neben der Spur
ist aller Raum der Welt
für eigene Wege
Gedicht
da kam ein Gedicht geflogen
“da kam ein Gedicht geflogen” – dieser Vers (gefunden bei Buchalov) hat es mir angetan und mich zu diesem neoromantischen Liedlein inspiriert
ich stand allein
am Wegesrand,
dacht’ mir die Welt
als blaues Land:
da kam ein Gedicht geflogen
ich fand mich
an des Meeres Strand,
entwarf mich selbst
als blaues Band:
da ist das Gedicht aufgeflogen
verschwand ins Blau
– leer meine Hand – ,
bleibt nur der Himmel mir
als blaues Pfand:
da war das Gedicht für immer entflogen
wie es im Buche steht
wie es im Buche steht:
schwarz auf weiß
doch denk daran:
möglich ist, dass es lügt
wie gedruckt
Vollmondnachtstück
sternhagelvollmondsüchtig
zieh ich durch die Nacht –
sammle vollmondhellsichtig
Himmelglückssternhaufen, bis
mir die Welt sternschnuppe ist
Gedanken am Ufer der zugefrorenen Havel
es könnte reizvoll sein:
alljährlich von Zeit zu Zeit
unter einer dünnen Haut aus Eis
ganz still zu werden, zu verharren,
für eine Weile zu erstarren, um bald
in der Wärme erster Sonnenstrahlen
allmählich aufzutauen und aufs Neue
zu glucksen beginnen und zu gluckern,
zu sprudeln, zu fließen und zu strömen
EigenSinn
ist es nicht ebenso sinnig wie eigen,
dass uns Eigensinn nur sinnig erscheint,
solange es unser eigener ist?
Tomintoul (aged 16 years)
leicht steigt der Nebel hoch
mir in den Kopf: komm, zeig mir
dein goldenes Licht! ich steh
am Rand der Klippe und denke
“ich kann fliegen”
und lasse mich
fallen
fehlt nur noch der Sommer
das erste Wort
ins Schweigen schreiben
das erste Wort, um Wort für Wort
ins Schreiben mich zu schweigen
hoffen
ins Sprachlose
ein Wort pflanzen:
hoffen, dass es wächst
über das wunde Stumm hinaus
in der Wortwolke
seh das Gedicht vor
lauter Wörtern nicht
mehr Licht am Ende
der Horizont ist viel weiter
ohne Worte sage ich
mehr
Wo Gefahr ist …
Wo Gefahr ist, sang Hölderlin einst,
wächst das Rettende auch.
Und wo Rettung naht, so seh ich heut,
baut Gefahr sich auf.