ich versteh die Welt nicht mehr. die Wörter ich vernehme wohl – allein ihr Sinn bleibt für mich hohl. ich dachte immer, dass ich weiß, was Krieg, was Frieden, was Angriff heiß‘. doch derzeit fällt ein Urteil schwer: ich versteh die Welt nicht mehr. zwar wollen’s viele mir erklären und binden mir doch auf nur Bären. nur eine Meinung – aus und Amen! keiner nennt mehr bei dem Namen, was Sache ist, was nötig wär: ich versteh die Welt nicht mehr.
ein Kleiner unter Großen zwar und doch nicht klein, nein – vielmehr groß: und kein kleiner Tag ist groß genug zu ehren dies große kleine, kleine große Tier
zum Tag des Zwergflusspferds (an das mich mein PC heute mit diesem Bildchen erinnert hat)
wir sind auf der falschen Schiene – aber sowas von auf der falschen Schiene – but no way to slow down – wir denken nicht einmal dran – oder wenn, gibt’s die Keule – no way to slow down – es ist ein Alptraum – aber er ist real – wir sind auf der falschen Schiene – auf der ganz falschen Schiene – no way out
was haben wir nicht schon alles verloren: Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld, den Glauben, die Geduld, den Mut, unsere Unschuld, unsere Liebesmüh, Freunde (an den Tod und an das Leben), den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau, den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn, Haare auch, manchmal ein paar Kilos, das Bein, den Arm, unser Herz, ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden, Sicherheit und Gewissheit, ja, die Sprache und nun auch noch uns
wir sind verloren, alles haben wir verloren, wir haben nichts mehr zu verlieren: was habe ich dann hier noch verloren
Diese drei Wörter aus der Schreibeinladung von Christiane haben Lyrifant nicht mehr losgelassen, und so begibt sich Lyrifant jetzt auf ganz ungewohntes Terrain: Lyrifant als Prosafant, sozusagen …
Es muss kurz nach dem Abendbrot gewesen sein. Hatte sie da nicht gerade etwas aus der Küche gehört? So als ob jemand mit dem Geschirr hantierte? Aber das kann doch gar nicht sein! dachte sie, sie wohnte doch schon seit Jahren alleine in der Wohnung! Na, ausgezeichnet! dachte sie, ist es jetzt schon soweit? Werde ich jetzt verrückt? Sie stand auf, entschlossen, und ging in die Küche. Und tatsächlich! Da stand – tja, wie sollte sie es nennen? – so ein Wesen am Spülstein. Merkwürdig: Kein Mensch. Kein Tier. Kein Ding. Wohnte das jetzt hier? In ihrer Wohnung? Und sie begann, sich auf einmal unendlich heimatlos zu fühlen.
ich halte mein Wort (wenn ich denn das Wort bekomme) und ich würde auch Dein Wort halten (wenn Du es mir denn gäbest): ich halte immer Wort, denn ich bin (auch wenn ich das Wort gerade nicht habe) eine notorische Worthalterin
ein letztes Wort noch: das letzte Wort ist hoffentlich noch nicht gesprochen (und ich hoffe sehr, dies ist nicht mein letztes Wort, denn das letzte Wort will ich überhaupt nicht haben)
es wird uns grauen: wenn wir am Ende in dieser braunen Scheiße sitzen werden – was, bitte, habt ihr nicht verstanden an dieser Rede vom „blauen Wunder“?
Die Welt war gelb, rot, blau: oja! da ich einst saß an grüner See. Ich Törin wünschte Schnee: was? wie? und wurde meines Lebens nicht mehr froh – gerade so, als wär ich Mensch auf Tuvalu.
Zur Genese dieser merkwürdigen Verslein muss ich ein bisschen was erklären: Myriades literarische Weltreise führte uns heute nach Tuvalu. Dieses Wort verknüpfte sich in meinem Kopf mit „Toberlû“ aus Walthers von der Vogelweide reizendem Vokalspiel* „Diu welt was gelf, rôt unde blâ“, mit dem ich gerade beschäftigt bin. Und so begannen in meinem Kopf Wörter und Vokale Walzer zu tanzen und sich zu einer anderen Art von Vokalspiel wie Schneeflocken niederzusetzen.
*Bei diesem Link müsst ihr ein bisschen nach unten scrollen, um den mittelhochdeutschen Text nebst Übersetzung zu finden.