Die großen Schieber

Sie schieben große Projekte an.
Sie schieben nötige Reformen auf.
Sie schieben eben mal einen Krieg ein.

Sie schieben Probleme beiseite.
Sie schieben Hindernisse aus dem Weg.
Sie schieben Flüchtlinge ab.

Sie schieben sich überall durch.
Sie schieben sich allzeit in den Vordergrund.
Sie schieben sich in die erste Reihe.

Sie verschieben Termine.
Sie verschieben Immobilien.
Sie verschieben Geld, das ihnen nicht gehört.

Sie schieben uns ihre Schulden unter.
Sie schieben uns die Schuld zu.

Geben wir den großen Schiebern
doch mal einen kleinen Schubs.
Schubsen wir sie doch ein bisschen an.
Schubsen wir sie doch einfach um.
Schubsen wir sie doch endlich weg.

Funkstille

Endlich Stille.
Funkstille.
Funkenstille.

Endlich vorbei der
Funkenflug.
Endlich vorbei der
Funkenregen.
Endlich vorbei der
Funkenhagel.

Endlich nicht mehr im
Funkensturm.
Endlich im
Funkschatten.

Kein Funke sprang
über. Trotzdem
brannte es
überall.

Von meinem Funkturm
funkte ich
Funkzeichen,
Funkspruch über Funkspruch.
Doch wir funkten
auf verschiedenen Funkwellen.

Nur eine Funzel
bringt jetzt noch Licht
in die funkelnde Stille.
Endlich Stille.
Funkstille.

Und in mir wieder
ein Funken Leben.

geschrieben nach der Lektüre der Bücher “Funkstille. Wenn Menschen den Kontakt abbrechen” und “Der Sturm vor der Stille. Warum Menschen den Kontakt abbrechen” von Tina Soliman, die mir gerade sehr helfen, den späten, aber wohl unumgänglichen Kontaktabbruch zu meinen Eltern zu verarbeiten

Metamorphosen

Wem man
die Flügel stutzt,
kann nicht mehr
fliegen.
So lernte ich laufen.

Wem man
die Wurzeln abhackt,
kann nicht mehr
wachsen.
So lernte ich klettern.

Wem man
die Luft abschnürt,
kann nicht mehr
atmen.
So lernte ich tauchen.

Wem man
die Augen aussticht,
kann nicht mehr
sehen.
So lernte ich fühlen.

Wem man
die Hände bindet,
kann nicht mehr
greifen.
So lernte ich denken.

Wem man
das Maul stopft,
kann nicht mehr
sprechen.
So lernte ich schreiben.

Wem man
die Liebe versagt,
kann nicht
leben.
So lernte ich lieben.

In der Haut des Exils

Vor dreißig Jahren
bist Du hier her gekommen –
Deine nackte Haut
zu retten.

Seit dreißig Jahren
rücken sie Dir nun hier
auf den Pelz und
ziehen Dir Stück für Stück
das Fell ab.

Seit dreißig Jahren
setzen sie Dir nun hier
Laus um Laus
in Deinen Pelz,
den sie bereits unter sich aufgeteilt haben,
noch bevor sie Dir
das Fell
über die Ohren ziehen.

Seit dreißig Jahren
gehen sie Dir nun hier
unter die Haut –
unter Deine fremde Haut,
in die sie Dich
vor dreißig Jahren
gesteckt haben und
in der sie selbst
nie hätten stecken wollen.

Ein dickes Fell
hast Du für
Deine teuer verkaufte Haut
in den dreißig Jahren hier
nicht bekommen.
Nass ist Dein Pelz,
so oft ist er gewaschen worden.

Dünnhäutig,
exilhäutig
bist Du geworden
hier in diesen dreißig Jahren.

Wenn Du könntest,
würdest Du sofort
aus Deiner dünnen Haut
zu Dir nach Hause fahren.

Doch wer kann schon
aus der Haut des Exils?

30 Jahre Exil – (k)ein Grund zum Feiern?!
Doch ich danke Dir und dem Leben, dass ich über 28 Jahre davon gemeinsam mit Dir verbringen durfte, auch wenn es nicht immer leicht war und ist.

Ich liebe Dich

Meine Augen
jubeln, sobald sie
Dich sehen:
Ich liebe Dich.

Meine Ohren
jubeln, sobald sie
Dich hören:
Ich liebe Dich.

Meine Nase
jubelt, sobald sie
Dich riecht:
Ich liebe Dich.

Meine Zunge
jubelt, sobald sie
Dich schmeckt:
Ich liebe Dich.

Meine Hände
jubeln, sobald sie
Dich spüren:
Ich liebe Dich.

Von Sinnen ist
dein Jubel,
gibt mein Kopf mir zu bedenken.

Von Herzen kommt
mein Jubel,
erwidere ich.

Denn es ist
mein Herz, das
jubelt, sobald es
Dich sieht, hört, riecht, schmeckt oder spürt:
Ich liebe Dich.

zum 15. Hochzeitstag

Die Würde des Menschen

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Eberswalde. Hoyerswerda.
Rostock-Lichtenhagen.
Mölln. Solingen.

Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und
die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses
sind unverletzlich.

Nürnberg-Ost. Nürnberg-Südstadt.
Hamburg-Bahrenfeld. München-Ramersdorf.
Rostock-Toitenwinkel. Nürnberg-Gleißhammer.
München-Westend. Dortmund-Nordstadt.
Kassel. Heilbronn.

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

Templin. Magdeburg.
Dresden. Leipzig.
Wo noch überall?

Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Die Freiheit der Person ist unverletzlich.

Wo noch überall?
Wo noch überall?

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Zum Volkstrauertag

Leben

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