die liebe Not tut uns
das rechte Wort
zur rechten Zeit:
es ist kein leichtes,
vielleicht ein linkes,
in jedem Falle
für alle Fälle
ein fälliges
die liebe Not tut uns
das rechte Wort
zur rechten Zeit:
es ist kein leichtes,
vielleicht ein linkes,
in jedem Falle
für alle Fälle
ein fälliges
in Klammern
schreib ich (mich),
klammer mich ein,
klammer mich aus
schieb mich ein (und unter-
breche mich), klammer mich
an Klammer, Komma und
Gedankenstrich
in Klammern
setz ich (mich)
(bin ja nicht so wichtig)
(oder?)
verletzt
bin ich nicht nur,
weil ihr mich
immer wieder
verletzt, sondern
weil ihr meine
Verletzlichkeit
immer wieder
ignoriert
ach, immer treibt ihr es
gerade so, wie es euch gefällt
und immer macht ihr dabei
viel Lärm um Nichts
wo aber bleibt endlich
mein Sommernachtstraum?
(die angesprochenen Kobolde kichern)
ach, macht doch
was ihr wollt
wo das Wort
einfach nur
nach Wort schmeckt
(ganz wörtlich)
und der Gedankenstrich
nach Gedanke riecht
und Strich –
dort lass dich nieder
und schreibe ein Gedicht, das
nichts weiter ist als
ein Gedicht
Eine Freundin von mir, die immer gern viel ausprobiert, erzählte mir auf unserer kleinen Bahnfahrt von ihren Erfahrungen und Fortschritten in “Sketchnoting”. Mein Auge und mein Herz waren sofort angesprochen, aber mein Kopf war skeptisch: Komplexe Gedanken in Bildchen? Geht das? Aber es hat in mir weitergearbeitet, über Nacht und Tag … und so entstand mein erstes Gedicht – falls man es überhaupt Gedicht nennen kann – in Sketchnotes (das mit Sicherheit noch nicht den Regeln des Sketchnoting entspricht – außer der, dass man nicht zeichnen können muss, hihi!).
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 14
Ja, weit vor der Zeit, ich weiß. Aber der “snow”-Impuls von #inktober neulich hat mir in Erinnerung gerufen, dass ich doch mal ein Schnee-Büchlein basteln wollte, und den ersten Versuch sehr Ihr hier auf Lyrifants Editionen.
(Inzwischen gibt es noch eine zweite Version dieses Schnee-Büchleins, die nun den Text selbst zum Schneien bringt – zumindest in Eurer Phantasie).
(1)
schneien
möcht ich
in stillen Flocken
die schwarze Erde
in tiefe Weiße
schreiben
(2)
schneien
möcht ich
in dicken Flocken
schreiben
in den eisblauen See
in den schneeweißen Schnee
(3)
schneien
lasst mich
in die guten Stuben
rein schreiben
die weiße Wand
auf weißem Papier
(4)
zuschneien
lasst mich
in Sternenflocken
eure Fenster und Türen
zuschreiben
mit der Weisheit
ewiger Weißheit
(5)
einschneien
möcht ich
Weiß auf Weiß
unsere alte Welt
einschreiben
in mein weißestes Weiß
einsinken
möge sie in meine
ewige weiße Ruhe
wir passen nicht zu euch,
sagt ihr
wir passen euch nicht,
denkt ihr
wir passen,
hofft ihr
das könnte euch so passen!
passt gut auf:
wir passen bald zurück
von Fall zu Fall
hab ich nen Knall
und Knall auf Fall
fall ich und knall
gleich einem Ball
mit Schall und Hall
ins tiefe All
inspiriert von Ules Muster-Bild zu #inktober
es gibt kein Muster
für Lebenswege –
und es gibt keinen
Musterlebensweg
strick dir einfach was zusammen
zu einem bunten Lebensmustermix
hab keine Angst vor
Laufmaschen: lass
laufen, lauf mit
und entdecke
immer wieder
ein neues Muster
in Deiner Fremde
warst Du mir nahe
in Deiner Nähe
bist Du mir fremd
nahe Fremde
sind wir geworden:
uns fremd in unserer Nähe
uns nah in unserer Fremde
Gedanken bei Klavierstücken von Felix
Mendelssohn
wie klingen
Lieder ohne Worte,
wenn dir die Töne fehlen?
etwas Farbe könnte vielleicht helfen,
doch ein Bild will ich nicht malen.
dichten will ich, dichten:
Lieder ohne Worte –
nur, wie mach ich das,
wenn nur das Wort ich hab?