Solange noch
in meinem Kopf
die Wörter
mich umsummen,
bin ich ganz
bei mir.
Sobald jedoch
in meinem Kopf
die Wörter
beginnen zu
verstummen,
verlier ich mich
in mir,
kann nur noch
brummen,
von meinen Musen
verlassen.
Solange noch
in meinem Kopf
die Wörter
mich umsummen,
bin ich ganz
bei mir.
Sobald jedoch
in meinem Kopf
die Wörter
beginnen zu
verstummen,
verlier ich mich
in mir,
kann nur noch
brummen,
von meinen Musen
verlassen.
Ich schriebe mein Leben
gern in Schönschrift.
So schreibe ich mir
mein Leben schön,
mein Leben ins Schöne.
Und schreibe für
mein Leben schön
mich schön für
mein Leben. Und
schreibe mich schön
um mein Leben.
So schreibe ich
um mein Leben.
Schön.
Angeregt durch den Kommentar von wortwerkzeug zu meiner ersten Version hab ich noch mal nachgedacht und am Kalligraphie-Gedicht noch etwas weiter gefeilt. Wie gefällt Euch das Ergebnis?
Ich schreibe
mein Leben
in Schönschrift.
Ich schreibe mir
mein Leben
schön.
Ich schreibe mir
mein Leben
ins Schöne.
Ich tu meinem Leben
schön:
Ich schreibe.
Ich lebe mein Leben
schön:
Ich schreibe.
Ich schreibe
für mein Leben
schön.
Ich schreibe mich
schön
für mein Leben.
Ich schreibe mich
schön
um mein Leben.
Ich schreibe
um mein Leben.
Schön.
Im Anfang
ist das Wort.
Und das Wort
ist bei mir.
Und das Wort
bin ich.
Im Anfang
ist das Wort.
Und das Wort
ist alles.
Alles ist
durch das Wort.
Ohne das Wort
ist nichts,
was ist.
Alles wird
durch das Wort.
Ohne das Wort
wird nichts,
was wird.
Im Wort
ist das Leben.
Und das Leben
ist das Licht.
Und das Licht
wird Gedicht.
Im Wort
bin ich Wort.
Und im Wort
werde ich Wort.
Und nur im Wort
werde ich Ich.
wortreich, ja
mit einem Wortstreich
gründe ich ein neues Wortreich
aus altem Wortgut
entzünde ich heiße Wortglut
mir tut jedes Wort gut
in jedermanns Wortschwall
höre ich lieblichen Wortschall
jedes Wort ist ein Wortall
in seinem Wortlaut
wird jedes Wort laut
auf jedweder Wortart
eine fröhliche Wortfahrt
vorbei am Wortsinne
spinnt die Wortspinne
tote Wortwitze
würzen die Wortschwitze
selbst im Wortbruch
steckt ein Wortspruch
im Wortschatz
verborgen ein Wortschwatz
in jedem Wort ein Schatz
wortlos aber
stehe ich wortbloß
in meinem Wortlos
lass ich mein Wort los
Wortdurstig
trinke ich
Sprache.
Sie ist mein Wasser.
Sie ist mein Nektar.
Sie ist mein Wein.
Und ich trinke
und trinke, trinke
und sinke
immer tiefer
in sie hinein, bis
ich singe –
worttrunken.
Mir träumte,
ich schriebe ein Gedicht:
Es war so leicht, so zart, so fein.
Doch als ich erwachte,
fand ich es nicht:
Mir fiel es einfach nicht mehr ein.
Ach, süßer Schlaf,
schenk du mir keine Traumgedichte mehr,
die mich zum Narren halten – hinterher.
Manchmal
baue ich ein Gedicht,
wie der Architekt
ein Haus baut.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
sprießt.
Manchmal
male ich ein Gedicht,
wie der Maler
ein Bild malt.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
spricht.
Manchmal
backe ich ein Gedicht,
wie der Bäcker
ein Brot bäckt.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
sprudelt.
Manchmal
webe ich ein Gedicht,
wie der Weber
ein Tuch webt.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
spinnt.
Manchmal
komponiere ich ein Gedicht,
wie der Musiker
ein Lied komponiert.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
klingt.
Manchmal
drechsele ich ein Gedicht,
wie der Schreiner
ein Tischbein drechselt.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
tanzt.
Manchmal
bastele ich ein Gedicht,
wie das Kind
einen Papierflieger bastelt.
Schöner aber ist’s,
wenn das Gedicht
einfach aus mir heraus
fliegt – und
fliegt und
fliegt.
Fällt mir ein
schönes Wort
ein, lasse ich es
fallen, und
bevor es mir
wieder ganz
entfällt,
falle ich
mir ins
Wort.
Dichten ist
Wortbildung:
Ein wortgebildeter
Wortbildhauer
bildet Worte aus Wörtern,
um wortzubilden.
Dichtkunst ist
Wortart:
Ein wortartiger
Wortartist
ortet Worte unter Wörtern in ihrer
Wortartenvielfalt.
Dichtung ist
Wortsinn:
Ein wortsinnlicher
Wortsinniger
sinnt nach Worten in Wörtern zur
Wortsinnfindung und
Wortsinnstiftung.
Schreib dich nicht ab.
Schreib dich auf.
Schreib dich aus.
Schreib dich ein in dein Leben.
Schreib dich nicht klein.
Schreib dich groß.
Schreib dich schön.
Schreib dich laut und deutlich.
Schreib dich nicht wund.
Schreib dich gesund.
Schreib dich rund.
Schreib dich bunt.
Schreib dich nicht fort.
Schreib dich um.
Schreib dich neu.
Schreib dich ins Reine.
Schreib dich nicht nach unserem Mund.
Schreib dich für die eigenen Augen.
Schreib dich uns hinter die Ohren.
Schreib dich uns ins Herz.
Vor allem aber:
Schreib.
Mit dem folgenden Gedicht werde ich mich wahrscheinlich ein bisschen unbeliebt machen. Aber ich gebe zu: Ich mag es nicht, wenn Gedichte regelmäßig (ohne Rücksicht auf ihren Inhalt) zentriert formatiert werden (und dies geschieht nicht nur in der Blog-Welt, sondern auch in wissenschaftlichen Arbeiten und sogar in dem ein oder anderen Lyrikband). Nur: Wozu macht man das? Ich verstehe es nicht und habe nun meine Meinung zu diesem Form-Problem in ein kleines polemisches und natürlich zentriert formatiertes Gedicht gegossen.
Ein zentriert formatiertes Gedicht,
das jedoch kein
Zentrum
hat, ist nicht mehr als
ein zentriert formatiertes Gedicht.