Das Wort ist mein Atem, mein Herz. Es hält
mich in der Welt,
es hält mich
am Leben.
So, und damit würde ich diesen kleinen Zyklus erst einmal beeinden.
Das Wort ist mein Atem, mein Herz. Es hält
mich in der Welt,
es hält mich
am Leben.
So, und damit würde ich diesen kleinen Zyklus erst einmal beeinden.
Das Wort ist mein Auge, mein Ohr.
Damit sehe, höre ich die Welt,
wie sie ist, wie sie
war, wie sie
sein kann.
Das Wort ist mein Apfel.
Ich beiße hinein
und erkenne
die Welt.
Das Wort ist mein Wasser, mein Brot.
Ich trinke davon, ich esse davon,
wann immer die Welt mich
hungrig und durstig
zurücklässt.
Das Wort ist mein Messer.
Ich steche es der Welt
ins Herz, bevor sie
mich erdrückt.
Das Wort ist meine Angel.
Ich werfe sie aus nach
Träumen, bevor
die Welt mich
verschluckt.
Das Wort ist mein See. Ich
springe hinein, kopfüber,
bevor mich die Welt
verbrennt.
Das Wort ist mein Wald.
In ihm finde ich Ruhe,
wenn die Welt
laut in mir
brüllt.
Nach “Das Wort ist meine Höhle” und “Das Wort ist mein Schiff” war klar: Dieses Motiv hat Potential für eine kleine Reihe, die ich jetzt einfach mal “Wortwelten” genannt habe.
Nach einer Einstimmung mit Schillers Ode “An die Freude” und Pablo Nerudas Oden auf eine Katze und auf einen Stuhl (bei denen ich abgelenkt war, weil gerade ein schöner Band mit Gedichten von Rose Ausländer meine ganze Aufmerksamkeit gefesselt hatte) sollten wir nun eine Ode schreiben, den Gegenstand durften wir frei wählen (das war eigentlich der heikelste Punkt, allein auf die Wahl des Gegenstandes hätte ich mehrere Tage verwenden können 🙂 ). Es waren ganz tolle Oden, die da von den Teilnehmerinnen zusammenkamen: eine Ode auf das Problem, auf die Tür, auf die Wanderstiefel, auf die Worte, auf die Schrift… Ich verrat Euch erst mal nicht, worauf ich meine Ode gedichtet habe – lest selbst:
Alles sagst du – oder nichts:
Pause oder Seelenbrause,
ein Innehalt, ein Sprungbrett oft,
ein Zögern nur, ganz unverhofft.
Des Schweigens Zeichen, des Denkens Weichen
setzt du, stellst du in aller Schlichtheit
mit deiner Nichtheit.
Du findest Platz in jeder Ecke,
als Bruch, als Band, als Zeilenhecke.
Du bist die Krone, bist die Summe,
bist der Leise, bist der Stumme:
Punkt, Komma, Ruf- und Fragezeichen
vermögen nicht das Wasser dir zu reichen.
Und dafür, dafür lieb ich dich –
Gedankenstrich.
Ein herzliches Dankeschön an Jutta und die nette Frauenrunde für diesen inspierenden und entspannten Workshop! Der ein oder andere Gedanke wird mit Sicherheit noch nachwirken…
Das Wort ist mein Schiff. Es trägt
mich an ferne Gestade, bevor
ich untergehe in der
Welt.
Dieses Textchen ist ein Weiterspinnen von “Das Wort ist meine Höhle”.
gedichtweise
sing’ ich
gedichtweisen
bring’ ich
ins gedichtweiße
dring’ ich
gedichtweise
bin ich
gedichtweiß(was)
vielleicht
gedichtwaise
auch nur
Das Wort ist meine Höhle.
Ich schlüpfe hinein, bevor
mir die Welt auf
den Kopf
fällt.