Wenn ich mal in den letzten Zügen liege,
dann hab ich nur noch einen Wunsch:
Ich will mein Leben gern in einem Zuge leeren.
Doch bis der Tod zum Zuge kommt,
bis dahin will ich noch mein Leben
– Zug um Zug –
in vollen Zügen ganz genießen.
Wenn ich mal in den letzten Zügen liege,
dann hab ich nur noch einen Wunsch:
Ich will mein Leben gern in einem Zuge leeren.
Doch bis der Tod zum Zuge kommt,
bis dahin will ich noch mein Leben
– Zug um Zug –
in vollen Zügen ganz genießen.
Schreib dich nicht ab.
Schreib dich auf.
Schreib dich aus.
Schreib dich ein in dein Leben.
Schreib dich nicht klein.
Schreib dich groß.
Schreib dich schön.
Schreib dich laut und deutlich.
Schreib dich nicht wund.
Schreib dich gesund.
Schreib dich rund.
Schreib dich bunt.
Schreib dich nicht fort.
Schreib dich um.
Schreib dich neu.
Schreib dich ins Reine.
Schreib dich nicht nach unserem Mund.
Schreib dich für die eigenen Augen.
Schreib dich uns hinter die Ohren.
Schreib dich uns ins Herz.
Vor allem aber:
Schreib.
“Dieser Zug
ist abgefahren.”
Dann nehm ich eben den nächsten.
“Auf diesem Gleis
fährt kein Zug.”
Dann wechsel ich eben das Gleis.
“Du sitzt
im falschen Zug.”
Dann steige ich eben aus oder um.
In Erinnerung an Lynn Anderson,
“I beg your pardon, I never promised you a rose garden”
Ich hab dir nie
einen Rosengarten
versprochen.
Ich hab für dich
rote Rosen regnen lassen,
bis dir der Atem schwand
unter all dem Rosenduft.
Ich hab dich
auf Rosen gebettet,
bis du dir die Haut blutig ritztest
an ihren Dornen.
Ich lasse dich
das Leben in Rose,
das Leben in Rosa sehen,
solange bis uns begraben
die welken Blätter.
Einen Rosengarten aber
hab ich dir nie
versprochen.
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 9
Frühling
war’s, als wir
uns trafen einst.
Sommer
wurd’s, und wir
blieben beieinander.
Herbst
ist’s nun, und wir
gehn gemeinsam weiter.
Werden wir
auch gut über den
Winter kommen?
Anfangs hast du dir dein Leben noch oft versüßt.
Später ließest du dich regelmäßig versauern
und hast dir dein Leben gründlich versalzen.
Was die Sache dann noch verschärft:
Jetzt bist du ganz verbittert.
Mindestens fünfzig Gründe
kann ich dir nennen,
die dagegen sprechen,
die Heimat zu verlassen.
Die Mutter.
Der Vater.
Die Schwester.
Der Bruder.
Der Mann. Die Frau.
Das Kind. Die Kinder.
Die Enkel.
Die Ahnen.
Die Freunde.
Die Menschen.
Der Berg. Das Tal.
Die Steppe. Die Wüste.
Der See. Das Meer. Der Fluss.
Der Stein.
Der Baum. Der Strauch.
Die Tiere. Die Vögel.
Die Erde unter deinen Füßen.
Der Himmel über dir.
Die Sonne. Die Wolken.
Der Wind in deinem Haar.
Die Stadt. Das Dorf.
Die Straße. Der Weg.
Die alte Brücke.
Die neue Schule.
Das Haus.
Der Hof. Der Garten.
Der Tisch. Das Bett.
Das alte Bild.
Der Blick durch die Tür.
Der Blick aus dem Fenster.
Die Sprache.
Die Küche.
Die Lieder.
Die Tänze.
Die alten Geschichten.
Die alten Bräuche.
Die vertrauten Kleider.
Die vertrauten Gesten.
Das gemeinsame Lachen.
Das gemeinsame Weinen.
Die Erinnerung.
Die Hoffnung.
Der Glaube.
Die Liebe.
Die Verantwortung.
Das Schuldgefühl.
Die Trauer.
Die Angst.
Die Ohnmacht.
Das Heimweh.
Wie groß muss das Leid sein,
wenn man trotz dieser guten Gründe
sein Land verlässt,
wenn man trotzdem flieht?
Mit dem folgenden Gedicht werde ich mich wahrscheinlich ein bisschen unbeliebt machen. Aber ich gebe zu: Ich mag es nicht, wenn Gedichte regelmäßig (ohne Rücksicht auf ihren Inhalt) zentriert formatiert werden (und dies geschieht nicht nur in der Blog-Welt, sondern auch in wissenschaftlichen Arbeiten und sogar in dem ein oder anderen Lyrikband). Nur: Wozu macht man das? Ich verstehe es nicht und habe nun meine Meinung zu diesem Form-Problem in ein kleines polemisches und natürlich zentriert formatiertes Gedicht gegossen.
Ein zentriert formatiertes Gedicht,
das jedoch kein
Zentrum
hat, ist nicht mehr als
ein zentriert formatiertes Gedicht.
Plötzlich
sage ich unvermittelt:
Frühling –
obgleich es Sommer ist und ich
gar nicht über
Jahreszeiten sprechen will.
Ist das
– im Herbst meines Lebens –
der Anfang vom
Winter?
Stell dir vor,
du bist auf der Flucht
und kommst in ein
Land, wo man dir
dein provisorisches Heim
anzündet, noch bevor du
darin wohnst.
Zitiert von Norella auf “Omas Wörtersalat”: https://woertersalat.wordpress.com/2015/07/19/wenn-die-zuflucht-brennt/– das hat mich doch sehr gefreut!
Mein Herz
steht Kopf.
Meine Hand
fasst Fuß
auf Deiner Haut,
in Deinem Haar.
Mein Auge
ist ganz Ohr
für Deinen Mund.
früher
wusste sie nicht
wohin mit ihrer Energie
heute
weiß sie nicht
wohin ihre Energie verschwunden