Wann
gebe ich es auf,
das Päckchen, das ich mit mir
herumtrage, und schicke
mich in das
Leben?
Autor: Lyrifant
Vom Verlieren und Finden
Finde ich Dich,
Verliere ich mich.
Finde ich mich,
Verliere ich Dich.
Finden wir uns,
Wenn wir uns verlieren?
In der Stille
In der Stille
Gibt dein Ich
Leise Laut.
Urlaubsmodus
nichts müssen
noch nicht einmal sollen
einfach nur dürfen
alles können
oder auch sein lassen
ganz wie ich mag
wie laut du bist
erst in der Stille
bemerkst du, Mensch,
wie laut du bist
wie laut dein Schlucken
wie laut dein Atmen
wie laut dein Leben
wie laut dein DaSein
wie laut du bist,
bemerkst du, Mensch,
erst in der Stille
Auf dem Boden der Stille
Auf dem Boden der Stille
gedeiht dein Wort. Hör,
wie es zu blühen beginnt.
Prosa in Rosa (1)
Neuerdings nahm sie auf Bahnfahrten immer etwas Schmirgelpapier, einen kleinen Eimer mit rosa Farbe und einen dicken Pinsel mit. Denn sie nahm sich doch sehr zu Herzen, was auf der Zugtoilette zu lesen stand:
“Bitte verlassen Sie den Raum so, wie Sie ihn vorfinden möchten. Danke.”
Wien, 6. Bezirk, Gumpendorferstraße: Vier Zimmer, Küche, Bad – und eine verpasste Gelegenheit
Das Zimmer mit dem Flügel, den
keine von uns spielen konnte,
überließ ich gern meiner Freundin.
Das romantische Erkerzimmer
nahm sich fraglos die andere Freundin,
sie hatte die Wohnung für uns gefunden.
Das Poetenzimmer mit den Schleiflackmöbeln,
in das ich mich schon – dichtend – geträumt hatte,
bekam schließlich doch – trotz Münze! – die Freundin der Freundin.
Mir blieb das Durchgangszimmer zur Küche
(und zum Bad, doch das hatte noch eine zweite Tür):
Man hätte auch gleich im Flur leben können…
Trotzdem ist aus mir keine Wiener Kaffeehaus-Literatin geworden.
Schade, eigentlich.
Wien. Jetzt. Für immer*
damals, als ich
nach einem Jahr wiedergekommen,
war ich erschrocken,
wieviel sich schon verändert
heute, da ich
nach dreißig Jahren wiedergekommen,
bin ich überrascht,
wieviel sich noch gleichgeblieben
* Aktueller Werbeslogan der Stadt Wien. Passt.
Schmarrn
Ein Gruß aus Wien!
(bei Waldviertler Mohnschmarrn rasch notiert)
Schmarrn ess’n?
Schmarrn red’n?
Schmarrn schreib’n?
So ein Schmarrn!
Einen Schmarrn werd’ ich!
Spukgeschichten
endlich habe ich
alle guten Geister
verlassen, endlich
sehen sie mich,
die Gespenster,
die Geister, die mich
gerufen haben,
endlich malt
mich der Teufel
an die Wand
#frapalywo: Haus und Zimmer – “all in one”
Sophie Paulchens Lyrische Woche frapalywo kam diesmal für mich total ungelegen… doch haben sich die Impulse im Laufe der Woche in meinem Kopf selbstständig gemacht, und deshalb gibt es nun hier eine (nicht ganz erst gemeinte) frapalywo-Reihe in einem Schwung.
tag 1: die gute stube
nur herein
in die gute stube
doch nein! – ein
schlichtes zimmer
genügt nicht mehr,
da muss es schon ein
flottes loft sein
tag 2: hotelzimmer
ein stuhl, ein tisch
ein bad, ein bett,
tv, wc und internet
tag 3: flur
flurauf, flurab –
so geht’s nun seinen gang
und immer schön den korridor entlang
tag 4: gartenlaube
dort hinter der laube
nascht die taube
an der traube
und meine schraube
macht sich aus dem staube
dort hinter der laube
tag 5: dachkammer
wenn mein herz
im keller sitzt,
zieht mein kopf
in die mansarde
tag 6: hochhaus
hochhaus
hoch hinaus
hoch hinauf
hoch in den himmel hinauf
hoch und höher
hoch höher und höher
bis es nicht mehr
geht
tag 7: reihenhaus
hausanhausanhausanhaus
undweitundbreitkeinhaus, das aus
der reihe tanzt