traurig bin ich,
schau ich aus mir hinaus:
nur Leid, nur Tod
und Krieg und Not –
die Unvernunft hat jetzt die Oberhand;
alles gar scheint außer Rand und Band:
laut spricht nur sie, die Sprache der Gewalt –
kein Raum für Poesie
traurig bin ich,
schau ich in mich herein:
nur Ach, nur Weh
und keine Idee –
die Hilflosigkeit hat jetzt die Oberhand;
gibt es doch nur noch Wand um Wand:
laut spricht nur sie, die Sprache der Angst –
kein Raum für Poesie
Antikrieg
auf der falschen Schiene
zu den Ostermärschen 2024 (nötiger denn je!)
wir sind auf der falschen Schiene –
aber sowas von auf der falschen Schiene –
but no way to slow down –
wir denken nicht einmal dran –
oder wenn, gibt’s die Keule –
no way to slow down –
es ist ein Alptraum –
aber er ist real –
wir sind auf der falschen Schiene –
auf der ganz falschen Schiene –
no way
out
verloren
was haben wir nicht schon alles verloren:
Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld,
den Glauben, die Geduld, den Mut,
unsere Unschuld, unsere Liebesmüh,
Freunde (an den Tod und an das Leben),
den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau,
den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn,
Haare auch, manchmal ein paar Kilos,
das Bein, den Arm, unser Herz,
ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden,
Sicherheit und Gewissheit,
ja, die Sprache und nun auch noch
uns
wir sind verloren,
alles haben wir verloren,
wir haben nichts mehr zu verlieren:
was habe ich dann hier noch
verloren
ich habe Angst
ich habe Angst
vor diesen selbsternannten Putinverstehern
(die uns Pazifisten „Putinversteher“ schimpfen)
und die nun so zahllos die Talkshows bevölkern
und ganz genau wissen, was dieser Putin will
und was nicht, auf dass sie endlich kriegen, was
sie wollen: und das ist Krieg – und die nur eines
nicht tun: und das ist Verstehen
ich habe Angst
eine Frage der Perspektive?
Putins Krieg: böse sei er,
unnötig und völkerrechtswidrig –
ja, gewiss: Krieg ist eben
Krieg!
unser Krieg aber: gut sei er,
notwendig und legitim –
wie das? Krieg ist doch
Krieg!
ein Reim auf Krieg?
Krieg reimt auf Sieg:
dabei wären Tod, Leid und Qual
die Reimwörter der Wahl
Krieg reimt nicht auf Frieden:
denn Frieden ist ein Wort, das
wird im Krieg gemieden
Krieg reimt auf Gewinn:
doch nur in einem Sinn,
von dem ich lieber schwieg‘
Was uns geblieben ist
Einen Tag nach dem Hanau-Gedenktag – noch fassungslos, wie man seitens der Politik noch zwei Jahre nach dem Anschlag “lückenlose Aufklärung” versprechen kann, ohne rot zu werden – und gefühlt einen Tag vor einem vielleicht dritten Weltkrieg musste ich nun einfach zu solch plakativen Mitteln greifen.
