Wenn ich ein Vöglein wär’

Wenn ich ein Vöglein wär’
Und auch zwei Flügel hätt’,
Flög’ ich zu Dir.

Wenn ich ein Fischlein wär’
Und auch zwei Flossen hätt’,
Schwömm’ ich zu Dir.

Wenn ich ein Rehlein wär’
Und auch vier Beinchen hätt’,
Spräng’ ich zu Dir.

Da ich ein Menschlein bin
Und nur zwei Beine hab’,
Geh’ ich zu Dir.
Das kann nun langsam sein,
Das kann nun mühsam sein,
Doch komm’ ich zu Dir.

Selbst wenn ich ein Schnecklein wär’
Und keine Beine hätt’,
Blieb’ ich nicht hier
Und kröch’ zu Dir.

Ein Rausch im Plauschbär-Lauschbär-Flausch

nur für Kerstin, die es allein versteht 🙂

Der Plauschbär spricht zum Lauschbär:
“Ich möcht’ so gerne mit dir plauschen.”
Der Lauschbär aber sagt zum Plauschbär:
“Ich mag dir doch nur lauschen.”

Da will der Plauschbär lieber tauschen
und den Lauschbär’n hören rauschen.
Doch der Lauschbär bleibt ganz still –
und lässt Plauschbärs Ohren bauschen.

Alternativen

lieber Frechdachs
als Angsthase

lieber Zimtziege
als Sündenbock

selbstverständlich
lieber Glücksschwein
als Unglücksrabe

ja sogar
lieber Platzhirsch
als Wandervogel

doch
weder Baulöwe
noch Immobilienhai

weder Stinkfisch
noch Lackaffe

dann doch lieber
sowohl Schnapsdrossel
als auch Schluckspecht

aber auf keinen Fall
Pleitegeier

lieber Faultier
als Arbeitsesel

vielleicht auch
Problembär

wenn es denn sein muss
lieber Bordsteinschwalbe
als Rampensau

lieber Krampfhenne
als Knurrhahn

auf jeden Fall aber
lieber Schmierfink
als Dreckspatz

lieber Leseratte
als Tanzmaus

am liebsten aber doch
Bücherwurm

Die Ledermaus

Die Ledermaus
geht gerne aus.

Der Raunbär
bittet sie zum Schwof,
der Warzbär
macht ihr schön den Hof.

Die Lindschleiche hat ein Aug auf sie,
der Lauwal zeigt Interesse nie.
Die Lange und die Liege
führen um sie Kriege.

Sogar der Neelöwe findet sie ganz nett
und hätte sie ganz gern bei sich im Bett.

Der Raureiher aber versucht sie einzulullen,
doch vergebens – sie steht nur auf Suchtbullen.

Und eine liebe Freundin von mir hat auch gleich weitergedichtet:

…doch kommt das Rokodil dazu,
ist’s mit der Liebe aus,
denn das nappt zu! :o)

Spätsommerzoo

nach der Schafskälte
nun noch die Hundstage

der Löwenzahn
nur noch Erinnerung
im Löwenmäulchen

einst Schwanenhals
und Wespentaille
(das hatte ich noch nie)

nun Krähenfüße
und Hühneraugen
(das habe ich noch nicht)

doch nie einen Katzenbuckel
aber dafür jede Menge
Eselsohren in der Gänsehaut

Lob der Faulheit

Das Faultier liegt
in seinem Faulpelz
auf der faulen Haut
und sagt zum
Fleißmenschen:
“Du irrst,
wenn du Muße
für Faulheit hältst
und es beflissen zulässt,
dass das Muss
dein fleißiges Leben bestimmt,
so dass dir statt Genuss
nur Gemuss bleibt.
Lass es dir gesagt sein:
Es ist etwas faul
am Fleiß,
denn wer zu fleißig ist,
verfault.
Glaub mir:
Müßiggang ist aller Musen Anfang!
Denn die Musen übersehen
geflissentlich die Fleißigen
und küssen nur die Faulen.”

Fabula docet?

Ich bin gewiss nicht so töricht wie
der Rabe,
der seinen Käse fallen lässt,
nur weil der Fuchs ihm schmeichelt.

Ob ich aber so einsichtig wäre wie
der Bär,
der aufhört zu tanzen,
als das Schwein ihm applaudiert?

Doch sicherlich wäre ich eitel genug,
mein Affenherz hinzugeben,
wenn mich – in aller Freundschaft –
das Krokodil darum bäte.