Wissen Meinen Handeln

wir haben noch kein klares Wissen
aber wir haben schon eine Meinung
(und nur noch diese eine Meinung)
wir verstehen die Welt zwar nicht
aber wir verstehen es die Meinung
zu einer unumkehrbaren Handlung
zu machen: wissen wir was wir tun?

ein Teil von uns wird es wissen:
meinen so handeln zu müssen
weil Handeln
ihr einziges Meinen
ihr einziges Wissen ist

wir anderen sollten uns besinnen:
sollten wir nicht erst wissen wollen
bevor wir meinen?
bevor wir handeln?

bevor wir uns verführen lassen
für ihren Handel unser Leben
zu geben?

kein Raum für Poesie

traurig bin ich,
schau ich aus mir hinaus:
nur Leid, nur Tod
und Krieg und Not –
die Unvernunft hat jetzt die Oberhand;
alles gar scheint außer Rand und Band:
laut spricht nur sie, die Sprache der Gewalt –
kein Raum für Poesie

traurig bin ich,
schau ich in mich herein:
nur Ach, nur Weh
und keine Idee –
die Hilflosigkeit hat jetzt die Oberhand;
gibt es doch nur noch Wand um Wand:
laut spricht nur sie, die Sprache der Angst –
kein Raum für Poesie

auf der falschen Schiene

zu den Ostermärschen 2024 (nötiger denn je!)

wir sind auf der falschen Schiene –
aber sowas von auf der falschen Schiene –
but no way to slow down
wir denken nicht einmal dran –
oder wenn, gibt’s die Keule –
no way to slow down
es ist ein Alptraum –
aber er ist real –
wir sind auf der falschen Schiene –
auf der ganz falschen Schiene –
no way
out

verloren

was haben wir nicht schon alles verloren:
Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld,
den Glauben, die Geduld, den Mut,
unsere Unschuld, unsere Liebesmüh,
Freunde (an den Tod und an das Leben),
den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau,
den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn,
Haare auch, manchmal ein paar Kilos,
das Bein, den Arm, unser Herz,
ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden,
Sicherheit und Gewissheit,
ja, die Sprache und nun auch noch
uns

wir sind verloren,
alles haben wir verloren,
wir haben nichts mehr zu verlieren:
was habe ich dann hier noch
verloren

ich habe Angst

ich habe Angst
vor diesen selbsternannten Putinverstehern
(die uns Pazifisten „Putinversteher“ schimpfen)
und die nun so zahllos die Talkshows bevölkern
und ganz genau wissen, was dieser Putin will
und was nicht, auf dass sie endlich kriegen, was
sie wollen: und das ist Krieg – und die nur eines
nicht tun: und das ist Verstehen

ich habe Angst

Was uns geblieben ist

Einen Tag nach dem Hanau-Gedenktag – noch fassungslos, wie man seitens der Politik noch zwei Jahre nach dem Anschlag “lückenlose Aufklärung” versprechen kann, ohne rot zu werden – und gefühlt einen Tag vor einem vielleicht dritten Weltkrieg musste ich nun einfach zu solch plakativen Mitteln greifen.

Lyrifants Anti-Kriegs- und Anti-Faschismus-Plakat