für Clara
Gott, wie entscheidest du,
wer gehen muss,
wer bleiben darf?
oder überlässt du das
dem Teufel?
für Clara
Gott, wie entscheidest du,
wer gehen muss,
wer bleiben darf?
oder überlässt du das
dem Teufel?
wo eben noch
plötzlich ein Loch
doch nur
weiter nichts
nichts weiter
nur doch
ein Loch plötzlich
noch wo eben
jetzt strampel ich arme Maus
schon so unendlich lange, aber
diese vermaledeite Milch will
partout nicht zu Butter werden
für Claudia, die heute 63 Jahre alt geworden wäre
ach, ich hoffe, Du feierst
heute
in froher Runde wie früher
dort
(wo immer das jetzt ist)
für Claudia
noch immer
dauert mich
Dein früher Tod
noch immer
trauert schwer
mein Herz
noch immer
kauert tief
in mir die Not
noch immer
lauert überall
der Schmerz
die Welt da draußen
macht mir Angst:
nichts als Grausen
Sausen Brausen
ohne Pausen …
die Zeit der Flausen ist vorbei.
die stillen Klausen sind entzwei.
und zum Schmausen
gibt es nur noch Brei …
ich hänge
am Leben
ach, könnte ich an solchen Tagen, die
mich mit steifer Brise ganz in Atem halten,
nur einmal kurz die Luft anhalten
und sie bitten, mich in ihrem Luftzug
mitzunehmen – ganz weit fort!
und vielleicht könnte ich mir
dort aus der Puste wieder
etwas Atem holen
was haben wir nicht schon alles verloren:
Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld,
den Glauben, die Geduld, den Mut,
unsere Unschuld, unsere Liebesmüh,
Freunde (an den Tod und an das Leben),
den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau,
den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn,
Haare auch, manchmal ein paar Kilos,
das Bein, den Arm, unser Herz,
ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden,
Sicherheit und Gewissheit,
ja, die Sprache und nun auch noch
uns
wir sind verloren,
alles haben wir verloren,
wir haben nichts mehr zu verlieren:
was habe ich dann hier noch
verloren
kein Wind, der
mich trägt
kein Sonnenlicht, das
mich wärmt
und ich
bin ohne Energie
ja, ich lebe
für mein Leben gern
und Tod und Teufel
würde ich darum geben:
auch für mein Leben gern
zu sterben
nicht mehr abwarten:
nur Tee trinken