Dialektik der Ausgangssperre

normalerweise
will ich nicht und
muss ich nicht
vor’s Haus
nach 21 Uhr

kaum aber
darf ich nicht und
kann ich nicht
vor’s Haus
nach 21 Uhr

dann
will ich unbedingt und
muss ich unbedingt
vor’s Haus
nach 21 Uhr

und die Vernunft
darf dann und
kann dann ebenfalls
vor’s Haus –
rund um die Uhr

Bitte, Danke, Entschuldigung

Es mögen wichtige Wörter sein, ja gewiss, doch alles, Seine Heiligkeit, das müssen Sie schon zugeben, lässt sich damit doch nicht regeln!

Bitte,
mein Kleiner,
still mein unheiliges Verlangen

Danke,
mein Kleiner,
gabst mir für Momente Erlösung

Entschuldigung,
mein Kleiner,
vergib mir meine tiefe Schuld

Rassismus. Kein Gedicht

Ich gebe zu, es ist durchaus
ein verlockendes Narrativ:
Rassismus als Geisteskrankheit
zu begreifen.

Spinne weiter: Gehörten dann nicht
diese eine Partei und alle, die sie
wählen und unterstützen, in die
Psychiatrie? Oder zumindest doch
– im Dienste nationaler Sicherheit –
in Quarantäne?

Doch bedenke auch: Ließen wir uns
auf diese Diagnose ein, bedienten
wir uns der Rhetorik und der Metaphorik
derer, die genau dies wollen: Rassismus
als Krankheit einzelner Verwirrter
verharmlosen.

Nein, Rassismus ist keine Krankheit!
Rassismus ist Rassismus.
Kein Symptom.
Keine Diagnose.
Und erst recht kein Gedicht.

pfui!

ui,
wie dreist:
einfach ausgetrickst,
die einfache Mehrheit

hui,
wie fix:
doppelt ausgepielt,
die Demokratie

pfui,
wer da hat mitgespielt,
doppelzüngig

pfui,
wer da hat mitgetrickst,
mit einfachen Mitteln
zum bösen Zweck

 

Heute ist ein schwarzer Tag für die Demokratie in unserem Land: Ein 5%-FDP-ler ist sich nicht zu schade, sich mit den Stimmen der rechtsradikalen Höcke-AFD zum thüringischen Ministerpräsidenten wählen zu lassen (und dies mit Unterstützung der CDU).