ich querstreife brenngepunktet
durch dieses kleinkarierte Land
und hahnentrete an allen Ecken
stets nur ins Großgeblümte
wie ich auch strichele, ist letzten Endes
getupft wie geschwungen: die Strickmuster
bleiben immer dieselben, nur
die Maschen fallen
Gedankenspiele: Unsortiertes
Wurmsegen
Gang uz, nesso, möcht ich singen:
Gang uz, Wurm, und nimm bitte
all deine vermaledeiten Würmchen mit:
uz fonna marge in die Adern,
uz aus den Köpfen und den Herzen,
uz aus unserer schönen Welt
ins Wohinauchimmer: uz, uz, uz!
drei Vaterunser (fürchte ich)
werden nicht helfen
ach! – wo nur
ist dieser Zauberspruch, der
alles wieder heile macht?
Das althochdeutsche Vorbild findet ihr hier: https://de.m.wikisource.org/wiki/Pro_Nessia
vom Teilen
angeregt durch die Ausstellung „vom Teilen“ im ZAK Spandau
teilen: vereint
geteilt: entzweit
ein Teil: heil
in Teile: entzwei
teils: eins
teils: uneins
ein prokrastinierendes Gedicht
für Fabio, der mich mit seinem aktuellen Post zu diesem Gedicht angeregt hat
bevor ich dieses Gedicht
schreiben kann, brauche ich
erst noch eine gute Idee
und bevor ich eine gute Idee
habe, muss ich mich erst noch
ein bisschen inspirieren lassen
und bevor ich mich inspirieren
lassen kann, muss ich erst noch
frische Luft schnappen gehen
doch bevor ich an die frische Luft
gehen kann, muss ich erst noch
einen Happen essen
aber davor muss ich noch
(ich schreib es morgen)
Herbst 2024
die alte Saat ist wieder aufgegangen; und so
ist denn wieder Erntezeit in diesem Land, wo
„gesichert rechtsextrem“ inzwischen eher
eine Wahlempfehlung scheint, „Remigration“
plötzlich wie ganz selbstverständlich
auf der Tagesordnung steht und
die Forderung nach „Kriegstüchtigkeit“
Beliebtheitswerte in die Höhe schießen lässt
sagt mir nur eins:
wo finde ich die Disteln?
Birke im Wind
Birke, was will es mir zeigen:
dein Neigen, dein Schweigen, nein: Wispern?
dein Rauschen, dein Biegen, dein Wiegen?
dein dennoch Aufrecht-Bleiben?
Wind, was will es mir sagen:
dein Jagen, dein Plagen, nein: Bauschen?
dein Knistern, dein Sausen, dein Brausen?
dein dennoch Mit-Liebe-Laben?
aus Birke und Wind aber einmütig spricht‘s:
nichts
Bewegung
Gedanken beim Schwimmen
(oder beim Zugfahren)
Bewegung verschiebt
Perspektiven: Positionen, Relationen
verändern sich mit jeder weiteren
Regung: immer wieder neue
Situationen, Optionen: immer wieder
Widerlegung von Überlegung zu
Überlegung und
weiter
ABCdarium der Möglichkeiten
am Tag nach dem 01.09.2024 (ein Listengedicht nach Stachelbeermond)
Auswandern (aber wohin?)
Beten (keine Option für Atheist:innen)
Cool bleiben (möglich?)
Durchhalten (aber wie lange?)
Ein gezieltes Attentat (oder mehrere?)
Flucht (nach vorn, wenn schon)
Gärtnern (ohne Garten?)
Hoffen (worauf?)
Innere Emigration (wirklich?)
Jagen (ja, mit gleicher Münze zurück!)
Kiffen (keine Option für Nichtraucher:innen)
Likör trinken (bis dir schlecht wird, ist mir schon)
Mama anrufen (wird nicht helfen)
Nichts machen (wird auch nicht helfen)
Ordnung im Kopf schaffen (hilft? vielleicht!)
Pfannkuchen backen (ändert nix, aber schmeckt!)
Quatsch dichten (= weitermachen wie bisher?)
Rebellieren (jetzt erst recht!)
Selbstmord (echt jetzt?)
Träume verteidigen (ja!)
Uns organisieren (aber wer ist wir?)
Verstecke suchen (großflächig)
Widerstand (aber wie?)
X Lösungen überlegen (oder noch mehr!)
Yoga (hilft – fast – immer)
Zaubern (wenn ich’s denn könnte!)
01.09.2024
Ein schwerer Tag!
Apocalypse now!
Fiasko hausgemacht.
Demokratie-Desaster?
(vielleicht aber
machen diese Verse
denselben Fehler
wie die Medien
in den letzten Monaten?)
Dilemma
mit aller Macht
was gewählt wurde
zu verhindern suchen
dürfte ebenso undemokratisch sein
wie zuzulassen dass
was gewählt wurde
alle Macht erhält
und wieder
Ich kann euch in diesen Zeiten den Roman „Der Kopflohn“ von Anna Seghers nur empfehlen – hier findet ihr eine sehr instruktive Kostprobe.
und wieder rollen die Lastautos
über die Dörfer und wieder hört
man die (inzwischen verbotenen)
Heilrufe und wieder kann man die
(inzwischen ebenfalls verbotenen)
Hakenkreuzfahnen wehen sehen
und wieder gewinnen die Nazis
die Wahlen –
sollten wir diesmal
nicht klüger sein?
mehr Licht
sagt, was braucht’s in diesen Tagen?
ich mein’: mehr Licht! – mehr nicht?
kaum mehr. doch lasst mich euch noch sagen:
Vernunft ist’s, an der es ebenfalls gebricht!