meine Worte haben sich verkrochen.
was nur hat sie gestochen? sie fürchten:
ihnen würden die Knochen gebrochen,
man wolle sie lochen oder gar kochen.
ungern lassen sie sich unterjochen.
schon gar in Epochen, wo unsere Herzen
so bang, ach bang nur pochen.
es sind nun schon Wochen, wo
ich nicht gesprochen.
meine Worte und ich:
wir haben uns verkrochen.
Am toten Punkt
Morgensterns Schnecke
Danke, liebe Gerda, Deine Erinnerung an Morgensterns Schneckengedicht hat mich wieder ins Dichten gebracht …
lang hat die Schnecke nachgedacht –
und schließlich hat sie es gemacht:
verlassen hat sie nun ihr schützend‘ Haus
und kriecht und kriecht ganz weit hinaus.
leicht fühlt es sich auf ihrem Rücken an;
sie denkt: fängt jetzt das Leben an?
doch andererseits (ich muss es sagen)
beginnt sie bald doch laut zu klagen.
nackt ist sie jetzt – und heimatlos –
und denkt: was hab ich mir gedacht da bloß?
weltfremd
weltfremd sei ich, sagen sie; ach, so fremd
bin ich offenbar der Welt schon geworden –
obwohl es doch gerade die Welt ist, die mir
fremd, ja immer fremder wird
Hohlräume
unverhohlen sei’s gesagt:
wo alles hohl ist, bleibt nur
die Höhle
durch die Blume
zum Jahreswechsel 2024/25
was aber wird uns blühen im neuen Jahr?
ich fürchte: merkwürdige Blüten dürfte
dieses zarte Pflänzchen bald schon treiben
(und auch im neuen Jahr wird kaum
ein Baum in den Himmel wachsen) –
oder glaubt tatsächlich noch jemand
an versprochene Rosengärten?
Und dennoch: Prosit Neujahr! 🌸🌲🌼 🌳🌷
Dein Licht
im Gedenken an Conny 💫 (und eine Reprise von „Stern, Du“)
ja, Dein Licht
leuchtet uns
noch immer
– Stern, Du –
und jetzt
nach einem Jahr
sogar viel heller noch als jemals zuvor
eine offene Frage
für Clara
Gott, wie entscheidest du,
wer gehen muss,
wer bleiben darf?
oder überlässt du das
dem Teufel?
Hirnriss
wo eben noch
plötzlich ein Loch
doch nur
weiter nichts
nichts weiter
nur doch
ein Loch plötzlich
noch wo eben
Fabel mit Pferdefuß
jetzt strampel ich arme Maus
schon so unendlich lange, aber
diese vermaledeite Milch will
partout nicht zu Butter werden
mein Wunsch für Dich
für Claudia, die heute 63 Jahre alt geworden wäre
ach, ich hoffe, Du feierst
heute
in froher Runde wie früher
dort
(wo immer das jetzt ist)
noch immer
für Claudia
noch immer
dauert mich
Dein früher Tod
noch immer
trauert schwer
mein Herz
noch immer
kauert tief
in mir die Not
noch immer
lauert überall
der Schmerz
die Welt da draußen
die Welt da draußen
macht mir Angst:
nichts als Grausen
Sausen Brausen
ohne Pausen …
die Zeit der Flausen ist vorbei.
die stillen Klausen sind entzwei.
und zum Schmausen
gibt es nur noch Brei …