Die fabelhafte Welt des Marketings

da denk ich hin, da denk ich her –
so vieles gibt‘s, was man erfinden müsste,
vermutlich wär es gar nicht schwer …
und deshalb gibt‘s heut diese Liste
mit 7 Dingen, längst vermisste,
die schon bald auf Erden
sicher unverzichtbar werden:

  • der Greifreifen für den Reifgreifen
  • das Einhorneinkorn für das Einkorneinhorn
  • die Trolltolle für Tolltrolle
  • Welfenelfen für Elfenwelfen
  • endlich Nixflix für die Flixnix‘
  • Nachtalbtage für Tagnachtalbe

und natürlich unbedingt:

  • Rachendrachen für den Drachenrachen

überfällige Fragen

ist Fallobst so etwas
wie Friedhofsgemüse?

kann aus Fallstricken
eine Steigleiter werden?

gibt es Fallpauschalen
für Einzelfälle?

ist der Idealfall
ein Wasserfall?

kann man mit einer Falltür
ins Haus fallen?

hilft ein Fallschirm
gegen Regenfall?

ergibt sich die Fallzahl
daraus, wie die Würfel fallen?

kann eine rechte Fallhöhe
für genug Untiefe sorgen?

ist es ein Glücksfall, wenn
man aus allen Wolken fällt?

Schirmherrschaft

es gibt Tage, da
frage ich mich ernsthaft:
ob uns ein Schirm vielleicht
besser regieren würde?

und: wäre dann
eine Sonnenschirmherrschaft
einer Regenschirmherrrschaft
vorzuziehen?

oder: könnte vielleicht
eine Taschenschirmherrschaft
sich als praktisch erweisen?

nur: eine Bildschirmherrschaft
hätte ich wohl doch
nicht so gerne

aber: eine Rettungsschirmherrschaft –
das könnte zur Zeit
echt sinnvoll sein

Schläft ein Lied … (Drei unromantische Variationen)

Das Original:
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort

Joseph Freiherr von Eichendorff,  Schläft ein Lied in allen Dingen (1835)

(1) Schläft ein Lied …, selbstbewusst-destruktiv
schlaf ein Lied ich aus den Dingen,
die ich träume fort und fort,
und die Welt heb ich ins Singen,
treff genau ins Zauberwort

(2) Schläft ein Lied …, arrogant-pragmatisch
wach bin ich und zähl die Namen,
die ich finde da und dort,
pass die Welt in meinen Rahmen,
brauch dafür kein Zauberwort

(3) Schläft ein Lied …, resignativ-verzweifelt
schläft kein Lied mehr in den Dingen,
die da träumen nimmerfort,
keine Welt hebt an zu singen,
tot ist just das Zauberwort

kein Weihnachtsgedicht

Lyrifants Adventskalender 2023
Türchen 24

kein Weihnachtsgedicht
mag ich von der Seele
mir schreiben

ein “kein Weihnachtsgedicht”
möge vom Leibe
mir bleiben

mein “nein, kein Weihnachtsgedicht”
mochte nun doch aus Leib und Seele
mir treiben

dennoch: kein Weihnachtsgedicht
möchte ich schreiben –

nur gute Wünsche, ungereimt

Ihr Lieben,

die Ihr mir hier auch in diesem Jahr Eure wohlwollende Aufmerksamkeit geschenkt habt (durch Euer Mit-Lesen und Mit-Denken, wenn nicht gar Mit-Dichten), Euch sage ich DANKE und wünsche Euch friedvolle Weihnachtstage und einen geruhsamen Jahreswechsel. Und für 2022 wünsche ich Euch Gesundheit (vor allem), Geduld (in Tonnen), Schokolade (mindestens genauso viel), Frohsinn und Zuversicht (unendlich) und Freude (trotzdem!) …

Herzlich, Sabine alias Lyrifant

Gedichtkrümel. Ein Krümelgedicht

mühsam klaube ich
Brosamen zusammen:
jeden Brösel, jeden Krümel

nur: so wird kein Brot

eine Krümelmuse gibt es nicht, die
vielleicht ein paar Musenkussbrösel
für mich übrig hätte

nicht einmal kleine Brötchen
kriege ich gebacken

vielleicht sollte ich mich endgültig
verkrümeln

Was so eine SWR2-Matinee zum Thema “Brot” für lyrische Folgen haben kann …

Frage an einen Engel

was täte ich, wenn
ein freundlicher Engel
mir seine Flügel liehe?

erst würde ich
– völlig hilflos –
am Boden herumrudern, dann
– etwas zaghaft vielleicht –
in die Höhe flattern; und wenn
es mir tatsächlich gelänge,
mich in die Lüfte zu schwingen,
dann würde ich wohl bald
– im Sturzflug –
wieder zu Boden sausen; denn woher
sollte ich wissen, wie das geht:
fliegen?

ob der Engel wohl auch
so freundlich wäre, mir
Flugstunden zu geben?