es gibt eine Zeit für Friede.
es gibt eine Zeit für Freude.
es gibt eine Zeit für Eierkuchen.
eine Zeit für Eierkuchen findet sich jederzeit.
die Zeit für Freude aber scheint vorbei.
jetzt ist es Zeit für Friede!
politische Lyrik
Unwort des Tages
ein Gedicht
verdient es nicht.
aber ich muss es beim Namen nennen:
„Remigration“ ist ein Unwort für ein Unding
und (dies zynisch in Potenz) ein Fremdwort,
das nur dürftig ein Deutschwort verbrämt
für ein Deutschding, das schon einmal
(und dies an einem Ort ganz in der Nähe)
pedantisch deutsch geplant wurde.
Mein Entsetzen kann ich gar nicht in Worte fassen über das, was da offenbar geschieht:
nein
nein, ich will nicht
mich entscheiden müssen
zwischen wir hier und sie dort
(das verlange bitte niemand von mir)
(wie sollte ich es erfüllen können?)
nein, ich will nicht
mich entscheiden müssen
zwischen Mensch hier und Mensch dort
irre irr
selbst in einem Irrgarten
gibt es nicht nur Irrwege
doch ein Irrlicht hilft
uns Irrläufern nicht
auf unserer Irrfahrt
durch unser Irrenhaus
es ist ein Irrglaube, eine Irrlehre, ein Irrtum:
dass Irren menschlich sei (manchmal
kann Irren irrsinnig unmenschlich sein)
irr werde ich
am Irrsinn unserer Zeit
(mag es euch auch irritieren):
irre irr
für und gegen
wer für x ist, ist gegen y,
ist anti-y, ist pro böses x –
so einfach ist das heute
doch: wer für x ist, ist vielleicht
einfach nur für x und nicht
gegen y, sondern ist vielleicht
auch für y, und wer für x ist, ist
vielleicht nicht in allem für x –
so kompliziert kann es sein
wer für y ist, muss gegen x
sein, will er nicht anti-y sein –
das ist das Gebot der Stunde
so einfach aber ist das
für mich nicht: ich bin
für für und gegen gegen,
aber manchmal auch
für gegen und gegen für
vor allem aber wünsche ich mir
wieder mehr Differenzierung
ein offenes Wort
ein offenes Wort (ganz offen:
ich trau es mich fast nicht zu sagen):
ein offenes Wort ist – scheint’s –
nicht mehr erwünscht, geduldet sind
ganz offenbar nur Worte noch, die
nur nach einer Seite offen sind
toccata e fuga
toccata – eine geschlagene
ist die Welt, wir improvisieren
Leben, in seinen Tasten
spüren wir Schlag
um Schlag
e fuga – und Flucht
allenthalben, die flüchtige
Hoffnung, noch flüchten
zu können, wo die Welt
aus den Fugen, nur noch fliehen
aus dieser Welt –
doch wohin?
Von Petra Pawlofsky dankenswerterweise reblogged auf ihrem wunderbaren Blog „DA SEIN IM NETZ": https://ppawlo.com/2023/12/01/lyrifants-toccata-e-fuga-und-mein-bild-wohin-nur/
zum Tag der Deutschen Einheit
lieber
ein Freitagsgebet
zum (blauen) Mittwoch
und Samstagsarbeit
am langen Donnerstag
als diese Sonntagsreden
an einem Dienstag
aus Montagsproduktion
die entscheidende Frage
nicht wann, nicht wo,
weder warum noch wozu
wird was wie entschieden
die entscheidende Frage ist doch:
wer entscheidet,
wer entscheidet?
political correctness?
der entscheidende Machtfaktor
warum liegt Macht (so scheint es)
immer in den Händen der Falschen?
vermutlich weil die Richtigen niemals
für Macht über Leichen gehen würden
„Behalte den Flug im Gedächtnis“
„Behalte den Flug im Gedächtnis. / Der Vogel ist sterblich.“
Schlussverse aus „Mein Herz ist bedrückt“ von Forugh Farrochsad
Zur Erinnerung an den Tod von Jina Mahsa Amini heute vor einem Jahr und im Gedenken an die vielen, die im Widerstand gegen das iranische Mullah-Regime ihr Leben gelassen haben
wie aber
die Erinnerung
an das Fliegen wachhalten
im immer abgeriegelten Käfig?
nur noch die toten Vögel
wissen davon zu singen