Welt, wohin gehst du?
Welt, wohin führt das?
Welt, wohin bringt es uns?
Welt, wohin haben wir es gebacht?
Welt, wohin mit uns, wenn die Welt aus den Fugen ist?
Welt, wohin mit dir, wenn wir die Welt aus den Angeln heben?
Welt, wohin?
Gedankenspiele: Unsortiertes
Maske um Maske
Maske um Maske
suche ich unter
den vielen Masken
mein Gesicht.
Doch ich finde es nicht.
Vertane Zeit
Und noch ein Text, der seinen Ursprung einer Formulierung der lieben Eulenschwinge verdankt…
Stets nehmen wir uns Zeit,
obgleich wir uns Zeit schenken müssten,
um Zeit zu haben.
Bisweilen vertreiben wir uns die Zeit,
stehlen einander die Zeit,
ja, schlagen die Zeit sogar tot,
anstatt uns Zeit zu lassen.
Wie oft spielen wir ganz auf Zeit,
wobei wir Zeit verlieren,
indem wir Zeit zu gewinnen glauben.
Wir denken, wir gehen mit der Zeit,
weil wir fürchten, die Zeit könnte stehen bleiben,
obwohl wir von Zeit zu Zeit
die Zeit am liebsten anhalten würden.
Doch die Zeit vergeht,
und es kommt die Zeit,
da es allerhöchste Zeit sein wird,
Zeit zu finden für uns und für unser Leben,
bevor wir für alle Zeit
das Zeitliche segnen.
Sokratischer Widerstand
Ihr fragt uns nach
unseren Antworten
auf eure Fragen.
Wir aber antworten mit
unseren Fragen
auf eure Antworten.
Worttrunken
Wortdurstig
trinke ich
Sprache.
Sie ist mein Wasser.
Sie ist mein Nektar.
Sie ist mein Wein.
Und ich trinke
und trinke, trinke
und sinke
immer tiefer
in sie hinein, bis
ich singe –
worttrunken.
Traumgedicht
Mir träumte,
ich schriebe ein Gedicht:
Es war so leicht, so zart, so fein.
Doch als ich erwachte,
fand ich es nicht:
Mir fiel es einfach nicht mehr ein.
Ach, süßer Schlaf,
schenk du mir keine Traumgedichte mehr,
die mich zum Narren halten – hinterher.
Ausweisung
Wer sich nicht ausweisen kann,
wird ausgewiesen.
Wer ausgewiesen wird,
bleibt für immer ohne Ausweis.
Wer aber einen Ausweis hat,
darf ausweisen.
Wer ausweist,
ist ausgewiesen ausgewiesen.
Denn:
Eine Ausweisung
ist ein Ausweis
ausgewiesener
Unmenschlichkeit.
“Heimat – was zum Kuckuck?!” ist das Motto des diesjährigen Open Ohr-Festivals. Eine kleine Idee, die mir schon länger zum Thema “Ausweisung” im Kopf herumspukt, habe ich deshalb heute noch mal aufgegriffen und zu einem vorläufigen Ende gebracht; sie passt ganz gut dazu, denke ich.
Was leicht ist und was schwer
Leicht ist es,
Leichtes schwer zu nehmen.
Schwer ist es,
Schweres leicht zu nehmen.
Denkzettelwirtschaft
Ein Denkzettel
ist ein Denkfehler,
der sich in eine Gedankenwelt
aus Denkfallen verzettelt,
ist ein Denkschritt
in ein gedankenloses Denksystem,
das zu Denkfaulheit anzettelt,
statt einen Denkanstoß zu geben.
Des Lebens Spielarten
Anfangs ist’s doch nur ein Kinderspiel
Bald schon wird’s ein Lernspiel
Später heißt’s dann ein Gesellschaftsspiel
mit viel Kampf- und Rollenspiel.
Für manche bleibt’s ein Computerspiel – ein Leben lang.
Oft ist’s ein reines Glücksspiel
und alles andere als ein Strategiespiel.
Das Leben ist kein Planspiel,
dafür immer wieder ein Gedulds- und Geschicklichkeitsspiel.
In vielen Phasen ist’s ein Frage-Antwort-Spiel,
ein Quiz,
ein Puzzle,
ein Rätsel.
Am Ende ist’s ein Versteckspiel
oder eher noch ein Katz- und Maus-Spiel,
doch du kannst laufen, hüpfen, wie du willst,
der Tod, er wird dich finden,
der Tod, er wird dich fangen.
Seine Karten sind gezinkt,
sein Würfel präpariert,
er spielt den letzten Ball ins Tor.
Das Spiel ist aus: Er macht das Spiel,
am Ende sind sie alle sein, die Figuren auf dem Brett.
Leider kann ich es in WordPress nicht so formatieren, wie ich es mir eigentlich vorstelle: Des Lebens Spielarten (hier als pdf-Datei).
Licht und Schatten. Ein zweiter Versuch
Ich suche nach
Licht dort, wo Schatten.
Ich suche nach
Schatten dort, wo Licht.
Ich suche
Schatten im Licht.
Ich suche
Licht im Schatten.
Dabei ist es doch so einfach:
Wo Licht ist,
ist kein Schatten.
Und wo Schatten ist,
ist kein Licht.
Licht und Schatten
Wo Licht ist,
ist auch Schatten.
Das heißt doch auch:
Wo Schatten ist,
ist auch Licht.