sag mir: ab wann sind wir eine Herde?
ab zwei, ab drei?
wenn’s blökt, wenn’s muht?
nur wenn ein Leithammel dabei?
wenn alle denken: nur wir sind gut?
und muss es zwingend einen Hirten geben?
sag mir: was macht es aus, das Herdenleben?
Sinn und Unsinn
wer weiß?
wer weiß
schon, wie ich heiß?
na, und wenn
schon, dann
Emma wie Möve –
oder war es
Anna wie Blume?
egal, wer weiß
schon, wie ich heiß?
na, und wenn
schon, dann ist‘s auch
egal – vielleicht war‘s
Nikolaus oder –
Haus?
egal, was weiß
ich, wie ich heiß?
es müsste schon
wer weiß was für ein Name
sein, schön und leicht
zu vergessen – ist er‘s?
wer weiß?
Die fabelhafte Welt des Marketings
da denk ich hin, da denk ich her –
so vieles gibt‘s, was man erfinden müsste,
vermutlich wär es gar nicht schwer …
und deshalb gibt‘s heut diese Liste
mit 7 Dingen, längst vermisste,
die schon bald auf Erden
sicher unverzichtbar werden:
- der Greifreifen für den Reifgreifen
- das Einhorneinkorn für das Einkorneinhorn
- die Trolltolle für Tolltrolle
- Welfenelfen für Elfenwelfen
- endlich Nixflix für die Flixnix‘
- Nachtalbtage für Tagnachtalbe
und natürlich unbedingt:
- Rachendrachen für den Drachenrachen
überfällige Fragen
ist Fallobst so etwas
wie Friedhofsgemüse?
kann aus Fallstricken
eine Steigleiter werden?
gibt es Fallpauschalen
für Einzelfälle?
ist der Idealfall
ein Wasserfall?
kann man mit einer Falltür
ins Haus fallen?
hilft ein Fallschirm
gegen Regenfall?
ergibt sich die Fallzahl
daraus, wie die Würfel fallen?
kann eine rechte Fallhöhe
für genug Untiefe sorgen?
ist es ein Glücksfall, wenn
man aus allen Wolken fällt?
Schirmherrschaft
es gibt Tage, da
frage ich mich ernsthaft:
ob uns ein Schirm vielleicht
besser regieren würde?
und: wäre dann
eine Sonnenschirmherrschaft
einer Regenschirmherrrschaft
vorzuziehen?
oder: könnte vielleicht
eine Taschenschirmherrschaft
sich als praktisch erweisen?
nur: eine Bildschirmherrschaft
hätte ich wohl doch
nicht so gerne
aber: eine Rettungsschirmherrschaft –
das könnte zur Zeit
echt sinnvoll sein
scheitern
sog. “Scheiterreim”-Verse zu Ules “ABC des Scheiterns” – gescheitert? na, und wenn schon, gemeinsam scheitert es sich einfach schöner!
scheitern heißt:
sich erweitern
ohne Leitern
sich erheitern
an Prinzipienreitern
weiter schreiten
weiter scheitern
gerne mit Begleitern
lapidar
lapidar
auf Stein
beißen
bestialisch
ist das!
botanisch
gehören Steine
doch zu den Tieren –
oder nicht?
Bei manchen Wörtern geht einfach der Schalk mit mir durch, bitte seht es mir nach …
zum Welttag des Pinguins
sag, o Mensch, sag, liebst du ihn,
den süßen kleinen Pinguin?
doch selten werden Pinguine,
seltener als Linguine
am hohen Piz Buin –
ach, der arme Pinguin,
bist du, o Mensch, doch sein Ruin!
Schläft ein Lied … (Drei unromantische Variationen)
Das Original:
Joseph Freiherr von Eichendorff, Schläft ein Lied in allen Dingen (1835)
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort
(1) Schläft ein Lied …, selbstbewusst-destruktiv
schlaf ein Lied ich aus den Dingen,
die ich träume fort und fort,
und die Welt heb ich ins Singen,
treff genau ins Zauberwort
(2) Schläft ein Lied …, arrogant-pragmatisch
wach bin ich und zähl die Namen,
die ich finde da und dort,
pass die Welt in meinen Rahmen,
brauch dafür kein Zauberwort
(3) Schläft ein Lied …, resignativ-verzweifelt
schläft kein Lied mehr in den Dingen,
die da träumen nimmerfort,
keine Welt hebt an zu singen,
tot ist just das Zauberwort
Echstase
unmerklich zuckt
das Augenlid, der Blick
ganz starr, ein leises Zittern
fährt durch die Schwanzspitze:
das Höchste der Gefühle
kein Weihnachtsgedicht
kein Weihnachtsgedicht
mag ich von der Seele
mir schreiben
ein “kein Weihnachtsgedicht”
möge vom Leibe
mir bleiben
mein “nein, kein Weihnachtsgedicht”
mochte nun doch aus Leib und Seele
mir treiben
dennoch: kein Weihnachtsgedicht
möchte ich schreiben –
nur gute Wünsche, ungereimt
Ihr Lieben,
die Ihr mir hier auch in diesem Jahr Eure wohlwollende Aufmerksamkeit geschenkt habt (durch Euer Mit-Lesen und Mit-Denken, wenn nicht gar Mit-Dichten), Euch sage ich DANKE und wünsche Euch friedvolle Weihnachtstage und einen geruhsamen Jahreswechsel. Und für 2022 wünsche ich Euch Gesundheit (vor allem), Geduld (in Tonnen), Schokolade (mindestens genauso viel), Frohsinn und Zuversicht (unendlich) und Freude (trotzdem!) …
Herzlich, Sabine alias Lyrifant
Gedichtkrümel. Ein Krümelgedicht
mühsam klaube ich
Brosamen zusammen:
jeden Brösel, jeden Krümel
nur: so wird kein Brot
eine Krümelmuse gibt es nicht, die
vielleicht ein paar Musenkussbrösel
für mich übrig hätte
nicht einmal kleine Brötchen
kriege ich gebacken
vielleicht sollte ich mich endgültig
verkrümeln
Was so eine SWR2-Matinee zum Thema “Brot” für lyrische Folgen haben kann …