ werden
alternative Lösungen finden
funktionieren
improvisieren
drin bleiben
Abstand halten
Angst haben

Puddingtage

es gibt Tage, die schmecken nach
Vanillepudding
(noch warm und direkt aus dem Topf
und natürlich mit dem Esslöffel)

(das Bauchweh kommt später)

und es gibt Tage, da braucht es
Vanillepudding
(noch warm und direkt aus dem Topf
und natürlich mit dem Esslöffel)

(und das Bauchweh ist dann auch egal)

Grammatik des Zweifels

ich zweifle
an mir, an dir, an Gott und Welt

ich bezweifle
grundsätzlich die Sinnhaftigkeit unseres Seins

ich erzweifle
mir die zweifelhaftesten Erkenntnisse

ich zerzweifle
alles, einfach alles

ich zweifle und zweifle
bis ich verzweifle

ich verzweifle
an mir, an dir, an Gott und Welt

wie kann ich mich nur
entzweifeln?