Sommerhitze bettet sich aufs weiche Hügelland,
senkt ihren schweren Schlaf auf traubensatte Reben
im silbergrünen Schimmer der Olivenbäume.
Die gelben Feigen träumen still vom Reifen.
Sogar die Wespen hängen träge vom Gebälk,
und auf den alten Mauern ruhen die Eidechsen,
sonst flink, in ihrem mittäglichen Sonnenbad.
Müd fällt mein Blick auf die Zypresse: wie sie
– einsam – unbewegt da steht und wacht.
Autor: Lyrifant
Schwimm mich auf den Grund der Liebe
angelehnt an Leonard Cohens “Dance me to the end of love”, das mich vor einiger Zeit tief berührt hat und zu dieser Variation inspiriert hat, die ich schon lange schreiben wollte – jetzt endlich habe ich die richtigen Worte gefunden, hoffe ich
Schwimm mich in die Wunden des verletzten Meeres
Schwimm mich in das Salz seiner Tränen
Sei die Planke, die mich hält
Schwimm mich an das Ufer der Liebe
Schwimm mich an das Ufer der Liebe
Schwimm mich an den Strand der zu früh Gestrandeten
Schwimm mich ins Vergessen der zu früh Vergessenen
Sei mein Leuchtturm, sei mein Stern
Schwimm mich bis ans Ende der Liebe
Schwimm mich bis ans Ende der Liebe
Schwimm mich über ihre Lieder, die das Meer zu Ende sang
Schwimm mich in die Hoffnung, die das Meer zu Ende sprach
Berühr mich mit Deiner nassen Hand
Schwimm mich bis an das Ende der Liebe
Schwimm mich bis zum Grund der Liebe
Schwimm mich auf den Grund der Liebe
im Pinienhain
lerne ihr knorriges Alphabet
zu lesen die schweigsame Poesie
welche die alten Pinien
in großen Schriftzeichen
in den Himmel schreiben
von Wellen, von Wogen, von Brandung und Meer
brenne, brenne
rasch durch die Brandung
walle, walle
ganz sacht durch die Welle
wiege, wiege
dich sanft in der Woge
schaukel
und schunkel im Wellengefunkel
baumel
und taumel im Wogenschaume
schwinge
und singe, was schwingt, was singt dir das Meer
von Wellen, von Wogen,
von Brandung und Meer
Meer, nur Meer
kaum etwas Schöneres als
weit hinter dir das Land, der Strand
vor dir das Meer, nur Meer, so weit
über dir der Himmel, nur Himmel, so hell
unter dir das Meer, nur Meer, so tief
und du – weiter, nur weiter, immer weiter
weiter hinaus, ins Weite
weiter hinauf, ins Helle
weiter hinab, ins Tiefe
weiter, nur weiter:
Meer, nur Meer
Conditio humana
Den Himmel
auf Erden
kannst du dir schaffen,
Mensch,
machtest du dir nicht selbst
die Welt und das Leben
zur Hölle.
Zikadenkonzert
Zikadenkonzert:
Die kleinen Minnesä(n)ger
zirpen. – Ich träume.
rehte enmitten durch
mitten inmitten meiner Mitte find
ich mittendrin mitteninne
die Mitte der Welt und
rehte enmitten durch
mich
rehte enmitten durch ist die mittelhochdeutsche Deutung des Namens Parzival (in Entsprechung zu altfranzösisch Perceval ‘Durchdring das Tal’), die der Dichter Wolfram von Eschenbach Parzivals Cousine Sigune in den Mund legt, als sie Parzival seinen Namen nennt und erklärt.
rederecht
versucht nicht,
mich zu überreden,
mich mit euch zu unterreden:
ich mag nicht zerreden
was zu bereden,
ich mag nichts herbeireden,
nur um etwas wegzureden
bitte, versucht nicht,
mir das eure einzureden,
um mir das meine auszureden
Straußwirtschaft
Sorry, Leute, ich weiß, das ist wirklich ganz unter meinem Niveau, aber nach einem Tag wie heute kann ich nur noch blödeln…
Ficht ein Strauß
mit einem Strauß
einen Strauß
aus, kommt
oh, Graus!
ein ganzer Strauß
von Sträußen
und Straußen
aus diesem Strauß
heraus.
Sachdinglicher Hinweis
Sagen,
was Sache ist:
Das ist ganz mein Ding.
Doch die Dinge
beim Namen nennen:
Das ist so eine Sache.
Identitätsfrage
Wenn ich
anders bin
als die anderen
bin ich dann nicht
auch eine andere
und damit
den anderen
gleich?