Wien, 6. Bezirk, Gumpendorferstraße: Vier Zimmer, Küche, Bad – und eine verpasste Gelegenheit

Das Zimmer mit dem Flügel, den
keine von uns spielen konnte,
überließ ich gern meiner Freundin.

Das romantische Erkerzimmer
nahm sich fraglos die andere Freundin,
sie hatte die Wohnung für uns gefunden.

Das Poetenzimmer mit den Schleiflackmöbeln,
in das ich mich schon – dichtend – geträumt hatte,
bekam schließlich doch – trotz Münze! – die Freundin der Freundin.

Mir blieb das Durchgangszimmer zur Küche
(und zum Bad, doch das hatte noch eine zweite Tür):
Man hätte auch gleich im Flur leben können…

Trotzdem ist aus mir keine Wiener Kaffeehaus-Literatin geworden.
Schade, eigentlich.

 

#frapalywo: Haus und Zimmer – “all in one”

Sophie Paulchens Lyrische Woche frapalywo kam diesmal für mich total ungelegen… doch haben sich die Impulse im Laufe der Woche in meinem Kopf selbstständig gemacht, und deshalb gibt es nun hier eine (nicht ganz erst gemeinte) frapalywo-Reihe in einem Schwung.

tag 1: die gute stube

nur herein
in die gute stube
doch nein! – ein
schlichtes zimmer
genügt nicht mehr,
da muss es schon ein
flottes loft sein

tag 2: hotelzimmer

ein stuhl, ein tisch
ein bad, ein bett,
tv, wc und internet

tag 3: flur

flurauf, flurab –
so geht’s nun seinen gang
und immer schön den korridor entlang

tag 4: gartenlaube

dort hinter der laube
nascht die taube
an der traube
und meine schraube
macht sich aus dem staube
dort hinter der laube

tag 5: dachkammer

wenn mein herz
im keller sitzt,
zieht mein kopf
in die mansarde

tag 6: hochhaus

hochhaus
hoch hinaus
hoch hinauf
hoch in den himmel hinauf
hoch und höher
hoch höher und höher
bis es nicht mehr
geht

tag 7: reihenhaus

hausanhausanhausanhaus
undweitundbreitkeinhaus, das aus
der reihe tanzt